Stationierung in Deutschland, Langeweile im Weltraum, hässlichstes Wort im Deutschen
Liebe Leser*innen,
es waren zähe Verhandlungen bis in die frühen Morgenstunden, die ganze Nacht versuchte die Bundesregierung, mit Washington zu einer Einigung zu kommen. Wolfgang Kubicki? Giovanni di Lorenzo? Sahra Wagenknecht? Beatrix von Storch? Diese Optionen wurden erwogen, aber verworfen. Am Ende zeigten sich beide Seiten zufrieden mit der Entscheidung:
Provokant und abschreckend ist auch der Panzer. Eigentlich! Momentan können aber viele unserer tarnfarbenen Helferlein ihr stürmisches Naturell nicht ausleben.
TITANIC wünscht gute Besserung! Besonders leiden unter der Panzerpause die Organsucher*innen – der Markt ist leergefegt. Der Gesetzesentwurf des Bundesrates zur Reform der Organspende kommt somit genau zur richtigen Zeit. Uns liegt die erste Version des neuen Formulars exklusiv vor.
(Si apre in una nuova finestra)Füllen Sie das Formular hier (Si apre in una nuova finestra) aus, drucken Sie es und seien Sie einer der Ersten, die Organspende in diesem Land ernst nehmen!
Wo das Formular leider noch nicht verfügbar ist: im Weltraum. Dabei wünschen sich Suni Williams und Butch Wilmore bestimmt, sie hätten das Dokument nur zur Sicherheit mal ausgefüllt. Wir haben aber immerhin ein paar Vorschläge, was sie stattdessen tun könnten:
Gefangen auf der ISS
Wegen technischer Schwierigkeiten sitzen die NASA-Astronauten Suni Williams und Butch Wilmore auf unbestimmte Zeit auf der Raumstation ISS fest. Was sie in der Zwischenzeit tun können:
Alle Staffeln von Battlestar Galactica schauen
Sterne in der Milchstraße zählen
Lebensmitteltuben gründlich ausquetschen
Kosmischen Staub wegwischen
Faul in der Schwerelosigkeit rumhängen
Mal gründlich über alles nachdenken (Warum habe ich nicht einfach eine Banklehre gemacht? Altere ich jetzt eigentlich schneller? Ist die Erde vielleicht doch eine Scheibe?)
Schön die Zeit vertrieben hat sich auch unser Sprachkolumnist Torsten Gaitzsch und mal in Ruhe durch die neue Duden-Ausgabe geblättert:
Dude(n), where’s my word?*
Der Presse entnehme ich, dass der 2024er Duden** 3000 neue Wörter enthält, darunter Gemüsekiste, Distanzunterricht, Balkonkraftwerk und Gojibeere. Viele andere Einträge sind dagegen ausradiert worden: Dampfradio, UMTS-Handy, bedünken und Saumsal. Na, von mir aus. Im Online-Duden stehen diese scheintoten Vokabeln eh nach wie vor. WEIL DIE DUDEN-REDAKTION WEICH IST! Hätte sie Mumm, Chuzpe und cojones, würde sie jedes Lexem, das aus dem gedruckten Wörterbuch verschwindet, auch aus ihrer digitalen Datenbank entfernen.
Ach, Quatsch, das meine ich nicht ernst. Glauben können Sie mir indes dies: Ich wusste bisher nicht, dass es zu dem Adjektiv saumselig ein Substantiv gibt! Klar, Ersteres ist eine Ableitung von Letzterem, aber dass Saumsal bis in die Gegenwart hinein existiert(e) und sogar im amtlichen Regelwerk stand, blows my fucking mind.***
Abseits von Mühsal und mühselig war mir kein -sal/-selig-Paar bekannt. Gibt es etwa auch »labselig« (von Labsal)? Was sagen die Grimms (Si apre in una nuova finestra) dazu? »LABSELIG, adj. labsal gewährend, eine bildung Fischarts: von unsern labsäligen reben.« Wow! Und es kommt noch dicker: »DRANGSELIG, adj. und adv. drangsälig arctus, pressus, afflictus, vexatus, exagitatus«.
Man beachte das alternative -ä- in den Adjektivableitungen! Da wundert’s mich direkt, dass mühselig im Zuge der Rechtschreibreform, die sich ja anschickte, (volks-)etymologische Zusammenhänge stärker sichtbar zu machen (vgl. Stängel, Quäntchen), nicht in »mühsälig« geändert wurde. »Mühsälig« wäre ein guter Kandidat für das hässlichste Wort der deutschen Sprache. Man schämt sich regelrecht beim Artikulieren, wenn man erst die Lippen wie ein pfeifender Stör nach vorne stülpt, dann die Lefzen mickjaggermäßig auseinander reißt. Bah!
Ihr Torsten Gaitzsch
* »Hat diese Kolumne ab jetzt jedes Mal eine krampfhaft originelle Überschrift, statt mit einer Begrüßung der Lesenden eingeleitet zu werden?« fragen Sie sich womöglich. Keineswegs! Heute ist mir halt diese Zeile eingefallen, und die hätte im Rest des Beitrags keinen Platz gefunden.
** Mmmh, 2024er Duden, ein ganz feines Tröpfchen!
*** »Ist diese Kolumne ab jetzt eine Sprachkolumne?« fragen Sie sich womöglich. Nein.
Verabschiedet sich ebenfalls und wünscht Ihnen ein gut informiertes Wochenende:
Ihre TITANIC-Redaktion
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