Liebe Pfefferhasis und Newsletter-Mäuse,
es ist Sonntag, der Wochenrückblick ist fertig und ich bin es auch. Die Woche war intensiv, aber auch schön. Ich habe in Kiel einen Zine-Workshop gegeben, der richtig Spaß und mir nochmal klar gemacht hat, dass ich wirklich gerne selbstständig bin, um mit dem Geld zu verdienen, was ich gerne tue. Das klappt so mittelgut, aber es läuft. Wenn ihr auch mal an einem meiner Workshops teilnehmen möchtet: Am 5. Juni gebe ich zusammen mit meiner Kollegin Annika Salingré einen Online-Workshop zum Thema "Entgendertes Denken und Sprechen". Das Format, veranstaltet von den Queerreferaten der Uni Kiel und der FH Kiel, richtet sich an Menschen, die bereits Vorkenntnisse im Bereich geschlechtergerechte Sprache und geschlechtliche Vielfalt haben und ihr Verständnis von Gender(sensibilität) weiterentwickeln möchten. Vielleicht habt ihr Lust und von 17 bis 20 Uhr Zeit, dann könnt ihr euch gerne anmelden per Mail an queer@asta.fh-kiel.de (Opens in a new window). Mehr Infos findet ihr hier (Opens in a new window).
Wie immer im Wochenrückblick stelle ich euch auch heute eine zivilgesellschaftliche Initiative vor, die wichtige Arbeit macht und Support benötigt.
Die "Initiative 2. Mai" erinnert an die gewaltsame Tötung von Ante P. (Opens in a new window), einem psychisch erkrankten 47-Jährigen, am 2. Mai 2022 in Mannheim. Ante P. lebte über 20 Jahre mit einer paranoiden Schizophrenie. In den Tagen vor seinem Tod war es ihm psychisch schlechter gegangen und er wollte sich stationär im Mannheimer Zentralinstitut für seelische Gesundheit behandeln lassen. Nach langer Wartezeit verließ er das Krankenhaus, das Warten auf die Aufnahme sei ihm in seinem Zustand schwergefallen, heißt es. Ein Arzt ging mit Ante P. mit, versuchte ihn zur Rückkehr zu bewegen, doch dieser wollte nicht mitkommen. Als sie eine Polizeiwache in der Innenstadt passierten, bat der Arzt zwei Polizeibeamte, Ante P. zur Klinik zu bringen. Ante P. wollte nicht mit gehen, daraufhin setzten die Polizisten Pfefferspray ein, brachten ihn zu Boden und einer der Beamten schlug ihm viermal gegen den Kopf, bevor Ante P. auf dem Bauch liegend fixiert wurde. Sechs Minuten lang lag Ante P. bewegungslos auf dem Boden, die Hände auf dem Rücken gefesselt. Er erstickte an seinem eigenen Blut, am helllichten Tag in der Mannheimer Fußgängerzone. Es gab keine Reanimationsversuche durch die Polizisten. Im Prozess (Opens in a new window) gegen die beiden Polizisten sagte Ante P.s Mutter Mara M.: "Während der Gewaltanwendung gegen ihn hat er gerufen 'Holt Richter, ich bin Ante Paponja' und er hat immer wieder 'Hilfe, Hilfe, Hilfe' gerufen und geschrien vor Schmerzen. Niemand kam um ihm zu helfen. Sie haben stattdessen weiter meinen Sohn gequält bis er nicht mehr geatmet hat. Mein Sohn ist voller Qualen gestorben."
Anfang März fällte das Landgericht Mannheim das Urteil: (Opens in a new window) Einer der beiden Polizisten, wurde wegen Körperverletzung im Amt zu einer Geldstrafe von 120 Tagessätzen à 50 Euro verurteilt, sein Kollege wurde freigesprochen. Mutter und Schwester von Ante P., die im Prozess als Nebenklägerinnen auftraten, sind maßlos enttäuscht von der Justiz. "Dieses Urteil ist eine Diskriminierung von psychisch kranken Menschen", sagte ihr Anwalt Engin Sanli zur Frankfurter Rundschau. Die Hinterbliebenen kämpfen weiter für Gerechtigkeit und legte Revision ein. Für die Prozesskosten werden Spenden gesammelt (Opens in a new window).
Die "Initiative 2. Mai" hat den Prozess beobachtet, die Protokolle können hier nachgelesen (Opens in a new window) werden.
Hier könnt ihr der Initiative auf Instagram folgen. (Opens in a new window)
Im Wochenrückblick geht es heute u.a. um eine Umbenennung einer Straße in Hamburg, die jetzt an zwei Opfer rassistischer Gewalt erinnert, das neue Grundsatzprogramm der CDU, das gleich mehrere Grundrechte streichen will, die Aktionstage gegen Tesla in Brandenburg und den schlimmsten ESC aller Zeiten.
Das wars für heute, kommt gut in die neue Woche und passt gut auf euch und aufeinander auf
Ulla