Podcast-Deutsch / Deutsch-Podcast: Was ist mein Job?
Projektleiterin, Creative Producerin oder Redakteurin? In der Podcastwelt sind Rollenbezeichnungen schwammig. Eine kleine Orientierungshilfe.
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Wie in der letzten Ausgabe versprochen, werde ich mich dem Thema Audioproduktion erst einmal abwenden. Manche hatten schon den Eindruck, dies sei ein reiner Audio-KI-Tools Newsletter. Eben nicht! In den folgenden Ausgaben schauen wir uns stattdessen andere Aspekte und Prozesse einer Podcastproduktion an. Oder eines Podcastprojektes. Oder doch Formates? Damit sind wir auch schon beim Thema.
Am schönsten lässt es sich auf LinkedIn beobachten: Gefühlt haben alle, die in der Podcastbranche arbeiten, einen ganz eigenen Jobtitel (für die gleichen Aufgaben): Audio Producerin, Sound Engineerin, Technical Producerin. Oder bei Jobausschreibungen: Was macht denn ein Senior Executive Producerin eigentlich genau?
Dieses Phänomen ist natürlich nicht auf die Podcastwelt beschränkt. Ich glaube aber, dass die Sprachverwirrung in unserer Branche besonders stark ist. Deshalb möchte ich euch in dieser Ausgabe eine kleine Orientierungshilfe geben: Welche Jobbeschreibungen gibt es? Was bedeuten sie? Und welche Jobtitel empfehle ich? Damit ihr beim nächsten Vorstellungsgespräch auch wisst, was von einem Lead Executive Creative Outreach Managerin verlangt wird.
Aber erst möchte ich mich an einer Erklärung versuchen. Meiner Meinung nach gibt es zwei Gründe für die Namensvielfalt. Erstens: Das Medium Podcast kommt aus den USA, deshalb benutzen wir viele englische Jobtitel, dazu gesellen sich aber bereits bestehende deutsche, die dann synonym verwendet werden. Zweitens: Die meisten von uns Podcastschaffenden kommen aus anderen Bereichen, aus denen wir jeweils andere Bezeichnungen mitgebracht haben. Ein paar kommen aus dem klassischen Radio, ein paar aus der Fernseh- und Videobranche und manche hatten vorher gar nichts mit Medien zu tun.
Jetzt aber zu unserem kleinen Wörterbuch:
Podcasterin
Beginnen wir mit dem einfachsten: Podcasterin! Da weiß man doch genau was gemeint ist. Eine Person… die halt podcastet. Naja. Podcasterin ist ein großer Überbegriff, bei dem überhaupt nicht klar ist, was die Person wirklich macht. Manche bezeichnen sich als Podcasterin, weil sie irgendwas mit Podcasts zu tun haben. Ich empfehle euch das zu vermeiden, da es nur für Verwirrung sorgt. Sagt lieber, was ihr genau macht.
Leute, die aber tatsächlich einen eigenen Podcast betreiben und dabei auch fast alles alleine machen, können sich ruhig Podcasterin nennen. Dann ist dieser Jobtitel meiner Meinung nach angebracht. Ansonsten ist er höchstens im privaten Umfeld hilfreich: “Was machst du?” “Ich bin Podcasterin!”
Projektmanagement
Geläufige Jobtitel:
Projektmanagerin
Projektleiterin
Producerin
Redakteurin
Meine Empfehlung: Projektleiterin oder Projektmanagerin (in Deutschland), Producerin (international)
Hier kommen wir direkt zu einem regelmässigen Missverständnis: Producerin ≠ Produzentin. Im Podcast-Deutschen ist mit Produzentin oft ein Mensch gemeint, der Audio aufnimmt, schneidet, mixt und mastert. Im Podcast-Englischen wird die gleiche Person eher als Editorin bezeichnet. Eine Producerin ist im Englischen dagegen meistens eine Projektleiterin.
In der Filmwelt ist das einfacher: Dort machen Producerin und Produzentin tatsächlich das gleiche, es sind Projektleiterinnen.
Was ist das Aufgabengebiet?
Projektleiterinnen sind für das Gelingen eines Podcasts verantwortlich, halten alle Fäden in der Hand, sind erste Ansprechpartnerinnen und sind vor allem für organisatorische Themen zuständig.
Redaktion:
Geläufige Jobtitel:
Redakteurin
(Story) Editorin
Content Management
Meine Empfehlung: Redakteurin
Moment mal, war die Editorin nicht die Person, die Podcasts schneidet?! Ja schon, aber als Editorin wird im Englischen auch die Person bezeichnet, die bei uns Redakteurin heißt. Ein Zusatz wie Story Editorin hilft, um zu unterscheiden.
Was ist das Aufgabengebiet?
In der Podcastbranche sind Redakteurinnen oft für die inhaltliche Vorbereitung und Begleitung von Podcasts zuständig. Sie schreiben Skripte, recherchieren Themen oder erstellen Frageleitfäden. Oft sind sie auch für Podcastbeschreibungstexte wie Shownotes verantwortlich. Gerade im klassischen journalistischen Bereich übernehmen Redakteurinnen oft zusätzlich organisatorische Aufgaben, für die eine Projektleiterin zuständig wäre.
Audioproduktion:
Geläufige Jobtitel:
Audio Producerin
Audioproduzentin
Cutterin
Produzentin
Sound/Audio Engineerin
Sound/Audio Editorin
Technical Producerin
Sound Designerin
Meine Empfehlung: Audioproduzentin (in Deutschland), Sound/Audio Editorin (international)
Hier kommen wir wieder zum Grundproblem: Producerin ≠ Produzentin. Außerdem gibt es hier viele verschiedene Bezeichnungen. Meine Vermutung ist, dass die Leute wieder aus vielen verschiedenen Bereichen kommen, unter anderem aus der Musikproduktion. Meine Empfehlung ist daher eher eine persönliche Präferenz, weil ich nicht so tief in dieser Bubble stecke.
Was ist das Aufgabengebiet?
Eine Audioproduzentin führt Podcastaufnahmen durch und schneidet, mixt und mastert Episoden. Wenn zusätzlich Musik oder Klänge für die Produktion hergestellt oder arrangiert werden müssen, dann übernimmt das eher eine Sound Designerin (die auch gleichzeitig die Audioproduzentin sein kann).
Gästemanagement:
Geläufige Jobtitel:
Guest Schedulerin
Outreach Managerin
Gästemanagerin
Interviewplanerin
Meine Empfehlung: Gästemanagerin
Diese Position ist in Podcast-Deutschland meines Wissens nach noch nicht so geläufig, aber erscheint mir extrem sinnvoll, wenn eine Firma viele Interviewformate unterhält und dafür vor allem hochkarätige Gäste benötigt.
Was ist das Aufgabengebiet?
Die Gästermanagerin lädt Interviewpartnerinnen für Podcasts ein, betreut sie bei den Aufnahmen und ist erste Ansprechpartnerin für Fragen. Außerdem betreut sie die Kartei an möglichen Interviewpartnerinnen und pflegt sie. Oft wird diese Aufgabe von Redakteurinnen oder Projektleiterinnen übernommen.
Jetzt fehlen natürlich noch viele weitere Jobtitel und Rollen, die eine Podcastproduktion erfordert. Zum Besipiel Hosts, Sprecherinnen, Autorinnen und Konzeptentwicklerinnen. Ich habe für diese Ausgabe aber bewusst nur die Titel gewählt, die regelmässig für Verwirrung sorgen oder selten sind. Wenn ihr euch eine Ausgabe wünscht, in der ich einmal alle Rollen bei einer Podcastproduktion oder in einer Firma erkläre, dann schreibt mir! Am besten über meine sehr kurze Umfrage (Si apre in una nuova finestra), in der ihr mich feedbacken und Themenvorschläge einreichen könnt. Oder ausführlich per E-Mail!
Zum Schluss interessiert mich aber noch eure Meinung: Welche Jobtitel findet ihr total verwirrend? Stimmt ihr mit meinen Empfehlungen überein? Was fehlt noch? Diskutiert mit unter dem LinkedIn Post dieser Ausgabe. (Si apre in una nuova finestra)
Hat euch diese Ausgabe gefallen? Dann schickt sie doch einem Kollegen oder einer Kollegin weiter! Wie eingangs erwähnt, möchte ich noch mehr Menschen mit diesem Newsletter erreichen. Und wie ihr alle wisst: Mund-zu-Mund-Propaganda funktioniert am besten. Ich danke euch!
Die nächste Ausgabe erscheint am 30. April und für diese habe ich eine kleine Überraschung geplant! Ich führe ein neues Format ein.
Bis bald in eurem Postfach
Niklas
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