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Thalaris Almanach - Buch 1: Initiierung

Teil 9 - Neue Freunde?

„Ah, es ist wach. Dann kann es gehen!“, schnarrte mich eine knurrige Stimme an, kaum dass ich meine Augen öffnete.

Ich wollte mich umsehen, als ein scharfer Schmerz durch Genick und Kopf fuhr. Keuchend blieb ich liegen. Meine Augen tränten und mir tat alles weh, speziell der Kopf. Ich erinnerte mich an den Schlag, den ich abbekam, als ich nach unten fiel. Ich musste weich gelandet sein, denn alles andere war heil geblieben.

„Es soll gehen, Drak gesagt. Das kein Ort für Groß!“, schnattere es wieder und etwas Schweres flog mir gegen die Brust, als ich mich aufrichten wollte.

„Das Groß. Jetzt weg!“

Ich blinzelte erneut und sah in die Richtung, aus welcher das Geschnatter kam. Ein Schatten flitzte umher und grummelte vor sich hin. Langsam, um meinem Kopf zu signalisieren, dass ich sein Leid verstanden hatte, richtete ich mich weiter auf. Als ich saß, wurde mir übel. Wahnsinn! schoss es mir durch den Schädel. Ich hockte in einem Spiel, hatte Schmerzen und musste aufpassen, mich nicht zu übergeben. Sehr realistisch. Zu realistisch, wenn man mich fragte. Aber das tat ja keiner. Und wie Tutor v1 sagte: Die Spieler wollen mehr Realismus. Und den würden sie …

„Hört es nicht? Es soll gehen. Hier nicht erwünscht. Dach kaputt, Regale kaputt. Fällt auf Kopf. Nicht gut! Dummes Groß. Groß denkt, kann machen was will. Es nicht willkommen. Drak wütend!“

Der Schatten war während dieser Tirade näher gekommen und hielt ein kugelförmiges Licht in den Händen. Beinahe wäre ich zurückgeschreckt.

„Was bist du?“, wisperte ich.

Was da vor mir stand, sah seltsam aus. Eine Mischung aus Schnabeltier und Warzenschwein. Mit Känguru-Schwanz und Schuppen am Bauch. Als hätte jemand einen Tiergenerator angeworfen und nach Lust und Laune Arten zusammengepuzzelt, die niemals ein Ganzes ergeben sollten.

„Nicht was, Drak. Es geht. Jetzt!“

Drak sah wütend aus. Seine Schweineaugen leuchteten blau. Er baute sich auf und sah zu mir hoch. Insgesamt war er kaum größer als ein Baumkänguru, welches ich einmal im Sydney Wildlife Center gesehen hatte. Instinktiv zog ich die Beine an und schob mich langsam zurück. Abstand war eine geeignete Idee, wer wusste schon, was Drak alles mit unliebsamen Besuchern anstellte. Das Bündel, welches er mir zugeworfen hatte, rutschte auf den Boden.

„Darf ich das aufheben? Woher ist das?“ 

Höflichkeit hatte noch nie geschadet.

„Aufheben. Das Groß. Lag, wo Groß lag“, gab er zurück. Erwartungsvoll schaute er mich an.

„Ich nehme an, ich soll gehen?“

Drak nickte, was ulkig aussah, da er keinen Hals hatte. Stattdessen wippte sein Oberkörper vor und zurück.

„Das tue ich gleich. Ich habe Kopfschmerzen und benötige etwas zu trinken. Hast du Wasser?“

Drak starrte mich an, dann stapfte er grummelnd davon.

„Drak rettet Groß. Drak gibt Schlafstelle, Drak passt auf. Groß schläft. Groß faul. Jetzt Wasser. Groß sehr anstrengend.“

Etwas schepperte in einem angrenzenden Raum, fiel nach unten und zerbrach. Dann hörte ich eine zweite Stimme. Oha, er war hier nicht allein. Wie viele mochte es von seiner Art hier geben? Statt eine Antwort auf diese Frage abzuwarten, griff ich mir das Bündel. Ohne Frage gehörte es nicht mir. Aber ich hatte früh gelernt, dass in vielen Rollenspielen ein Zufallsfund oft etwas Gutes war. Ich schüttete die Tasche aus.

Da Drak die Lichtkugel wieder mitgenommen hatte, war es zu dunkel, um alles klar zu erkennen. Durch Herumtasten fand dich drei Gegenstände: einen Lederbeutel mit groben Kugeln, einen Dolch und eine weitere Schriftrolle. Diese hatte jemand zerrissen, wie es schien.

„Pass auf Hohlgrnark, du lässt fallen. Grnark haben Gast.“, ertönte es unerwartet.

„Nicht Gast, Groß. Groß gefährlich. Groß geht, wenn Wasser“, erwiderte Drak.

„Ja, Groß gefährlich. Groß dumm. Groß alles, was Drak nicht mag. Nim weiß. Gib Wasser. Nim geht selbst.“

Watschelnde Schritte kamen auf mich zu. In mir zog sich alles zusammen. Wie viele dieser Wesen mochten hier leben? Sie sahen harmlos aus, doch wusste man in solchen Spielen nie, was hinter der nächsten Ecke lauerte. Die Stimme hatte sich freundlich angehört, ich hoffte das Beste. Es war nach wie vor düster, ich sah erneut nur einen Schemen auf mich zukommen. Plötzlich blitzte es, einmal, zweimal.

Ich sah Sterne und presste die Augen zusammen. Das Flackern hörte auf und ich schaute mich um. Vor mir stand ein weiteres dieser Wesen. Grnarks nannten sie sich, wenn ich das vorhin korrekt verstanden hatte.

„Verzeih, Nim vergessen, dass Drak kein Licht gelassen hat. Drak ist Hohlgrnark. Nicht persönlich nehmen.“

Mit diesen Worten hielt mir die Gestalt eine kunstvoll geschnitzte Karaffe sowie eine Holzschale hin. Ich griff zu und schenkte mir ein.

„Danke! Ich heiße Rupert“, sagte ich und hätte mich ohrfeigen können. Origineller Name.

„Ruuu-faart“, plapperte mir Nim nach. Es sah ulkig aus, wie diese kleine Gestalt zu mir aufschaute und versuchte, meinen Namen auszusprechen. Dabei lieferte sie mir die Lösung für meinen Fehler.

„Ja richtig, Ruphart. Wo bin ich hier?“

Sie blinzelte mich an, plumpste auf ihr Hinterteil und begann selbiges zu kratzen.

„Du in Unterstadt von Grnarek. Heimat und größte Stadt von Grnarks.“

Ich war baff. Ein völlig neues Spiel und die erste gescheite Spezies, die ich traf, lebte unter der Erde und sah putziger aus, als es ein Diabetiker ertragen könnte. Schlechter Witz, Rupert, schoss es mir durch den Kopf.

„Grnarek was? Das klingt interessant. Doch wie bin ich hierhergekommen? Ich erinnere mich an große Kreaturen, die mich gejagt haben, eine Höhle und einen Sturz. Das war es.“

Sie nickte wippend.

„Lautes Gepolter über Lagerhöhle. Dann Gebrüll von Grejikk. Grnark geschaut und totes Groß gefunden. Regale kaputt.  Drak geht näher. Totes Groß bewegt sich. Drak will lassen, Nim protestiert. Das nicht gut. Kro böse, wenn Grnark nicht helfen.“

Das war eine gute Erklärung. Ich war mitten in eine unterirdische Stadt gefallen und wurde glücklicherweise gerettet.

„Ich danke euch für meine Rettung. Ist Kro euer Anführer? Ich würde mich gern auch da bedanken. Außerdem wüsste ich gern, wie ich hier wieder rauskomme. Ich habe einen Auftrag“, spulte ich herunter.

Bitte, bitte endlich eine Quest. Etwas, woran ich mich entlang hangeln kann, flehte ich innerlich.

Nim begann zu keckern und hielt sich den Bauch. Sie kippte sogar fast um. Ich nahm an, dass sie lachte. „Dummes Groß! Kro nicht Anführer. Kro erschaffen Grnark. Jetzt trinken. Nim dir zeigen Ausgang und geben Essen für Auftrag.“

Sie erhob sich und ich trank schnell die Karaffe leer. Das Wasser war köstlich, frisch und belebend wie Quellwasser. Meine Übelkeit und meine Kopfschmerzen waren schnell verschwunden. Vermutlich eine Art Heilwasser. Ich beschloss, Nim später danach zu fragen.

Ich folgte Nim und wir kamen an einer weiteren Höhle vorbei. Aus dieser schoss Drak heraus und zischte mich wütend an.

„Groß noch da? Drak gesagt, Groß geht wenn Wasser. Groß jetzt Wasser. Warum noch da?“, schnatterte er aufgeregt. Nim gab ihm einen Klaps.

„Drak unhöflich. Groß heißen Ruu-faart. Groß freundlich, möchte nicht Schaden zufügen Grnarks. Drak gehen wieder in Höhle, ruhen aus. Nim helfen Ruu-faart.“

Mit diesen Worten tapste sie weiter. Ich musste schmunzeln. Sie schaffte es nicht einwandfrei, meinen Namen auszusprechen. Dann war ich eben Ruu-faart. Das erinnerte mich an eine urkomische Werbung aus einer Spaßsendung. Dort rief eine Frau ihren Mann immer …

„Groß kommt?“, rief Nim mir von Weitem zu. Ich sah zu Drak.

Der hatte sich in die Höhle zurückgezogen und hockte auf einem Sessel aus geflochtener Wurzel. Er tat mir leid, sicher hatte er Angst.

„Drak, ich gehe jetzt. Ich danke dir für deine Hilfe. Ich möchte wirklich niemandem Schaden zufügen. Du bist ein guter Grnark.“

Drak wandte sich zu mir. Seine Augen glänzten feucht.

„Drak weiß. Jetzt Groß gehen. Sehen bald wieder.“

Langsam drehte ich mich um. Das war seltsam. Wie konnte ein virtuelles Wesen so derartige Emotionen haben und vor allem hervorrufen? Ich schluckte den Kloß hinunter und folgte Nim, die mich tiefer in die Unterstadt führte.

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