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Thalaris Almanach - Buch 1: Initiierung

Es geht weiter. Nach einer viel zu langen Pause, setzen wir die Geschichte um Meleya, Rupert und die anderen fort. 

Was bisher geschah:

Bisher wissen wir, dass Rupert in einer Spielwelt unterwegs ist, die seltsamer und ungewohnter nicht sein kann. Mit einem undefinierbaren Bauchgefühl, was ARTOS angeht, hat er sich in die von seinem Unternehmen entwickelte VR-Kapsel gesetzt und landete in einer Steinwüste. Verfolgt von reptilienhaften Laufvögeln stürzte er direkt in die Stadt der Grnarks. Dort lernte er Drak und Nim kennen. Letztere half ihm, seinen ersten Auftrag zu erfüllen. Dabei stieß Rupert oder Ruphart, wie er im Spiel heißt, auf Oylien und die Graubrut, zumindest in textlicher Sicht. Als die Höhle, in der er sich befand, einstürzte, wurde er bewusstlos – wieder einmal. Er wachte in einem Zimmer auf und stellte fest, dass es in der Vogelfeste noch viel merkwürdigere Gestalten gab und noch mehr Fragen existierten, als ihm lieb waren. Und so geht es nun weiter …

Teil 14 - Die Frau am Feuer III

„Ruphart war ein richtiger Tollpatsch, oder? Ganz wie eine kranke Rifka-Ratte.“

Vytana lachte über ihren Scherz. Meleya lächelte gütig. Wie sollte das Mädchen es auch anders wissen?

„Rifka-Ratten mögen tollpatschig sein, doch sie sind auch neugierig, stark und gerissen. Außerdem lassen sie sich nur mit Mühe töten. So wie Ruphart.“

Von der Seite erklang ein Schnauben. Es kam von Vartys. Der mächtige Bulfer schien noch immer ein Problem damit zu haben, wie sie von einem Ereboshi sprach. Meleya verstand seine Wut und die Verachtung, die er den Ereboshi entgegenbrachte. Und sie verstand, dass er nicht glauben wollte, dass sie mit einem davon befreundet war.

Die Ereboshi gab es vor Ruphart nicht. Sie tauchten nach ihm einfach auf. Wie aus dem Nichts waren sie da, erschienen viele Zyklen lang in allen Teilen der Welt. In allen Welten. Sie reisten durch Merestris, Westhym, Malgioch. Sie bekämpften Monster, führten Kriege, mischten sich in Diplomatie und Politik ein. Die Elementumeskalationen verstanden sie besser als alle anderen und bekamen deren Konsequenzen in den Griff. Aber sie waren auch gefährlich, bekriegten einander und machten vor den Bewohnern von Merestris keinen Halt. Bisweilen verschwanden sie. Nur um dann Umläufe später wieder aufzutauchen. Das Schlimmste war nach einer gewissen Zeit, dass sie das Elementum besser beherrschten als die letzten der Magi. Und die Mechanik um einiges besser kontrollieren konnten als selbst Asgon. 

Meleya erinnerte sich, wie ihr Freund Erish Nordrang lange darüber brütete und versuchte, diesen Aspekt zu verstehen. Für einen Sandjäger und Almanach Schleicher war er sehr belesen und suchte stets das Wort vor der Waffe. Es war also nicht verwunderlich, dass ausgerechnet er es schaffte, das sich einige der Ereboshi den Ean'Shin anschlossen. Diese erforschten das Phänomen um diese Leute, kamen jedoch auch zu keinem Schluss. Dies alles und einige Dutzend Vorfälle mehr, waren Anlass für das Verständnis, welches Meleya in diesem Moment für Vartys und die anderen aufbrachte. 

„Was war denn nun mit der Graubrut?“, fragte ein kleines Nordaar-Mädchen schüchtern.

Meleya überlegte, ob sie es dieser Gruppe zutrauen konnte, blätterte dann in ihrem Almanach und hielt ihn hoch. Ein kollektives Stöhnen erklang, welches voller Schmerz und Trauer, aber auch Wut war.

„Diese Kreatur hier, ist das, was ihr als Graubrut kennt, richtig?“

Sie schaute von oben auf die Abbildung hinab, die sich über die Seite des Buches bewegte. Grob humanoid, doch mit verwaschenen, dunstigen Konturen, sah das Wesen unheimlich aus. Es schien nicht greifbar, manifestierte hier ein Körperteil, dann an andere Stelle. Wie ein Geist, der zwischen den Zuständen schwankte. Wie Nebel, der gefror und wieder zu Wasser wurde.

„Wie …?“, rief es aus der Menge um sie herum.

„Das ist ein Anikes-Zauber. Ich lernte ihn vor langer Zeit. Er knüpft die Erinnerung an das Bild dazu und kann dieses dadurch bewegen. Es funktioniert nur, wenn ich daran denke und die Seite aufgeschlagen habe. Ihr braucht also keine Angst zu haben.“

Mit ruhigen Bewegungen schlug sie das Buch zu.

„Was ihr hier gesehen habt, kennt ihr, nicht wahr? Doch die Graubrut sah, soweit die Aufzeichnungen bekannt sind, anders aus. Oylien bannte diese Gefahr. Wir wissen nicht wie, doch er schaffte das damals Unmögliche.“

Meleya war sich an dieser Stelle nicht sicher, doch es brachte nichts, die Leute zu beunruhigen. Oylien hatte einiges getan, doch die Gefahr war nie weg. Sie schlief nur. Lange hatte Meleya den Verdacht, dass die Handlungen von Ruphart und Asgon ihren Teil dazu beitrugen, die Graubrut wieder zu wecken. 

Sie beugte sich zu dem Mädchen, welches die Frage gestellt hat und welches nun verwirrt neben ihr hockte und zu ihr aufschaute. 

„Du kannst das noch nicht verstehen. Als deine Familie geflohen ist, warst du noch nicht geboren. Ich weiß jedoch, dass du die Geschichte deines Stammes in deinem Herzen trägst, also kann ich dir deine Frage nur so beantworten: Die Graubrut ist die Ausgeburt Rhyt’s selbst. Die Flamme Antwyns, das Herz Tjollfort’s und die unbändige Wut des Shuok'Thar. Sie ist das alles zerstörende Übel. Sie ist die Waffe des Fürsten, etwas, das kein Wesen des Taversum je erblickt hatte.“

Das Mädchen zitterte leicht bei diesen Worten, stand auf und verschwand ohne ein weiteres Wort im Dunkeln.

„Du machst ihr etwas Angst“, meinte Heyla und hielt ihren Becher hin. Meleya entschuldigte sich dafür, schenkte noch etwas Beerensporn nach und rückte sich wieder zurecht.

Ein Furkia-Mann erhob und stellte sich als Gjiokin vor.

„Was du sagst, ist wahr. Wir erlebten die Vernichtung unserer Welt. Wir verloren Land, Hab und Gut. Aber auch Familie und Freunde musste unter dem Ansturm der Brut fallen. Thyla rettete uns gerade rechtzeitig, einen Moment bevor die Mechanik neu einsetzte. Deshalb haben wir Erinnerung daran. Und diese ist schlimm für alle von uns. Wie du gerade erwähntest, lebt unsere Vergangenheit in unserem Herzen, in unseren Gesängen und Geschichten. Diese ist eine, die wir nie verlieren dürfen. Oylien tat alles dafür, unser Schicksal und das der anderen zu verhindern. Warum passierte dann, was wir erlebten?“

Meleya schaute in die Runde und streckte sich. Sie wurde langsam müde und des Erzählens etwas überdrüssig. Nicht aus schlecht gemeinter Abneigung dagegen, mit dem Almanach hausieren zu gehen. Eher aus dem Grund, dass sie bereits viel zu lange an einem Ort war. Ihr Gefühl sagte ihr, dass sie weiter reisen sollte. Ausgeruht und mit all ihren Kräften versehen.

„Oylien kämpfte gegen eine andere Form der Graubrut. Sie war greifbarer. Nicht dieses Nebelwesen, was ihr gerade gesehen habt.“

Sie gähnte erneut. Die Frau neben Vartys erhob sich.

„Gönnen wir der Reisenden etwas Ruhe. Sie kann uns sicher im Laufe der nächsten Abende etwas mehr beantworten, wenn sie dazu gewillt ist.“

Die Bulfer-Frau lächelte sanft und scheuchte dann die anderen auf. Es dauerte etwas, bis sich alle bei Meleya bedankt hatten und verschwanden. Zurück blieben nur Vytana, Oralf und Heyla.

„Solltet ihr nicht auch ins Bett?“, fragte sie die drei, während sie ihre Schlafstatt errichtete. Ein geöltes Tuch über einem Seil an einem Baum und darunter eine Decke. So wie es Asgon und sie auf dem Abgrundritt in Westhym gemacht hatten. Die Erinnerungen …

„Nein, wir schlafen eher spät und lang“, antwortete Oralf. „Dürfen wir noch etwas weiterlesen?“

Meleya lachte.

„Ihr gebt nie Ruhe, was?“

„Nicht wenn die große Reisende persönlich hier bei uns ist und die Fragen der Bulfer und Furkia beantworten kann.“, spöttelte Heyla, erhielt dafür einen Stoß in die Rippen. Vytana blinzelte sie böse an.

„Verzeih, Reisende. Sie ist manchmal etwas schnippisch. Wenn du es genau wissen wills: Wir sind Ungebundene. Unsere Stämme versorgen uns und wir helfen, wo wir können. Es ist aber niemand böse, wenn wir nicht auftauchen. Nicht zur Last fallen, machen, was gesagt wird und still verhalten.“

Meleya schluckte hart. Die Last der Ungebundenen war ihr bekannt. Ein Detail der Wyldlinge, gegen das sie seit vielen Zyklen ankämpfte. Doch wer war sie, eingeschliffene Traditionen zu ändern?

„Also gut, ihr dürft weiterlesen. Versprecht mir bitte, dass ihr den anderen davon erzählt. Ich will nicht von vorn anfangen müssen!“

Sie legte sich hin und deckte sich zu. Das Feuer knackte leise und wohlige Wärme erfüllte sie. Der Schlaf übermannte sie schneller, als sie erwartet hatte.

Wie die drei Kinder den Almanach an sich zogen und darin blätterten, bekam sie nicht mehr mit.

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