Ab jetzt wird alles anders…
Ich bin 9 oder 10 Jahre alt und sitze vor dem Fernseher. Ganz nah, damit ich auch ja keine Sekunde verpasse. Ob ich mir die Augenlider mit Klebestreifen oben festkleben sollte, damit ich nicht im falschen Moment blinzel? Egal, es geht los: in der Unterwasser-Dokumentation, die einmal im Jahr gezeigt wird, geht es nun im die Tiefsee. Auf den Meeresgrund wurde eine Plattform mit einem großen Köder hinabgelassen, in einiger Entfernung sind Kameras aufgebaut. Auf dem Bildschirm sind große Haie zu sehen, die sich Stück für Stück durch den Köder fressen, bis plötzlich etwas riesenhaftes ins Bild rollt. Wie eine Wand verdunkelt dieses Etwas den Bildschirm und verscheucht die nun winzig erscheinenden Haie ins dunkle Blau des Meeres. Was die Wissenschaftler*innen dort gefilmt haben, wird in der Doku nicht konkret benannt oder ich kann mich nicht mehr erinnern, aber es handelt sich wohl um einen richtig richtig großen Hai. Diese ganze Szene dauert nur wenige Minuten - wenn überhaupt - aber ich sauge jedes Bild mit maximaler Faszination in mich auf.
Denn ich liebe Haie.
Ihr kennt sicher diese Freundebücher, die herumgegeben werden und in denen man Fragen beantwortet. Bei “Dein Lieblingstier” stand bei mir nicht Pferd oder Katze, sondern meist: Haie, Schlangen, Krokodile. Bei “Dein größer Wunsch” stand nicht “nach Disneyland fahren” oder “reich werden”, sondern “Mit einem Weißen Hai tauchen”. Ich wollte mal einen Riesenmaulhai sehen, mit Zebrahaien schwimmen und wusste, dass einer der gefährlichsten Haie der Welt ein Weißspitzenhochseehai ist.
Aber mit all dem war ich sehr allein. Spätestens in der Pubertät wurde mir sehr klar, dass ich mit der Liebe zu Katzen oder dem Wunsch nach einem tollen Auto weniger auffalle und mehr dazu gehöre. Und das war für mich als neurodivergente Person damals die sicherste Option: dazu gehören. Und so verblasste nach und nach das, was mir Freude bereitete, was mich faszinierte und wer ich war. Bis vor wenigen Jahren hatte ich komplett vergessen, wie sehr es mich zum Meer hinzieht. Ich hatte all das ganz ganz tief in mir verschlossen und verdrängt, hatte sogar 10 Jahre lang Angst davor, ins Wasser zu gehen und zu schwimmen.
Und dann entdeckte ich den Podcast “Helden der Meere” und spürte das Aufflammen meiner früheren Begeisterung. Schnell wurde mir klar: ich bin gar nicht allein! Es gibt so viele, die sich für das Meer und jedes kleinste Lebewesen darin interessieren! Ich fand schnell Instagram-Accounts von Meeresbiolog*innen, Online-Magazine rund ums Meer, Dokumentationen auf YouTube und fing an, ein Sachbuch nach dem nächsten über unseren Ozean zu lesen. Ich lernte erneut das Schwimmen und sogar das Freitauchen: mit nur einem Atemzug tauchte ich hinab auf 9m und sammelte Glücksgefühle für ein ganzes Leben! Ich war wieder tief drin in meinem Spezialinteresse und es fühlte und fühlt sich weiterhin großartig an.
(Si apre in una nuova finestra)Deshalb wird das ab jetzt das Thema hier bei Steady: der Ozean. Ich zeige euch nicht mehr nur, wie ich ihn male, sondern lasse euch an all den nerdigen Fakten und Entdeckungen teilhaben, die ich mache. ich empfehle euch Bücher, Dokus, Menschen, Petitionen und Artikel, werde zeichnen, malen, fotografieren oder schreiben. Es geht um Ökosysteme, Haie, Wale, Wasservögel oder Personen, die mit dem Meer verbunden sind. Ich will mich gar nicht groß festlegen und das hier als meinen großen blauen Spielplatz sehen, auf den ich euch einlade. Ich freue mich über jede Unterstützung von Meeres-Enthusiast*innen und allen, die es noch werden wollen. Und vielleicht können wir irgendwem da draußen zeigen, dass wir nicht allein sondern VIELE sind.
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