Principles instead of process obsession
Wenn Marty Cagan Slilicon Valley Produktweisheiten spricht dann lauscht die europäische Produktgemeinde.
So auch kürzlich auf der just product in München.
Und wenn er dann über die “process obsession” der Europäer rantet kommen wir aus dem nicken nicht mehr heraus. Jeder der es in einem mittelgroß bis großen deutschen Unternehmen gewagt hat Produktentwicklungsprozesse zu transformieren kennt das Phänomen. Ohne Prozessbeschreibung geht gar nichts. Hier wird geklärt und beschrieben bis jede noch so verborgenen Confluenceseite gefüllt ist. Und im Alltag? Trotzdem Stillstand, Unklarheit, niemand fühlt sich zuständig. Warum ist das so. Meiner Erfahrung nach gibt es verschiedene Phänomene. Fangen kleinere Organisationen an zu wachsen wird oft erst viel zu spät und mit Verwunderung festgestellt, dass “wir besprechen das mal eben auf der Terrasse” nicht mehr funktioniert und man gut daran täte das ein oder andere festzuschreiben. Wenn dann endlich zum Prozesschart oder zur RACI Matrix gegriffen wird, schießt man gerne mal übers Ziel hinaus bis jede Aufgabe und jeder Schritt so kleinteilig beschrieben ist, dass sich keiner mehr traut irgendetwas zu tun geschweige denn zu entscheiden.
Aber was ist dann die Lösung?
Wir wissen mittlerweile alle, wir brauchen kleine reaktive Teams mit klar abgesteckten Verantwortungsbereichen, die möglichst unabhängig agieren können. Nur so sind wir sind er Lage schnell genug auf Veränderungen zu reagieren und zeitnah zu qualitativ hochwertigen Ergebnissen zu gelangen.
Aber wie stellen wir jetzt sicher, dass diese Teams auch miteinander agieren können und Kommunikation fließen kann? Hier helfen Prinzipien statt Prozesse. Der gemeinsame Nenner auf den wir uns festlegen und am dem sich jeder orientieren kann. Ein paar Leitplanken, die für alle gelten und innerhalb derer Teams sich so organisieren wie es für sie und ihren Kontext am besten funktioniert.
Hier wird festgelegt, dass wir einander respektieren und anständig miteinander umgehen ebenso werden Kommunikationsschnittstellen, Planungsrhythmen und Inkrementübergänge geregelt.
Prinzipien beschreiben anders als Prozesse nicht jedes Detail. Somit reicht es nicht sie einmal aufzuschreiben und zu erwarten, dass sie automatisch gleichartig interpretiert werden. Sie müssen gelebt werden. Es muss sich immer wieder aktiv damit auseinander gesetzt werden, es müssen Beispiele der Auslegung diskutiert werden und Best Practices geteilt werden. Es läuft also wie so oft auf gute, kontinuierliche und konsistente Kommunikation raus. Aber wenn gelebt, können Prinzipien was Prozesse nicht können, sie passen sich an die Situation an und finden somit auch Antworten auf Gegebenheiten, die zuvor noch nicht beschrieben wurden.
Link zu Marty Cagans Talk auf der just product (Si apre in una nuova finestra)