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LöwenPost 2025/06

(ursprünglich am 11.2.2025 veröffentlicht)

Sino Kolumne: Mitsubishi Electric in China ~ Kampf der US-Firma Illumina ~ Erfolgreicher Kinofilm Ne Zha 2

Der japanische Hersteller Mitsubishi Electric plant, die Lieferkette für seine Fabrikroboterherstellung bis März 2026 komplett in China zu etablieren. Das Unternehmen stellt Industrieroboter, interaktive Bildschirme, Steuerungsgeräte und andere Produkte her, die in der Fabrikautomation eingesetzt werden und hat einen geschätzten Anteil am chinesischen Markt von 5-10% bei Industrieroboter und 10-15% bei CNC-Systemen. Der Finanzvorstand Kuniaki Masuda äußerte sich so: “We will be able to meet demand by sourcing only from within China.” (Wir werden die Nachfrage decken können, indem wir unsere Waren ausschließlich innerhalb Chinas beziehen.) Damit reagiert das Unternehmen auf die feindselige Politik der USA, welche auch anderen Ländern Handelsbeschränkungen gegenüber China auferlegt und anderenfalls mit Zöllen und Verboten in den USA droht. Die Verlagerung der Produktion von Mitsubishi nach China folgt dem Muster von europäischen Unternehmen wie ABB, Volkswagen und Bosch, die alle schon diese Schritte Richtung China getätigt haben. Somit zeigt es sich, dass Unternehmen aufgrund der US-Politik ihre chinesischen Aktivitäten erhöhen, denn ein chinesischer Markt ist einfach zu wichtig. Es ist nur ein Beispiel, weshalb die ökonomische Drohpolitik der USA mit großer Wahrscheinlichkeit nicht funktionieren wird. Wenn durch diese protektionistische Industriepolitik sich außerdem die US-Industrie nicht dem globalen Wettbewerb stellt, wird sie mehr Schaden erleiden und die zukünftigen ökonomischen Aussichten für die USA trüben. Übrigens ein wirtschaftspolitisches Muster, was in der Geschichte schon so oft beobachtet wurde.

Es ist ein bühnenreifer Wirtschaftskrimi. China hat zur Vergeltung für die zusätzlichen US-Zölle moderate und eigentlich nur symbolische Maßnahmen ergriffen, da die Gegenzölle und Exportkontrollen nur Produkte und Rohstoffe mit sehr geringen Handelsvolumen mit den USA betreffen. Aber auf der Unreliable Entity List landet dann doch eine US-Firma, die in den USA eine unrühmliche Rolle spielt. Es ist die Firma Illumina aus San Diego, die Gensequenzierer herstellt und damit den Markt dominiert. Illumina reichte in zahlreichen europäischen Ländern Patentverletzungsklagen gegen die chinesische Biotechnologiefirma MGI ein und forderte ein Verkaufsverbot für MGI-Produkte. Nach einigen gewonnenen Prozessen verlor das Unternehmen eine entscheidende Klage, so dass im Jahr 2023 sogar ein Patent von Illumina vom Europäischen Gerichtshof widerrufen wurde. Und es kam noch schlimmer, da in den USA MGI, bzw. das Mutterunternehmen BGI, eine Gegenklage gewann und ein US-Gericht feststellte, dass Illumina Patente von MGI vorsätzlich verletzt hat. Die Taktik der Verdrängung durch juristische Kampftruppen ging also nach hinten los. Nun versucht die Firma mit gigantischen Investitionssummen in Lobbyisten BGI als Bedrohung für die USA darzustellen und über die Politik entsprechende Verbotsgesetze zu erreichen. Im September 2024 stellte das Unternehmen zwei ehemalige Mitarbeiter (Marty Reiser und Matt Bravo) des Mehrheitsführers im Repräsentantenhaus Steve Scalise zu einem hohen Gehalt ein. Und siehe da, BGI und MGI sowie weitere chinesische Unternehmen wurde im Herbst letzten Jahres per Gesetz in ihrer Geschäftstätigkeit in den USA eingeschränkt. Die "freie Welt" hat ihr pseudomoralisches Prinzip durch lupenreine demokratische Mittel wieder einmal unter Beweis gestellt. Deshalb rückt also diese Firma nun auch in den Mittelpunkt der chinesischen Politik und eben nicht aus einem Willkürakt, sondern wegen ihrer chinafeindlichen Aktionen zuvor.

In China hat der Kinofilm "Ne Zha 2" den Spitzenplatz bei den umsatzstärksten Filmen aller Zeiten erobert. Eine Kernaussage des Films bzw. der Filmheldin lautet "Mein Schicksal liegt in meinen eigenen Händen" ("我命由我不由天"). Warum ist der Film so erfolgreich? Nun, diese Kernaussage liegt tief verwurzelt in der chinesischen Denkweise. Erst letzte Woche habe ich Geschichten über vier Jugendliche gelesen, wie sie ihren Übergang vom Bildungsleben ins Arbeitsleben gemeistert und dabei den in China herrschenden harten Wettbewerb am Arbeitsmarkt bewältigt haben (Artikel: Four stories of Chinese youth breaking through high unemployment (Si apre in una nuova finestra)). Sie sind dabei oft ungewöhnliche Wege gegangen und haben den gesellschaftlichen Zwängen von Familientraditionen und Hierarchien von Bildungseinrichtungen geschickt die Stirn geboten. Sie haben ihr Schicksal selbst in die Hand genommen und es war eine Selbstverständlichkeit diesen harten Weg zu gehen. Kein Klagen über die Umstände, kein Jammern über Rahmenbedingungen. Sie treffen in China zwar auf harte Wettbewerbsbedingungen, stoßen dabei aber andererseits auf viele Möglichkeiten, einem Umfeld, was Engagement und Leistung anerkennt und wertschätzt. Bedingungen, die in Europa leider nur noch selten gespürt werden können. Genau diese Kombination des Denkens "Mein Schicksal liegt in meinen eigenen Händen" und die Möglichkeiten in der chinesischen Gesellschaft machen dieses Land so erfolgreich und zum Vorreiter gesellschaftlicher Entwicklungen. Treten dabei Probleme und suboptimale Lösungen auf, so stellen sich Chinesen auch als Rebellen wie Ne Zha auf, sie sind nicht die - wie im Ausland oft einseitig gesehenen - braven, folgsamen Staatsbürger. Das verkennt die chinesische Gesellschaft. Die lange chinesische Geschichte hat es immer gezeigt: Ein Kaiser wurde unterstützt, so lange die Leistung gegenüber der Gesellschaft und den Menschen hoch war. Sobald Kaiser, oft nach langen Familiengenerationen, nachlässig, selbstzufrieden und leistungsschwach wurden, dann brachen Aufstände aus, welche oft in neue Kaiserdynastien endeten. Das chinesische Volk zu regieren ist somit eine anspruchsvolle Aufgabe und verlangt eine hohe Leistungsbereitschaft, eine Eigenschaft, die viele Menschen in China selbst verkörpern.

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