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Palästina – Israel – UN-Protektorat?

In der Sendung Lanz vom 09.04.24 sagte der Journalist Nikolaus Blome, man müsse die Realitäten akzeptieren. Es könne in absehbarer Zeit keine Zweistaatenlösung mehr geben und eine Lösung wäre, dass die UN ein Protektorat auf dem Gebiet des heutigen Israels und der palästinensischen Autonomiegebiete errichtet.

Da in den Kommentaren danach gefragt wurde, einige Gedanken dazu.

Zunächst hat Herr Blome sich sehr wage ausgedrückt, indem er einmal von einer Einstaatenlösung sprach und einmal von einem Protektorat im Westjordanland. Was fundamental unterschiedliche Dinge sind.

Den gesamten Gedankengang kann ich aber aus einem anderen Grund nicht so wirklich für voll nehmen. Und es tut mir ausnahmsweise leid, das so sagen zu müssen.
Weil es eine überfokussierte Sichtweise mit europäischen Augen ist. Ein Teilausschnitt mit Filter.

Wären die palästinensischen Araber, die sich heute Palästinenser nennen, das einzige Problem, dann wäre das Problem längst gelöst.
Herr Blome selber hat ja beworben, die Realitäten zu sehen. Also wagen wir den Blick.

Der palästinensische Widerstand ist nicht der Widerstand gegen eine Besetzung, gegen Siedler oder gegen Grenzkontrollen. Denn sonst hätte es am 10/7 keinen Terroranschlag aus dem Gazastreifen gegeben. Dort gab es das alles seit fast 20 Jahren nicht mehr. Das ist nur das, was die Social Media Propaganda uns glauben machen will und was uninformierte Studenten sich antikolonialistsich und antiimperialistisch zurechtlegen.

Das, was die Palästinenser als Widerstand bezeichnen, hat die Vernichtung des Staates Israel zum Ziel. Wie sollte sich das ändern, wenn die UN ein Protektorat übernimmt? Gäbe es dann keinen Terrorismus mehr, keine palästinensischen Kinder in Kampfanzug, keine Selbstmordanschläge? Und was würden wohl die Hamas, der islamische Dschihad, die Hisbollah, die Huthi, der Islamische Widerstand im Irak und vor allem der Iran davon halten? Würden die dann die Raketen schweigen lassen, sich gesittet den Mund abtupfen und nach Hause gehen?
Oder würden dann nicht die Soldaten, die dieses Protektorat dort beschützen und bewachen sollen, zum Ziel werden?

Eine Einstaatenlösung werden alle Israelis geschlossen ablehnen. Aus einem sehr einfachen, biologischen Grund: Wegen der Vermehrungsrate der Palästinenser.
Und bevor jemand Luft durch die Zähne zieht, im Gegensatz zu Bernd Höcke (FCKAFD) halte ich das nicht für gottgegeben oder „rassisch“ begründet, sondern sozio-kulturell und empirisch Messbar.

In der gesamten Region leben derzeit fast so viele Palästinenser wie Juden. 2,5 Millionen alleine in Jordanien, worüber die wohl auch nicht so glücklich sind.
Nach nur wenigen Jahren hätten die Araber die Mehrheit.
Das gegebene Versprechen war aber das eines jüdischen Staates. Nicht eines Staates, in dem Juden leben können. Das hatten die immer mal wieder, zweitausend Jahre lang, teil- und zeitweise sogar sehr friedlich und erfolgreich.
Wäre ich ein jüdisches Volk, würde ich da auch keinen Pfifferling mehr drauf wetten.

Die eigentliche Ursache des Konfliktes sind nicht die Siedler. Das wäre ein zu lösendes Problem, wie man am Gazastreifen gesehen hat.
Zugegeben, durch die Entwicklung der rechtsradikalen Regierung und dem zum Teil erfolgreichen Versuch Fakten zu schaffen, wäre es schwierig. Aber lösbar.

Für weniger lösbar halte ich die Vorstellung eines Kalifats, eines Panarabismus, eines politischen Islam, der keinen jüdischen Staat auf „seinem“ Grund und Boden duldet.
Und wer das nicht sieht, der verschließt Augen, Ohren und den ganzen Kopf schlicht davor, was Politiker und Imame weltweit sagen.
Ob sie alle Juden töten oder nur vertreiben wollen, sind nur Nuancen.

Diese Weltsicht bekommt man auch nicht einfach weg. Sie wird vererbt, sie wird an die Kinder weitergegeben, von Generation zu Generation. Unterstützt durch den Flüchtlingsstatus der UN, der inzwischen nicht nur vererbt werden, sondern durch Adoption weitergegeben werden kann.
Wir haben es mit dem weltweit beispiellosen Phänomen zu tun, dass Millionen von Menschen sich für Flüchtlinge halten, die ihre angebliche Heimat in ihrem Leben nicht nur nie betreten haben. Sondern von wo nicht einmal deren Eltern geflohen sind.
Und genau diese UN, deren Mitgliedsstaaten inzwischen zu über der Hälfte aus Nicht-Demokratien bestehen, sollen das richten?

Es ist wundervoll, wenn Diplomatie funktioniert. Ägypten und Jordanien stehen fast schon auf Israels Seite. Weil beide ihre eigenen, schlechten Erfahrungen mit den Palästinensern bzw. der Muslimbruderschaft gemacht haben. Weil es ihnen durch Annäherung besser geht. Die würden die Palästinensergebiete ja nicht einmal geschenkt zurückhaben wollen.

Und die Hamas hat 10/7 genau dann initiiert, als eine Annäherung an Saudi-Arabien konkret wurde. Das sich generell eh da raus hält. Weil es Israel nicht unbedingt mag, aber den Iran und einen islamischen Staat noch weniger.

Ich sehe derzeit nur eine Lösung. Und es ist nun wirklich nicht so, dass sie mir gefällt. Es ist das, was ich im angemahnten Realismus sehe: Eine der beiden Seiten muss in die Situation von Deutschland 1945 gezwungen werden. Bis sie soweit ist, dass sie eine komplett neue Organisation der Gesellschaft duldet und ertragen muss. Bis zwei oder drei Generationen später vielleicht ein sorgsam gepflegter und gehegter Keim aufgegangen ist. Oder wenigstens die Chance hat, mit etwas Gießen alleine zu wachsen.
Diese Seite wird sicher nicht Israel sein.

Der politische Islam, egal ob vom Geschmack der Hamas und des Dschihad oder eher mit sozialistischem und zutiefst korruptem Anstrich der PLO, bedroht die demokratische Lebensweise des Westens.
Und der wird ein Erstarken nicht zulassen können. Denn sonst sind wir ganz schnell da, wo Israel heute ist.

Ich habe mir abgeschminkt, in meiner Lebenszeit nochmal Frieden im Nahen Osten zu erleben. Am Abend des 7. Oktober 2023.

Und das ist Realismus.

Argomento Krieg

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