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8 Buchtipps für Autor*innen (und solche, die es werden wollen)

Es wurden eine Menge Bücher über das Schreiben geschrieben. Die meisten Standardwerke rund um das Handwerk von Autor*innen stammen aus dem angelsächsischen Raum. Es ist traurig aber wahr, in Deutschland, dem Land der Dichter und Denker, hat Kreatives Schreiben längst nicht den Stellenwert, den es in Großbritannien oder den USA hat. Jenseits des Atlantiks bieten High Schools und Universitäten Creative Writing als Schul- und Studienfach an. Hierzulande hat man Glück, wenn eine Lehrkraft eine AG zu dem Thema anbietet, und nur wenige, ausgewählte Hochschulen ermöglichen ein Studium dieser Richtung. Es ist bei uns also schwieriger sich zum Autor bzw. zur Autorin ausbilden lassen - oder eben teurer, wenn man einen der (leider nicht immer fundierten oder seriösen) Schreibkurse privat bucht. Glücklicherweise ist das Selbststudium immer eine Möglichkeit für diejenigen, die ihre Schreibe verbessern und sich professionalisieren wollen. Ich habe im Laufe der Jahre einige Ratgeber rund ums Schreiben gelesen - und heute präsentiere ich dir meine Favoriten.

  1. Über das Schreiben von Sol Stein

Sol Steins dicker Wälzer Über das Schreiben galt lange Zeit als DAS Standardwerk zum Thema. Heutzutage sind viele (vor allem jüngere) Leser- und Schreiber*innen nicht mehr uneingeschränkt begeistert von dem dicken Band. Denn das, was ihn so umfangreich macht, sind vor allem die Anekdoten des “Meisterlektors”. Der Schreibratgeber liest sich stellenweise wie Steins Memoiren, denn er berichtet ausführlich von seinen Begegnungen mit Größen der Amerikanischen Literaturszene. Das ergibt jedoch Sinn, wenn man sich den englischen Originaltitel des Buchs aus dem Jahr 1997 in Erinnerung ruft. Dieser lautete nämlich: Stein on Writing, wörtlich übersetzt Stein übers Schreiben. Es geht hier also nicht nur um eine Anleitung zum (besseren) Schreiben, sondern auch und insbesondere um die Erlebnisse eines Mannes, Sol Stein, der Literatur gelebt und geliebt hat. Wenn man sich das vor Augen hält ist Über das Schreiben eine interessante (nach fast 30 Jahren und der damit verbundenen Veränderung der Branche beinahe schon historische) Lektüre über die Buchwelt, gespickt mit nützlichen Tipps. Mich hat vor allem begeistert wie Stein an Non-Fiction, also Sach- und Fachliteratur, herangeht. Er erklärt sehr anschaulich, wie man einen Artikel oder Bericht schreibt, der die Leserschaft in den Bann zieht und eine persönliche Note hat - ohne Fakten zu verfälschen oder “mehr Meinung als Ahnung” zu sein. Eine Lektion, die einem nicht nur nützlich sein kann, wenn man im journalistischen Kontext schreibt. Ich finde sie zum Beispiel auch ganz lehrreich für Blogbeiträge, Newsletter oder Social-Media-Content. ;)

https://www.genialokal.de/Produkt/Sol-Stein/Ueber-das-Schreiben_lid_26092037.html (Opens in a new window)
  1. Turning Pro von Steven Pressfield

Turning Pro ist eigentlich nur ein Band aus einer Reihe von Schreibratgebern, die Steven Pressfield (seines Zeichens Buch- und Drehbuchautor) geschrieben hat. Bedauerlicherweise wurde nur der erste davon The War on Art ins Deutsche übersetzt und vom Autorenhaus-Verlag (Opens in a new window)veröffentlicht. Schade, denn Turning Pro ist mein persönlicher Favorit! Pressfield beleuchtet darin nämlich, was Hobby-Autor*innen von professionellen Schriftsteller*innen unterscheidet. Spoiler: Es ist die Disziplin. Die Fähigkeit auch dann zu Schreiben, wenn einem gerade nicht nach Schreiben zu Mute ist. Pressfield ist der Meinung: So wie andere Menschen zuverlässig an ihrem Arbeitsplatz erscheinen, müssen auch Schreibende ihren Schreibtisch quasi berufsmäßig aufsuchen. Und bevor jetzt der empörte Aufschrei kommt: Es geht nicht darum auf kreative Freiheiten oder Auszeiten zu verzichten. Aber es geht sehr wohl darum, dass Schreibende eine Art Arbeitsroutine für sich selbst entwickeln. Das bedeutet, dass man in Arbeitstagen denkt und seine Arbeitszeiten definiert. Zeiten, in denen man schreibt und Zeiten, in denen Feierabend oder Urlaub ist - wie in anderen Jobs auch. Beides ist wichtig und (nach meiner Erfahrung) extrem hilfreich für ein Mammutprojekt wie das Verfassen eines Buchs. Turning Pro ist ein absolut fundiertes und motivierendes Buch zu dem Thema. Wie bereits erwähnt ist es leider nur auf Englisch verfügbar. Wenn das für dich keine Hürde darstellt, empfehle ich es als Hörbuch (gelesen von Steven Pressfield selbst (Opens in a new window)) oder als E-Book.

https://www.genialokal.de/Produkt/Steven-Pressfield/Turning-Pro-Tap-Your-Inner-Power-and-Create-Your-Lifes-Work_lid_51475497.html (Opens in a new window)
  1. The Elements of Style von William Strunk Jr. & E. B. White

Langsam merkst du vielleicht, warum ich am Anfang dieses Textes darauf hingewiesen habe, dass viele Bücher rund ums Kreative Schreiben aus dem angelsächsischen Sprachraum kommen. Denn auch The Elements of Style ist (meines Wissens nach) nur in englischer Sprache verfügbar. Mir ist dieses sehr schlanke Büchlein zum ersten Mal während meines Kommunikationswissenschaftsstudium begegnet. Ich habe zwar an einer deutschen Uni studiert, meine Hauptseminare habe ich aber alle auf Englisch belegt. Weil ich für diese Seminare auch englische Arbeiten verfassen musste, habe ich auf Empfehlung der Dozentin diesen Band angeschafft. Und ich glaube kaum ein Ratgeber kommt so sehr an die Erfahrung an einer amerikanischen Hochschule ein Creative-Writing-Seminar zu belegen heran, wie dieser hier. The Elements of Style liest sich wie ein Vorlesungsskript. Es ist auf den Punkt, manchmal sogar nur stichpunktartig verfasst, aber das passt, denn der Rat von Strunk & White (übrigens beide Dozenten für Creative Writing) lautet: Formuliere so knapp und präzise wie möglich! Es ist also ein Ratgeber, der vor allem Schreibenden nützen kann, die zu ausschweifenden Beschreibungen oder verschnörkelter, blumiger Sprache neigen. Ich würde es auch Kolleg*innen empfehlen, die immer wieder “Show, don't tell” von ihren Lektor*innen zu hören bekommen.

https://www.genialokal.de/Produkt/William-Strunk-E-White/The-Elements-of-Style_lid_3243204.html (Opens in a new window)
  1. So lektorieren Sie Ihre Texte von Sylvia Englert

So viel vorweg: So lektorieren Sie Ihre Texte ersetzt kein Lektorat! Es ersetzt auch keine Testleser*innen oder ein Korrektorat. Denn auch mit der besten Anleitung lässt sich eines beim selbstständigen Überarbeiten der eigener Texte nie ganz herstellen: Der frische, kritische Blick! Jeder, der jemals ein Buch beendet hat, weiß, dass sich mit der zunehmenden Anzahl an Seiten eine Art Betriebsblindheit einstellt. Insbesondere, wenn man die eigene Arbeit schon etliche Male gelesen hat. Wenn du aber deinen Rohentwurf nicht ganz so roh an deinen Lektor oder deine Lektorin übergeben willst, wenn du an einer Leseprobe für eine Verlagsbewerbung arbeitest oder ein altes Manuskript aus deiner Schublade aufbessern willst, dann ist dieser Ratgeber für dich! Völlig egal, ob es um ein Romanprojekt, ein Sachbuch, eine Kurzgeschichte oder einen journalistischen Artikel geht - Englert hat für jedes Projekt hilfreiche Tipps. Schritt für Schritt, mit gezielten Fragen, praktischen Checklisten und konkreten Beispielen führt sie dich fokussiert durch die Überarbeitung.

https://www.genialokal.de/Produkt/Sylvia-Englert/So-lektorieren-Sie-Ihre-Texte_lid_18548282.html (Opens in a new window)
  1. 20 Masterplots von Ronald B. Tobias

Bevor man sich aber der Überarbeitung eines Manuskripts widmen kann, muss man erst einmal die Geschichte bauen. Genau damit, mit dem “Story Building”, beschäftigt sich 20 Masterplots! Wenn man sich nämlich einmal mit der Handlung verschiedener Lektüren auseinandersetzt, fällt auf: Es gibt eine Art erzählerisches Grundmuster, wiederkehrende Ähnlich- oder Gemeinsamkeiten zwischen den Geschichten, die uns begeistern. Vielleicht hast du schon früher im Deutschunterricht etwas über die 3-Akt-Struktur oder die Heldenreise gehört. Der Roman- und Drehbuchautor Ronald B. Tobias geht in seinem Werk noch weiter und zeigt zwanzig Geschichten-Gerüste für zwanzig verschiedene Kernthemen auf: Beispielsweise “Das Abenteuer”, “Die Rache”, “Die Verwandlung” oder “Die verbotene Liebe”. Ich kann diesen Schreibratgeber fast uneingeschränkt weiterempfehlen. Das einzige Manko daran ist, dass man nach dem Lesen wirklich kaum noch einen Film, eine Serie oder ein Buch konsumieren kann, ohne die Geschichte zu analysieren und Parallelen zu einem der 20 Masterplots zu ziehen.

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  1. Liebes- und Heftromane schreiben von Anna Basener

Wäre diese Liste eine Rangliste, wäre Liebes- und Heftromane schreiben für mich auf Platz 1. Ich sage das so deutlich, weil ich mir lieber vorstelle, dass du bei diesen Zeilen überrascht die Augenbrauen hebst als die Nase zu rümpfen. Heftromane haben leider nicht das beste Image in der Buchwelt. Sie sind als Schmuddelhefte verschrien und werden als Trivialliteratur herabgesetzt. Ich kann dazu nur sagen: Die wirkungsvollste Art eine Gelegenheit zu lernen zu verpassen ist eine arrogante Grundeinstellung. Der Schreibratgeber von Anna Basener ist auf den Punkt, realistisch, nüchtern und extrem hilfreich - auch wenn man keine Heftromane schreibt oder jemals schreiben möchte. Weißt du, Heftromane sind eine ganz spezielle Gattung der Belletristik: Sie haben immer exakt 64 Seiten, keine mehr und keine weniger. Um auf diesem engen Raum eine Geschichte zu erzählen, muss man sehr gründlich planen und präzise formulieren. Man muss so schreiben, dass es spannend bleibt, aber dennoch für jeden Menschen, der das Buch aufschlägt, sofort verständlich ist. Und wenn du jetzt denkst: “Aber das ist doch anspruchslos! So etwas will ich nicht schreiben!” Bist du sicher? Etwas niedrigschwellig zu schreiben, ist kein Zeichen mangelnden Könnens. Im Gegenteil: Es ist die Königsdisziplin. Viele Autor*innen scheitern daran, die komplexen Geschichten, Figuren und Welten aus ihrer Vorstellung zu Papier zu bringen. Die Folge davon sind Leser*innen, die das Buch abbrechen, nicht mögen und die Fortsetzung ganz sicher nicht kaufen. Lass dir also gerne von Anna Basener erklären, wie man eine gute Geschichte in 64 Seiten packt. Ausschmücken kannst du sie immernoch!

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  1. Der Weg des Künstlers von Julia Cameron

So, und jetzt kommt mal ein Ratgeber, der in eine ganz andere Richtung geht … Der Weg des Künstlers (Original-Titel The Artist's Way) von Julia Cameron ist ein Buch von der spirituellen Sorte und ich bin ganz ehrlich mit dir: Es war unheimlich schwer für mich, mich auf diese Lektüre einzulassen. Streng genommen habe ich es nicht gelesen, sondern als Hörbuch (auf Englisch von der Autorin persönlich gesprochen) (Opens in a new window) gehört. Mehr als einmal hatte ich dabei den Gedanken: “Okay, das wird mir jetzt zu abgefahren. Das funktioniert für mich nicht.” Aber genau in diesen Momenten hat Julia Cameron etwas gesagt, dass bei mir total ins Schwarze getroffen hat. Zum Beispiel als sie erklärt hat, dass viele Menschen, die sich im Herzen nach einer Karriere als Künstler*in sehnen, es nie wagen, etwas in diese Richtung zu unternehmen. Aus Angst! Weil es in der Kunst keine Garantie für Erfolg oder auch nur ein geregeltes Einkommen gibt. Weil man durch seine Kunst oft viel von sich selbst preisgibt und nicht jeder diese Aufmerksamkeit auf sich ziehen will. Weil andere Menschen Kunst mit Unverständnis, Hohn und harter Kritik begegnen. Sie berichtet in Der Weg des Künstlers von Menschen, die sich einen Job im Umfeld des Künstlerischen suchen: Statt Romane zu schreiben, wird man Journalist oder nimmt einen Bürojob im Verlag an. Statt Maler zu werden, designt man Werbegrafiken oder führt andere Leute durch Museen. Statt vor der Kamera zu stehen, wird man Kameramann oder Fotografin. Statt selbst Konzertsääle zu füllen, wird man Veranstaltungstechniker oder Eventmanager. Fühlst du dich ertappt? Also ich habe mich sehr ertappt gefühlt und deswegen war dieser Ratgeber wichtig für mich. Und wer für das Spirituelle offener ist als ich: Julia Cameron und ihr Buch Der Weg des Künstlers sind der Ursprung von kreativen Selbstfürsorgetechniken wie den “Morgenseiten” (Morning Pages) oder dem “Künstler-Date” (Artist's Date). Ihre Methoden haben (insbesondere im spirituellen Teil des Internets) hunderte Nachahmer*innen, die viel zu selten auf sie verweisen, aber Julia Cameron ist und bleibt die Urheberin und ihr Werk das Original.

https://www.genialokal.de/Produkt/Julia-Cameron/Der-Weg-des-Kuenstlers_lid_40017632.html (Opens in a new window)
  1. Big Magic von Elizabeth Gilbert

Viele Menschen kennen Eat, Pray, Love von Elizabeth Gilbert oder zumindest die populäre Verfilmung mit Julia Roberts in der Hauptrolle. Ihr Buch Big Magic beschäftigt sich auch mit Selbstfindung, baut aber ganz konkret auf ihrem Leben als Schriftstellerin auf und richtet sich an andere Autor*innen. Den Sub-Titel, dem man dem Buch in der deutschen Übersetzung verpasst hat Nimm dein Leben in die Hand und es wird dir gelingen, finde ich völlig fehlleitend. Ja, es geht in Big Magic darum, etwas zu wagen und darauf zu vertrauen, dass alles gut gehen wird. Aber es geht vor allem ums Schreiben. Es geht zum Beispiel darum, dass man Ideen als ein Geschenk betrachtet, dass man sie nicht zu lange in der Schublade versauern lässt, sondern sich ihnen widmet. Es geht darum, darauf zu vertrauen, dass die eigene Kreativität unendlich ist. Dass einem immer ein neuer Einfall kommen und man auch Schreibflauten überwinden wird. Es ist ein unheimlich mutmachendes Buch und es hat auch eine spirituelle Färbung, ist aber für skeptische Gemüter ein wenig zugänglicher als beispielsweise The Artist's Way. Ich empfehle es allen Kolleg*innen, die an ihren schriftstellerischen Fähigkeiten zweifeln. Und ich empfehle es Anfänger*innen, die sich noch nicht trauen anzufangen.

https://www.genialokal.de/Produkt/Elizabeth-Gilbert/Big-Magic_lid_31566251.html (Opens in a new window)

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Im nächsten Newsletter schicke ich ein bisschen Herbststimmung mit und teile mit dir drei Bücher, die ich in der rotbraunen Jahreszeit lesen möchte. Ich hoffe du bist in der Stimmung für mehr Buchtipps! ^^

Bis bald!

Phillippa

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