Black is Back
mit schnittmuskel
Hi Denise, wir kennen uns nicht aus dem Theater, aber du hast, als gelernte Maskenbildnerin schon in einigen Theaterbetrieben gearbeitet. Kostümbild war aber nie dein Wunsch oder?
Nein, mir hat der Theaterbetrieb im allgemeinen nicht so gefallen. Mit diesem einerseits Ultratraditionellem und dem andererseits aber Chaos bin ich ganz schlecht klargekommen.
Foto: Hoch Werk Studios (Opens in a new window)
Models: Fräulein Fuchs (Opens in a new window) / Ashes (Opens in a new window)
Das kann ich sehr gut verstehen, als Außenstehender ist das schwer nachzuvollziehen, da das eine das andere ausschließen müsste. Aber nicht am Theater. Zu diesem Thema, also dem arbeiten am Theater, werde ich mal separat jemand einladen, das würde hier den Rahmen sprengen. Zurück zu dir, du hast weder eine Schneiderausbildung noch Modedesign studiert führst aber seit 9 Jahren erfolgreich dein Label schnittmuskel. Wie kam es zur Mode und was fasziniert dich an der Mode, am Kleidung designen und fertigen?
Ich habe Maskenbildnerin gelernt und mich dabei sehr schnell gefragt, warum soll ich mich nur auf den Kopf und das Gesicht beschränken?
Ich wollte ganze Outfits und Charaktere schaffen. Ich finde es immer wieder spannend zu sehen, wie aus einem Stück Stoff etwas plastisches entsteht und wie Mode Menschen optisch verändern kann.
Foto: Hoch Werk Studios (Opens in a new window)
Models: Fräulein Fuchs (Opens in a new window) / Ashes (Opens in a new window)
Da bin ich total bei dir, die Veränderung finde ich auch extrem spannend. Doch bei dir bleibt es nicht nur bei Mode, du kreierst mit schnittmuskel eine ganze Welt. Ich liebe es total, wenn mehr hinter einer Sache steht. Deine Welt begrenzt sich somit nicht nur auf Mode, Accessoires und Schmuck sondern du schreibst auch Geschichten aus Antarik Angoon, und hast mit dem schnittmuskel auch so etwas wie einen Gott, eine Religion erschaffen. Wie kam es zu dieser Hintergrund Idee, zu dieser komplexen Welt?
Ich hatte schon immer eine eigene Welt in mir, in die ich flüchten konnte, wenn mir die reale Welt zu viel wurde. Und in meiner eigenen Welt gab es Dinge, die ich mit in die reale Welt gebracht und mit meinen handwerklichen Fähigkeiten für die Menschen hier sichtbar, greifbar und erlebbar gemacht habe. Für meine Ideen für die Kleidungsstücke für schnittmuskel habe ich zuerst die Welt aufgebaut und dann die Kleidungsstücke dazu erdacht. So haben die Kleidungsstücke eine Logik und ergeben Sinn. Die Welten sind nach und nach gewachsen (und wachsen immer noch), werden detaillierter und verändern sich. Mir ist es wichtig nicht einfach Mode zu entwerfen, sondern Kleidungsstücke mit Sinn und Hintergrund. Viele meiner Stücke gehen ja auch schon in die Richtung Kostüm.
https://youtu.be/q6JAccrgNdY?si=kgDu4djBLvNZn_Vq (Opens in a new window)Genau, deshalb wollte ich wissen ob du nicht mal Lust auf Kostümbild hattest, denn deine Entwürfe und Kreationen sind zum Teil ja schon sehr ausgefallen und aufwändig und mit dem Hintergrund der dafür geschaffenen Welt würde es das perfekte Kostümbild abgeben. Stattdessen hast du deinen eigenen Stil entwickelt, der destroyed Stil, dein Signature Look. Vor ein paar Wochen hast du dieses Video dazu gepostet. Ein Look der sich Verändert, an dem Träger, mit dem Träger. Was fasziniert dich so an diesem weiterleben des Stoffes, den du auch nur bedingt steuern kannst?
Entstanden ist der destroyed Stil aus der Idee heraus, einen look zu kreieren, der aus einer postapokalyptischen Welt kommt, in der Ressourcen knapp und somit jedes Stück Stoff wertvoll ist. Gleichzeitig muss der Stoff aber auch widerstandsfähig sein. Da meine postapokalyptische Welt schwarz ist, muss der Stoff natürlich auch schwarz sein. Und um das Schwarz spannend zu gestalten habe ich mit Strukturen experimentiert und mich getraut, Stoffe auch offenkantig zu vernähen und bewusst „unsauber“zu arbeiten. Je nachdem, wie der Träger das Kleidungsstück pflegt und wie oft er es trägt verändert es sich weiter und passt sich dem Träger an. Das ist bei „normal“ verarbeiteter Kleidung nicht so extrem der Fall. Und es kommt auch nicht jeder Kunde damit klar. Aber ich finde nur, wenn neu oder anders gedacht wird, kann auch Neues entstehen und eine Weiterentwicklung stattfinden.
Foto: Maria Mantis (Opens in a new window)
Model: Silberkatz (Opens in a new window)
Das hast du sehr schön gesagt. Ein weiteres großes Thema bei dir sind Bandoutfits. Du hast schon sehr viele bekannte Bands mit Bühnenoutfits in deinem Style ausgestattet. Wie kam es zu diesen Kontakten? Und was müssen Bühnenoutfits im Gegensatz zu deinen klassischen Kollektionsstücken mehr leisten?
Einige Bands haben mich mit meinem Stand auf Festivals entdeckt, andere sind über das Internet auf mich aufmerksam geworden. Bühnenoutfits müssen und können noch mehr auf die Bedürfnisse des Trägers abgestimmt werden. Zum Beispiel keine störenden Nieten, welche die Instrumente zerkratzen könnten, Applikationen an Stellen, die nicht durch die Gitarre verdeckt werden usw... oder ganz einfach an das angepasst, worin sich der Träger am wohlsten auf der Bühne fühlt.
Foto: Maria Mantis (Opens in a new window)
Model: Ashes (Opens in a new window)
Mit Maria Mantis, einer ganz tollen Fotografin machst du auch immer wieder freie Projekte. Wie läuft diese Zusammenarbeit ab. Macht ihr gemeinsam ein Brainstorming, oder hat jemand von euch eine Idee, die er unbedingt verwirklichen will. Was geben dir solche Zusammenarbeiten?
Stimmt, ich habe immer mal wieder Zusammenarbeiten mit Fotografinnen und Fotografen. Manchmal werde ich angefragt, ob ich Sachen verleihe, das kann ich aber nur machen, wenn meine Stücke meiner Meinung nach ins Konzept passen und ich gerade etwas vorrätig habe. Die wirklich freien Arbeiten werden leider aus Zeitmangel immer seltener. Hier habe ich eine Idee, welche ich dann kostümtechnisch umsetze und mir dann jemanden suche, der Lust und Zeit hat das fotografisch umzusetzen. Hier bin ich offen, für die Interpretation des jeweiligen Fotografen/der jeweiligen Fotografin. Und wenn ich finde, dass es passt, dann kommt eine Zusammenarbeit zustande. Solche Arbeiten sind absolute Freiheit, weil ich hier auf nichts Rücksicht nehmen mus
Gerade die freien Arbeiten von dir finde ich äußerst inspirierend, ich hoffe wirklich davon bekommen wir in nächster Zeit nochmal etwas zu sehen, natürlich nur, wenn es dein Terminkalender erlaubt. Wie sieht der denn aus für nächstes Jahr. Auf welchen Festivals und Messen können wir dich 2025 treffen?
Auf alle Fälle auf dem Wave-Gotik-Treffen in Leipzig und auf dem Amphi Festival in Köln. Wahrscheinlich auch auf der Obscene Messe in Karlsruhe. Und ansonsten gerne nach Termin in unserem Showroom in Karlsruhe.
Foto: Thomas Adorff (Opens in a new window)
Model: Katja (Opens in a new window)
Make-up: puderluder (Opens in a new window)
Das ist doch einiges, ich bin gespannt. Und nun die abschließende Frage. Was hast du noch vor, was können wir noch großes, aufregendes von dir in den nächsten Jahren erwarten?
Der Plan ist, noch mehr in Richtung Unikate zu gehen. Und wieder mehr Zeit für freie Arbeiten zu haben. Und ich denke, es wird edler werden, wenn ich mir gerade so die Entwürfe anschaue, die hier neben meinem Laptop liegen ...
Foto: Thomas Adorff (Opens in a new window)
Model: Chris (Opens in a new window)
Make-up: puderluder (Opens in a new window)
Na, seid ihr schon gespannt, was da so neben dem Laptop von Denise liegt? Folgt ihr unbedingt auf Instagram, dort teilt sie immer mal wieder Storys aus ihrem Atelier.
Lieben dank Denise für deine Zeit und das beantworten meiner Fragen.
Weiterführende Links
Shop von Schnittmuskel (Opens in a new window)
Wave-Gotik-Treffen (Opens in a new window)