Deutschland braucht die Bombe!

Liebe Leser*innen,
solche Bilder sieht man selten: Meloni im innigen Gespräch mit Sánchez, Macron und Orbán knüpfen Freundschaftsbändchen füreinander, die EU-Parlamentarier*innen flechten sich gegenseitig die Haare. Woher stammt die plötzliche Harmonie in Europa? Könnte es an diesem Vorschlag der Kommission liegen, dem endlich mal die ganze EU zustimmen kann?

Die neue Ausgabe gibt’s ab Samstag unter jedem Atomschirm und jetzt schon im Onlineshop (Print (Si apre in una nuova finestra) oder PDF (Si apre in una nuova finestra) oder in der App (Si apre in una nuova finestra)) – oder am besten: mit Prämie im Abo (Si apre in una nuova finestra)!

Friedrich Merz hat sein Wahlkampfversprechen, »die ganze SPD-Fraktion auszurotten«, noch nicht in die Tat umgesetzt. Laut Insidern hat er sogar noch kein einziges Mal Reißzwecken auf Lars Klingbeils Sitz im Bundestag gelegt und Boris Pistorius erst einmal Popel in den Nacken geschmiert. Doch das sind nicht die einzigen Highlights der Koalitionsgespräche:

Die besten Momente bei den Koalitionsverhandlungen
Der Moment, als die 16 Arbeitsgruppen bei einer Teambuildingmaßnahme gegeneinander Fußball spielten – und die Arbeitsgruppe Digitales alleine vor der Playsi saß
Der Moment, als die Arbeitsgruppe Kultur und Medien erfolglos bei der Arbeitsgruppe Landwirtschaft, Ernährung und Umwelt das Catering in Auftrag gab
Der Moment, als die Arbeitsgruppe Bürokratieabbau, Staatsmodernisierung und moderne Justiz ihr 53-seitiges Flowchart zur Regulierung der Toilettennutzung während der Koalitionsgespräche vorstellte
Der Moment, als Hansjörg Durz (CDU) von der Arbeitsgruppe Wirtschaft, Industrie und Tourismus seine beliebte Hape-Kerkeling-Parodie (»Durz«) zum Besten gab
Der Moment, als Klara Geywitz (SPD) von der Arbeitsgruppe Verkehr und Infrastruktur, Bauen und Wohnen allen Ernstes versuchte, mit der Deutschen Bahn zum Treffen anzureisen
Der Moment, als die Arbeitsgruppe Europa von ihrer Exkursion nach Malta leider wegen verpasster Anschlussflüge nicht zurückkommen konnte und das Frühlingswetter am Strand genießen musste
Der Moment, als die Arbeitsgruppe Landwirtschaft, Ernährung und Umwelt 50 Milliarden Sondervermögen für das Catering herausschlug
Der Moment, als die Arbeitsgruppe Haushalt, Finanzen und Steuern strahlend verkündete, dass zumindest für die Aufrüstung mehr als genug Geld da sei
Das Einzige, was die Partystimmung des zukünftigen Kanzlers gerade trübt, ist die Kritik der Hauptstadtpresse, er sei zu weich gegenüber der SPD, zu progressiv, ja richtiggehend antifaschistisch geworden. Merz kann sich nicht erklären, woher diese Vorwürfe stammen:

In den aktiven Pausen, in denen Klette Capoeira-Einheiten anleitet, hebt sich Merz’ Laune allerdings immer wieder. Nach ein bisschen Bewegung und frischer Luft hat der CDU-Vorsitzende viel bessere Ideen und strotzt nur so vor Kreativität:

Ein neuer Name für die GroKo
Angesichts der knappen Mehrheit könne von einer Großen Koalition keine Rede mehr sein, findet auch Friedrich Merz. Er fordert nun einen alternativen Namen für das neue Zweckbündnis aus Union und SPD – und liefert erste Vorschläge gleich mit:
GeHoKo (Koalition für den gehobenen Mittelstand)
Führungsstarke Regierung in tumultuösen Zeiten (F.R.I.T.Z.)
Me/Rz
Friedrich Merz
Die Union (aus CDU/CSU und SPD)
HDGDL
GroKo ohne Merkel
AfD
NSDAP
Die Koalition vom Friedrich Merz
Die Sauerlandbuben
CDU2
Doch nicht nur die deutsche Politik ist bereit für den Neuanfang, den die Koalition aus SPD und Union verspricht, auch in der restlichen Bundesrepublik wird es Frühling:

Der bald anbrechende April wird aber trotz Frühling am Ende wahrscheinlich wieder machen, was er so will, da sind sich die deutschen Meteorolog*innen einig. Wie man mit Regen am besten umgeht, erklärt Ihnen Schönwetterkolumnist Torsten Gaitzsch:

Heute: Reiche im Regen
Ich mag kein schlechtes Wetter. Ein schockierendes Bekenntnis, ich weiß. »Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung« ist eine Phrase, die auf den Müllhaufen der Schrottsprüche gehört, gleich neben »Wir sind doch nicht aus Zucker!« Mir wurde zugetragen, dass der Sänger Sting, als es während eines Konzerts auf dessen Deutschlandtournee zu regnen anfing, ebendies seinem Publikum zugerufen habe – auf Deutsch: »Wir sind doch nicht aus Zucker!« Ganz schön protestantisches Mindset für einen Katholiken.
Pfeifendem Wind und peitschendem Niederschlag nehme ich vor allem übel, dass sie mich, ungeachtet meiner Gewandung, in höchstem Maße entwürdigen: Ich kann kaum was durch die Brille erkennen, das Haar wird zerzaust, eine Bö stülpt den Schirm um, die Nase läuft, Einkaufstaschen werden weggeweht, und to add insult to injury löst sich auch noch ein Schnürsenkel.
Und dann sehe ich die für Frankfurt typischen Business-Heinis, wie sie erhobenen Hauptes und von der Witterung völlig unbehelligt über den Fußweg stolzieren. Kein Tropfen saugt sich in ihren maßgeschneiderten Zwirn, die Frisur sitzt, die Schuhe bleiben unbefleckt. Ist man je einem Banker/Börsianer/Manager (keine Ahnung, wie diese Wolkenkratzerjobs heißen) in Regenpelerine und Gummistiefeln begegnet? Müssen die sich je schnäuzen? Sich nach einem heruntergefallenen Tragebeutel bücken?
Es ist im Grunde nur mit Zauberei zu erklären: Die Anzugschnösel sind mit der Gewissheit und im Vertrauen darauf aufgewachsen, dass sie stets der Nabel der Welt sind. Meteorologische Kapriolen vermögen ihre Kreise nicht zu stören, ihre Umwelt hat sich gefälligst an sie anzupassen und nicht andersherum. Und so entwickelten sie über die Jahre hinweg eine unsichtbare Barriere, einen antiatmosphärischen Schutzschild, etwas, das bei Dungeons & Dragons unter Bannmagie subsumiert würde.
Neidisch bin ich auf die Aura der Oberschichtsfatzkes dennoch nicht. Ich schöpfe Trost aus dem Gedanken, dass sie zwischen 9 und 17 Uhr keinen Augenblick lang Freude empfinden.
Verabschiedet sich und wünscht ein gut informiertes Wochenende:
Ihre TITANIC-Redaktion

Gehen Sie doch mal eine Koalition mit der TITANIC-Redaktion ein und schließen Sie eines unserer Pakete ab!

TITANIC empfiehlt:
Ella Carina Werners »Der Hahn erläutert unentwegt der Henne, wie man Eier legt« ist jetzt wieder auf Lager (Si apre in una nuova finestra)!


Veranstaltungstipp: DIE ENDGÜLTIGE GERICHTSSHOW
Gemeinsam mit ihren beiden Hausjustiziaren rollt die Redaktion alle Rechtsfälle der vergangenen 45 Jahre neu auf. Seien Sie live dabei, wenn der Ratzipapst aus dem Jenseits Abbitte leistet (Medium angefragt) und Björn Engholm dem Verlag reumütig 40 000 Mark Schmerzensgeld zurückzahlt.

1. April, 20:00 Uhr, Club Voltaire, Kleine Hochstraße 5, Frankfurt
Mit Laura Brinkmann, Torsten Gaitzsch, Julia Kubik, Sebastian Maschuw, Julia Mateus, Leo Riegel, Daniel Sibbe und den TITANIC-Staranwälten Gabriele Rittig & Jan-Alexander Fortmeyer
Eintritt:
10 € // Ermäßigt: 7 € // Mit Kulturpass Frankfurt: 1 €
Karten gibt es hier (Si apre in una nuova finestra).

TITANIC-Verlag Georg-Büchner-Verlagsbuchhandlung GmbH & Co. KG Hamburger Allee 39
60486 Frankfurt am Main