EUROPA-SPEZIAL: EU-Wahl, Fußball-EM, Eurovison
Liebe Newsletter-Abonnent*innen,
die EU-Wahl ist kaum verarbeitet, schon steht das nächste europäische Großereignis ins Haus: die Fußball-EM. Die Vorfreude auf die Gruppenphase macht einige Staatsoberhäupter seit Wochen derart hibbelig, dass sie, wie Emmanuel Macron, schon mal ihr Parlament auflösen, weil sie an der Standhaftigkeit ihrer équipe zweifeln. Und so schaut nun die ganze Welt auf Frankreich:
Vor der Neuwahl ist nach dem Rechtsruck, das wusste schon die Analytiker-Legende Sepp Herberger (französisch auszusprechen). Was der Hauptgrund für den Siegeszug nationalistischer Parteien in nahezu allen EU-Ländern ist, darüber lässt sich freilich streiten. Wer dem Wähler oder der Wählerin die Schuld in die Schuhe schiebt, macht es sich zu einfach. Wie so oft führt die Spur nämlich nach Russland …
Im Brüsseler Parlament und anderswo sitzen nun also zu gefühlt 95 Prozent Abgeordnete von AfD-ähnlichen Gruppierungen. Doch welche sind das genau? Prägen Sie sie sich gut ein, womöglich können Sie die mal beim »Stadt Land Partei«-Spielen gebrauchen.
Rechtsextreme europäische Parteinamen und was sie auf Deutsch bedeuten
Se Acabó la Fiesta = »Die Party ist vorbei« (Spanien)
Chrysi Avgi = »Goldene Morgendämmerung« (Griechenland)
Chega, Chega = »Genug ist genug« (Portugal)
Fidesz = »Endlich sagt’s mal wer!« (Ungarn)
Poschtiwägeli Schweizerli = »Ich glaub, meine Schweiz pfeift« (Schweiz)
Gehaat, verdoemd, verafgood: »Gehasst, verdammt, vergöttert« (Niederlande)
Prawo i Sprawiedliwość = »Na, sieh mal einer guck!« (Polen)
Vi måste redige, Sverige = »Wir müssen reden, Schweden« (Norwegen)
Dar acum ceasul bate 12 = »Jetzt schlägt’s aber 13!« (Rumänien)
Voir Bruxelles en brand het af = »Brüssel sehen und abfackeln« (Belgien)
Rassemblement = »Mütze Glatze Mütze Glatze« (Frankreich)
Wenigstens der Eurovision Song Contest 2024 lief ohne jegliches Anzeichen von Radikalisierung oder sonstigen Kontroversen über die Malmöer Bühne. Dass mit der Schweiz obendrein ein Nicht-EU-Mitglied als Siegerin hervorging, hat bestimmt auch etwas zu bedeuten. Jedenfalls dürfen wir uns schon jetzt auf die nächste ESC-Runde freuen.
Bleibt zu hoffen, dass mit dem Ausscheiden Deutschlands aus der Fußball-EM – notfalls durch Meisterschaftsgewinn – das Thema Europa hierzulande vorerst abgefrühstückt ist. Dann bleibt wieder Zeit für die simpleren Dinge im Leben, etwa, genau: Frühstück. Inklusive einer zweiten Tasse Kaffee.
»Zweite Tasse, bitte!« – Die Better-Living-Rubrik mit Torsten Gaitzsch
Liebe Leserinnen und Leser,
eine Mail folgenden Inhalts erreicht mich soeben: »Hallo! Ich lese Ihre Kolumne schon seit der allerersten Folge, und ich frage mich, was der Titel eigentlich zu bedeuten hat. Warum ›Zweite Tasse‹? Was soll das?! Bitte klären Sie mich auf, sonst kündige ich Ihren Newsletter!«
Zugegeben, eine solche Mail hat mir kein Mensch jemals geschickt, eine Antwort auf die darin gestellte Frage glaube ich Ihnen dennoch schuldig zu sein. Es soll, wie ihr Untertitel nahelegt, in dieser Kolumne um Better Living, um Self-Care und -Improvement gehen, und wo beginnt das alles, wenn nicht bereits beim Frühstück? Verstehen Sie diese Ausgabe meines Rundschreibens als public service announcement: als Werbung für das Konzept Zweite Tasse (mit großem Z).
Ist es nicht herrlich, den Tag mit einer stärkenden Mahlzeit zu beginnen? Ein frisch aufgebackenes Brötchen mit Pflaumenmus, ein weichgekochtes Ei, Camemberttoast, Obst, Müsli – was auch immer man präferiert –, und dazu schlürft man natürlich was? Kaffee! Das kräftigende Koffeingebräu, der »Türkentrank« (Volkslied), der »bohnige Wachmacher« (Hürtgen/Werner; Konkurrenz-Podcast, bitte nicht hören!) macht das Frühstück erst rund, er »kommt in den Magen, und alles gerät in Bewegung; die Ideen rücken an wie Bataillone der Grande Armée auf einem Schlachtfeld« (Balzac).
Und jetzt kommt’s! Ist die Tasse leer, wird nicht etwa abgeräumt und das unvermeidliche Tagwerk in Angriff genommen, sondern: eine zweite Tasse eingeschenkt und getrunken. Diese Zweite Tasse ist das i-Tüpfelchen im Wort Perfektion. Mit dem Essen bin ich fertig, aber beim ersten Sichten der Nachrichtenlage oder der neuesten »Jeopardy!«-Folge genieße ich einfach noch einen Pott der braunen Brühe, die Zweite Tasse eben. Mmhhh. Sag auch Du ja zur Zweiten Tasse! Die letzten Schlucke sind dann zwar in der Regel kalt, bitter und widerlich, aber das ist bestimmt eine prima Allegorie auf irgendwas.
In diesem Sinne: Prost.
Ihr Torsten Gaitzsch
Verabschiedet sich ebenfalls und wünscht Ihnen ein gut informiertes Wochenende:
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