Wenn Soziale Medien Fakten durch Pop-Psychologie ersetzen
Wie soziale Medien das Vokabular der Therapie umgestalten und was das für unser Verständnis von mentaler Gesundheit bedeutet.
Das Scrollen durch Social Media-Plattformen führt uns heute durch eine Flut von „Trigger“-Warnungen, Diagnosen und Therapie-Diskussionen. Stars wie Billie Eilish setzen sich leidenschaftlich für das Thema mentale Gesundheit ein, wodurch Gespräche über psychische Erkrankungen enttabuisiert werden. Doch inmitten dieses scheinbaren Fortschritts erhebt sich eine Frage: Wie viel von diesem Gespräch ist tatsächliche Aufklärung und wie viel ist reine Pop-Psychologie?
Was ist Pop-Psychologie?
Pop-Psychologie, oft als „Volkspsychologie“ bezeichnet, ist eine vereinfachte Form der Psychologie, die meistens in den Medien und Popkultur präsentiert wird, ohne den rigorosen wissenschaftlichen Hintergrund und das Studium, das die Fachpsychologie auszeichnet. Diese „Wasserhahn“-Version der Psychologie ist leicht zugänglich, bietet jedoch oft nur oberflächliche Erklärungen für komplexe menschliche Verhaltensweisen und Emotionen.
Warum sprechen alle wie Therapeuten?
Die Aufgeschlossenheit der Millennials und der Generation Z in Bezug auf psychische Gesundheit ist bemerkenswert. Ein großer Verdienst dafür gebührt Künstlern und Influencern, die ihre Plattformen genutzt haben, um ihre eigenen Kämpfe zu thematisieren. Doch während diese Offenheit begrüßt wird, birgt sie auch Gefahren. Der fließende Übergang von echter Expertise zu amateurhaften Einschätzungen kann zu Fehlinformationen und Missverständnissen führen.
Das Dilemma des „Trigger“-Vokabulars
„Trigger“ war ursprünglich ein therapeutischer Begriff, der spezifische Reaktionen auf traumatische Erlebnisse beschreibt. Heute jedoch wird er oft in einem viel weiter gefassten Kontext benutzt. Während es wichtig ist, Sensibilität und Bewusstsein zu zeigen, riskieren wir durch die Übernutzung dieses Begriffs, die ernste Bedeutung dahinter zu verwässern und diejenigen zu isolieren, die echte traumatische Reaktionen erleben.
Pop-Psychologie in Aktion
TikTok, Instagram und andere Plattformen sind zu Brutstätten für die Pop-Psychologie geworden. Hier werden Diagnosen ohne fundierte Kenntnisse abgegeben und Verhaltensweisen basierend auf Halbwahrheiten interpretiert. Dieser Trend zur Pop-Psychologie, wie ihn die Autorin Jessica Bennett beschreibt, ist besorgniserregend, da er das Potenzial hat, psychische Gesundheitsprobleme zu verzerren und zu trivialisieren.
Die Folgen einer uninformierten Debatte
Die Gefahr der Pop-Psychologie geht über simple Fehlinformationen hinaus. Wenn Halbwahrheiten als Tatsachen dargestellt werden, riskieren wir, diejenigen zu entmutigen, die tatsächlich Hilfe suchen. Falsch dargestellte Informationen können zu einer Kultur der Unverständlichkeit und Ignoranz führen, die das Stigma um psychische Erkrankungen weiter verstärkt.
Was können wir tun?
Man muss Quellen immer kritisch prüfen. Man darf nicht jedem Online-„Experten“ glauben und sich bei echten Anliegen an Fachleute zu wenden. Jeder von uns kann dazu beitragen, indem er sich selbst weiterbildet und achtsam mit Informationen umgeht.
Fazit: Die sozialen Medien haben zweifellos das Gespräch über mentale Gesundheit beeinflusst, doch es liegt an uns, echte Informationen von Pop-Psychologie zu unterscheiden. Bildung und kritisches Denken sind der Schlüssel.