TEXTE VOM VORHANDENSEIN
TEIL 19: VOM DAZWISCHEN
Im Nachhinein betrachtet bin ich einem ganz schön merkwürdigen Zwischenraum aufgewachsen. Einerseits wurde mir Sonntag für Sonntag ein (meiner Meinung nach) eher strenges und für mich wenig attraktives Gottesbild vor Augen gemalt. Und anderseits waren da diese Bücher und Ge- schichten, in denen wenn auch oft nur zwischen den Zeilen ein ganz anderes Bild von Gott durchschimmerte. Oder zumindest die Sehnsucht danach. Dafür bin ich besonders meinem Vater sehr dankbar. Ich erinnere mich gut daran, dass er mir immer wieder Bücher zu lesen gab, die mich bis heute ganz tief beeindrucken, inspirieren und prägen. Oder mich zumindest gedanklich auf eine Reise einluden, auf der ich mich immer noch befinde.
Exemplarisch wären da aus dieser Zeit die Bücher von Madeleine L’engle, George Mac Donald, vielleicht auch Bunyans Pilgerreise und vor allem C.S. Lewis und J.R.R. Tolkien zu nennen.
„Nun bin ich doch noch nach Hause gekommen! Das ist meine wahre Heimat. Hierher gehöre ich. Nach diesem Land habe ich mich mein Leben lang gesehnt. Aber das wußte ich bis jetzt nicht. Warum liebten wir das alte Narnia? Weil es manchmal ein bisschen wie dieses Land hier aussah. Kommt weiter, weiter hinein und weiter hinauf!“ (C.S. Lewis, aus Die Chroniken von Narnia - Der letzte Kampf)
Man könnte sich sicherlich mal den Spaß machen und alle Narnia Zitate und Anspielungen in meinen bisherigen Texten und Projekten zählen. Es sind auf jeden Fall einige.
Wenn Bibelverse in meine Texte einfließen geschieht das oft fast unbewusst. Ich musste als Kind sehr viele solcher Passagen auswendig lernen. Manches davon ist so tief drin, dass das beim Schreiben dann einfach da ist. Da war es fast schon lustig, als ich vor Kurzem gefragt wurde, welche Bibelübersetzung ich beim Schreiben verwenden würde, weil der genaue Wortlaut so nirgendwo zu finden wäre. Da wurde mir erst so richtig bewusst, dass ich das ganz schön oft mache und aus dem Gedächtnis heraus paraphrasiere und dann so etwas herauskommt wie
„...und dann ist selbst dieses Gebotsding auch irgendwie zu verstehen: Ihn zu lieben mit allem, was mich ausmacht, mit meinem Wesen. Und meinen Nächsten, wie mich selbst,
denn...“ (aus Was ist Dir heilig?)
oder „Hast du nicht gesagt, wer dich sucht von dem lässt du dich finden, irgendwie komisch, aber hast Du nicht sogar gesagt, du lebst in mir drin?“ (aus Wo du bist)
Ich glaube an einen Gott, der sich meinem Verstehen entzieht und zu groß für meine Worte ist. Ich kann ihn nicht in meine Boxen stecken, egal wie sehr ich meine Schubladen auch mit der Zeit vergrößert habe. Und wenn das so ist, ist es vermutlich gar nicht anders möglich von ihm zu reden als in Bildern, Metaphern und Geschichten, in denen ein Hauch davon durchklingt, wie ich ihn mir vorstelle. Oder der Ahnung davon. Oder der Sehnsucht danach. Am Ende ist jede Rede von Gott ein Kompromiss und Bildrede. Vielleicht mochte ich deshalb auch die Gleichnis-Geschichten, die Jesus im Neuen Testament erzählt auch so sehr. Sie sind sehr auf den Punkt, haben immer etwas mit der jeweiligen Zuhörerschaft zu tun, sind provokant, tröstend, politisch und entlarvend. UND sie werden von Jesus einfach so erzählt und dann im Raum stehen gelassen. Ohne direkt alle Bilder zu erklären und theologisch zu deuten. Er mutet den Zuhörern zu mitzudenken, die Geschichte mit sich herum zu tragen und sich selbst darin zu finden. Ich finde, das ist die große Stärke und kraftvolle Schönheit von Poesie und Storytelling.
Aktuell inspirieren mich Menschen und Autoren sehr, die dieses Geheimnis und diese Sehnsucht spannend denken und formulieren können. Das sind wohl Menschen, die man eher zu den Mystikern zählen würde. Ist vermutlich für jemanden, der sich beruflich mit Poesie beschäftigt auch fast gleichzeitig nachvollziehbar, dass er sich dort aufgehoben fühlt. Und besonders spannend finde ich es dann, wenn es nicht bei dieser romantischen und kontemplativen Gottessicht bleibt, sondern aus dieser Haltung heraus konkretes Leben und Handeln ergibt.
Heute ist Palmsonntag. Der Tag mit dem die christliche Karwoche beginnt. Der Anfang vom Ende, aus dem dann wieder ein Neuanfang wird, der jetzt aber noch weder zu sehen, noch zu hoffen, noch zu denken ist. Die Stimmung scheint gut zu sein. Erwartung liegt in der Luft. Spannung auch. Alle stellen sich erstmal was ganz anderes vor. Ein König, auf einem geklauten Mini-Esel, der mehr als einmal gesagt hat, dass er gar kein König sein möchte. Der mehr als einmal gesagt hat, dass bei ihm das Kleine groß und das Übersehene wichtig ist. Passt irgendwie gut ins Bild. Auch dass ihm offensichtlich die meisten Menschen meistens nichts richtig zugehört zu haben scheinen und sich von der allgemeinen Euphorie mitreißen lassen. Wo zuviele Stimmen gleichzeitig Hosianna rufen, halte ich meistens lieber erstmal Abstand. Dabei ist selten was Gutes herausgekommen erfahrungsgemäß. Heute ist Sonntag. Und in fünf Tagen schon Freitag…
“Trust a crowd to look at the wrong end of a miracle every time.”
― Kurt Vonnegut, Palm Sunday: An Autobiographical Collage
NEWS-NEWS-NEWS-NEWS-NE (Opens in a new window)WS
CROWDFUNDING
Es wird Hörbücher geben. Ich plane im Frühjahr meine beiden Gedichtbände “Alles wird ein bisschen anders” und “Wir werden alle verwandelt werden” als Hörbücher zu produzieren. Ich werde sie selbst einsprechen und performen. Um das umsetzen zu können, habe ich ein kleines Crowdfunding bei Startnext gestartet. Ich freue mich sehr, wenn du dabei bist. Du kannst zum Beispiel beider oder eins der beiden Hörbücher vorbestellen. Es gibt aber auch noch andere Goodies, Workshops, Lesungen, handgeschriebene Texte…. Schau gerne mal rein:
TOUR MIT GOFI MÜLLER
Im April, also ganz bald schon, bin ich mit meinem Freund, dem Künstler, Autor, Lyriker und Podcaster, Gofi Müller auf Tour. Wir haben ein Live-Programm entwickelt, das wir POETRY-TALK nennen. Die Idee ist, dass wir abwechselnd Texte und Gedichte vorlesen und dann darüber ins Gespräch kommen. Wir dürfen uns gegenseitig Fragen zu den Texten stellen und auch die Zuhörenden dürfen Fragen stellen und mitdiskutieren. Das wird ganz toll. Ich freue mich sehr, wenn wir uns an einem der Abende sehen.
TERMINE:
Für den Auftritt in Berlin kannst du hier Tickets reservieren:
https://www.eventbrite.de/e/poetry-talk-tickets-819948176067?aff=oddtdtcreator (Opens in a new window)MEIN NEUES BUCH
Hier kannst du mein neus Buch direkt bestellen. Wie auch schon der Vorgänger, erscheint es im wundervollen Lektora Verlag. Ich freue mich sehr, wenn ich diese Wegstrecke und diese Spurensuche mit Dir teilen darf:
https://store.ruach.jetzt/produkt/wir-werden-alle-verwandelt-werden-marco-michalzik-buch/ (Opens in a new window)Liebe Grüße und bleib neugierig
Marco
PS. Wenn du diese Mail bekommst und darüber nachdenkst mich und meine Arbeit auf Steady monatlich zu untersützen, dann klicke gerne auf den Button.