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Kleines (berufliches) Update…

Monotones Tippen auf der Tastatur erfüllt den Raum. Eine Lebensgeschichte möchte zu Papier gebracht werden. Meine Ohren hören Musikstücke für Yoga- und Meditationsstunden. Musikstücke, die darauf ausgerichtet sind, eine entspannende, beruhigende und oft spirituelle Atmosphäre zu schaffen. Wasserrauschen, Vogelgezwitscher oder das leise Rascheln von Blättern im Wind. Meistens im Hintergrund höre ich diese Klänge, während ich meine Reden schreibe. Vor dem inneren Auge sehe ich mich auf einer Massageliege und spüre das warme Öl, welches die Masseurin in rhythmischen Bewegungen sanft auf meinem Rücken verteilt.

Ich schweife ab und zwinge meine Gedanken wieder, sich auf die Lebensrede zu konzentrieren. Es ist Sonntagmorgen Anfang Januar, wir haben ausgeschlafen. Ausschlafen, wenn man das mit zwei Kindern so nennen kann. Nach einem leckeren Frühstück mit einem warmen Ei und frischen, lecker duftenden Brezeln, deren Geruch immer noch den Raum erfüllt, habe ich mich an den Schreibtisch verkrochen und schreibe die Lebensrede. Der Göttergatte und der Sohnemann machen die Küche, wobei der Sohnemann eher dabeisteht und erzählt, während das Babygirl glucksend und brabbeld auf ihrer Spielmatte liegt, obwohl… mittlerweile kugelt sie sich durch die Gegend und regt sich auf, wenn sie nicht weiter kommt :-)

So oder so ähnlich liefen unsere Sonntage im Dezember und Januar ab. So habe ich das Jahr beendet und das neue Jahr angefangen….

Empathie

„Gestern ist auch noch mein Vater plötzlich gestorben.“ sagt die Witwe zu mir, als ich mich an den Esstisch setze, um das Trauergespräch für ihren plötzlich verstorbenen Mann zu führen. In solchen Momenten weiß man, dass man sehr viel Raum halten muss. Raum geben. Und Raum halten.

Ich werde „narred“, wenn Menschen, die ein bisschen Storytelling können, meinen „Ach, die 15 Minuten reden schaffe ich auch.“ Und damit die Anstrengung und vor allem Verantwortung, die hinter einer „TRAUER-Rede“ steckt, zutiefst herunterspielen und damit in gewisser Weise auch „wertlos“ darstellen.

Als Trauerredner sitzt mitten im Tornado fremder, trauernder Menschen. Da sind Witwer, die plötzlich für 3 Kinder alleine Sorgen müssen, Eltern, die ihr Kind zu Grabe tragen oder Kinder, die ihre Eltern viel zu früh beerdigen müssen. Du sitzt mitten in ihrem Epizentrum und jedes Wort, jede Frage und jede Geste könnten noch tiefer in ihrer offenen, blutigen Wunde bohren. Nein, Trauerredner kann nicht jeder. Man kann sehr vieles lernen, ja. Aber eben nicht alles. Vor allem nicht das Wichtigste: Empathie.

 1000 trauernde Menschen

Dieser Beruf ist, bei all der Sinnhaftigkeit, die er mit sich bringt, vor allem emotional durchaus sehr anstrengend. Vor allem aber trägt man die Verantwortung für den weiteren Trauerweg wildfremder Menschen. Vielleicht vergisst man ja mal ein Kind zu erwähnen, weil es aus anderer Ehe stammt, dir aber im Gespräch niemand etwas davon erzählt hat. Dieses Kind ist nun zutiefst verletzt, weil es scheinbar laut deiner Rede kein Teil des Lebens war.

Du machst etwas mit deinen Worten in diesen „nur 15 Minuten“. Denn die Hauptarbeit, das Raum geben, halten und aushalten, passiert lange davor. Du begleitest nicht nur den Abschied, du begleitest vor allem auch die Trauer. Das darf man niemals vergessen.

Im Dezember und Januar habe ich vor über 1000 Menschen gesprochen. Nicht viel, könnte man meinen, wenn man sich vorstellt, ich wäre irgendwo als Speakerin eingeladen gewesen oder hätte eine Impulsrede in einer Kongresshalle gehalten. Doch es waren „nur“ Beerdigungen. Beerdigungen, die so groß, so „mächtig“ in ihrer Trauer waren und so viel Raum gebraucht haben. Da waren über tausend Menschen in den letzten Wochen in meiner Nähe, die getrauert haben. Für über 1000 Menschen habe ich Raum gegeben, Raum gehalten und versucht Worte zu finden.

Mehr als schöne Urnen und Blumengestecke

Als hochsensibler und eher introvertierter Mensch ist dieser Job eigentlich der absolute Supergau für mich. Verrückt, wenn man bedenkt, wie „gut“ ich ihn dann doch mache. .. 

... das Schreiben & Recherchieren kostet viel Zeit, Mühe & Herzblut meinerseits. Unterstütze gerne diese Arbeit mit einem Spaghetti-Eis im Monat.

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Argomento AUS UNSEREM LEBEN

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