LöwenPost 2025/01
(ursprünglich am 11.1.2025 veröffentlicht)
Sino Kolumne: Chinesischer KI-Algorithmus ~ Singapore: Wirtschaftssonderzonen in Johor ~ Konsumankurbelung in China

China schaut gespannt auf den Wechsel der politischen Spitze in den USA. Die Unberechenbarkeit und das polterhafte Wesen des neuen Präsidenten lässt die verschiedenen Spekulationen über die Auswirkung der künftigen amerikanischen Politik auf China und die Welt blühen. Und mitten in diese bangen Betrachtungen platzt nun ein interessantes KI-Unternehmen aus China mit einem neuen erfolgsversprechenden Algorithmus, welcher die Kosten und Rechenleistung üblicher KI-Formen bahnbrechend unterbietet. Es ist quasi eine Antwort auf die Chipsanktionen seitens der Amerikaner und Europäer gegenüber China, denn diese leistungsstarke KI des Unternehmens DeepSeek kommt mit leistungsschwächeren Chipsätzen aus. Es ist nur ein Vorgeschmack auf das, wie die westliche Welt die kommende chinesische Flexibilität im Hinblick auf westliche Blockaden bestaunen kann.
Singapore hat mit Malaysia ein neues Abkommen über die Einrichtung von gemeinsamen Wirtschaftszonen im malaysischen Johor unterzeichnet. Johor verspricht sich Wirtschaftswachstum und Arbeitsplätze... und Singapore? Die offiziellen Quellen verlautbaren, dass Unternehmen aus Singapore dadurch wachsen können und den Markt in Malaysia erobern werden, indem sie ihr Geschäft in diese Zonen erweitern. Auch das Wort Fachkräftemangel in Singapore habe ich in diesem Zusammenhang gelesen. Ich verstehe auch den Versuch der Regierung von Singapore, aus der Enge der Insel ökonomisch auszubrechen, gerade weil die für Singapore so wichtigen globalisierenden Tendenzen in Zukunft unsicherer werden. Allerdings bin ich bei dem Konzept wirklich skeptisch, denn einerseits können heute schon Unternehmen nach Malaysia expandieren, was übrigens viele Unternehmen tun, und andererseits sind die Ausbildungsbedingungen für Fachkräfte in Singapore deutlich besser als in Malaysia. Für mich drängt sich der Eindruck auf, dass bestimmte Lobbyunternehmensverbände in Singapore ihren Einfluss verstärkt haben, dass ihre Unternehmen das Feld der billigen Arbeitskräfte (wobei sie das Wort Fachkräfte verwenden) auf der anderen Seite der Strasse von Johor noch besser bestellen und Personalkosten senken können. Zwar pendeln viele Arbeitskräfte jeden Tag von Johor nach Singapore, aber die unternehmerischen Vorteile mit allen Auswirkungen im Umfeld und auch spezielle Arbeitsplatzangebote für die Menschen in Singapore entfallen. Singapore hat eine bedeutende Infrastruktur, effiziente staatliche Administration und unternehmensfreundliche Gesetze, was Unternehmen in diesen Stadtstaat lockt. Wenn man diese administrativen Vorteile an diese malaysischen Sonderzonen abgibt, so wird sich das im zukünftig verschärfenden Kampf (Handelskrieg USA/Europa - China) um lukrative Investitionen eher nicht so positiv auf Singapore auswirken. Der große Gewinner dieses Abkommens ist für mich deshalb Malaysia und einige Unternehmen in Singapore, die von Kostenvorteilen profitieren, aber eben nicht die Gesellschaft in Singapore.
In der chinesischen Wirtschaftswelt wird fleißig über Wirtschaftsmaßnahmen diskutiert, die die chinesische Wirtschaft trotz schwächelnder Immobilienbranche wieder in Schwung bringt. Nachdem die Regierung Konsumgutscheine ausgegeben hat und Shanghai seine Bewohner noch zusätzlich mit kurzfristig-gültigen Gutscheinen zum Konsum bringen möchte, scheint die Ankurbelung durch höheren Konsum das weit akzeptierte Allheilmittel zu sein. Ich bin da skeptisch, denn diese Art von Wirtschaftsankurbelung kostet nicht nur ein Haufen Geld und belastet die öffentlichen Kassen, sondern es fehlt die Nachhaltigkeit. Wenn viele Menschen jetzt einen neuen Kühlschrank kaufen, so wird in naher Zukunft auch weniger dieses Produktes gekauft und das Problem wird nur in die Zukunft verschoben. Besser wäre doch eine andere Ausrichtung: Auch wenn China schon unglaubliche Fortschritte bei der Erneuerung und Modernisierung der Infrastruktur gemacht hat, so fehlen in ländlichen Gebieten noch grundlegende Infrastruktur der Wasserversorgung und Abwasserentsorgung oder beim Ausbau der Straßen. Das wäre auch ein bessere Ergänzung zu den schwächeren Wohnungsbauaktivitäten. Leider haben sich aber Ökonomen in Beijing mehr Gehör verschaffen können, die einer westlichen nachfragegetriebenen Wirtschaft glauben schenken. Kein Wunder, denn viele von diesen chinesischen Wirtschaftsexperten haben in den USA studiert bzw. universitäre oder wissenschaftliche Verbindungen dahin. Die USA erwirtschaften einen großen Teil des eigenen BIP über den eigenen Konsum. Für die chinesische Regierung ist es außerdem praktisch, wenn die Menschen bei der Zufriedenheit mit der Regierung mittels Geldgeschenke positiv beeinflussen werden können. Ich hoffe, dass dieses Wirtschaftsinstrument in China nicht überstrapaziert wird.