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Dr. Dougbeh Christopher Nyan

Es freut mich, euch den ersten Beitrag von The African Scientist zu präsentieren. Er handelt von dem renommierten liberianischen Mediziner Dr. Dougbeh Nyan, zu dem ich vor einiger Zeit Kontakt aufnahm. Dr. Nyan begrüßte die Idee, die Menschen mit der The African Scientist-Initiative auf eine bisher für viele wohl kaum bekannte Seite 'Afrikas' aufmerksam zu machen - herausragende Leistungen auf dem Gebiet der Wissenschaften.

Dr. Nyan ist der Erfinder des sogenannten Nyan-Tests. Bei diesem handelt es sich um einen diagnostischen Schnelltest, der u. a. Ebola, HIV, Zika, Malaria, Gelbfieber, Dengue-Fieber, Hepatitis B, C und E, das MERS-Virus und nicht zuletzt das inzwischen weltweit gefürchtete Corona-Virus Sars-Cov-2 nachweisen kann.

Dr. Dougbeh Christopher Nyan ist nicht nur Mediziner, sondern auch ein renommierter biomedizinischer Forscher, preisgekrönter Erfinder und sozialer Aktivist. Doch der Reihe nach.

Sozialer Aktivist oder Mediziner?

Dougbeh Nyan wurde in Liberia geboren. Einem Land das, wenn überhaupt, in der Berichterstattung vor allem für Krieg, Ebola, oder Bilder von Kindersoldaten steht.

Selbst noch ein Kind möchte Nyan zunächst in die Fußstapfen seines Vaters treten und Bürgerrechtsanwalt oder aber Außenpolitiker werden, doch schließlich schreibt er sich am Institut für Wissenschaft und Technologie der Hochschule von Liberia ein, um Chemie und Zoologie zu studieren. Geprägt durch seinen Vater, bleibt das Thema soziale Gerechtigkeit jedoch Teil seines Lebens und bringt ihn rasch in Konflikt mit der Staatsgewalt.

Gefängnis, Exil und Charité

1988 tragen landesweit Studenten ihren Protest gegen die Regierung auf die Straßen Liberias. Sie fordern Pressefreiheit und wenden sich gegen massive Menschenrechtsverletzungen. Als Studentenführer fällt Nyan der Staatsgewalt unangenehm auf und wird auf Veranlassung des damaligen liberianischen Präsidenten Samuel Doe von der Universität verwiesen. Um ein Exempel zu statuieren, wandert er als junger Mann gemeinsam mit weiteren "Rädelsführern" ins Gefängnis und wird schließlich dazu gezwungen das Land zu verlassen.

Über Umwege führt ihn sein Exil schließlich nach Deutschland, wo er an der Berliner Charité Humanmedizin mit dem Schwerpunkt Infektionskrankheiten studiert. Damals kann er noch nicht wissen, dass Berlin etliche Jahre später wieder eine Rolle in seinem Leben spielen würde.

https://www.youtube.com/watch?v=-rgVdBcC9oA (Si apre in una nuova finestra)

Der Forscher erwacht

Als ehrgeiziger Absolvent erlaubt es ihm ein Stipendium, sich in den USA für Postgraduiertenprogramme in Biomedizin am weltweit renommierten National Institutes of Health (NIH) und der University of Pennsylvania einzuschreiben. Anschließend ist Nyan als Forscher sowohl am NIH als auch bei der US Food and Drug Administration (FDA) tätig. Der Kampf gegen Infektionskrankheiten wird von nun an seine berufliche Leidenschaft.

Im Jahr 2014 tritt ein weiteres prägendes Ereignis in sein Leben. Neben den westafrikanischen Staaten Guinea und Sierra Leone, wird auch seine Heimat Liberia vom bislang „größten Ebolafieber-Ausbruch in der Geschichte“ heimgesucht (Si apre in una nuova finestra), in dessen Verlauf mehr als 28.000 Menschen erkranken und mehr als 11.000 sterben werden.

Nunmehr als Experte für Infektionskrankheiten wird Dr. Nyan während der Ebola-Krise Leiter der liberianischen Diaspora-Einsatzgruppe (Diaspora Liberia Emergency Response Task Force).

"Die unprofessionellen Äußerungen einiger nicht-medizinischer Regierungsbeamter haben in der breiten Bevölkerung einen weit verbreiteten Unglauben darüber ausgelöst, dass das Ebola-Virus real ist", war nach seinem gefährlichen Einsatz einer seiner Kritikpunkte an der liberianischen Regierung.

Alles verloren, alles gewonnen

Am 17. September 2014 wird er schließlich vor den US-Kongress geladen, um über die Arbeit der Diaspora-Experten Bericht zu erstatten. Doch mit dem was dann passierte, dürfte er kaum gerechnet haben.

Nach seinem Bericht vor dem Unterausschuss für Afrika, globale Gesundheit, globale Menschenrechte und internationale Organisationen des US-Repräsentantenhauses, wird von heute auf Morgen sein Dienstverhältnis mit der FDA beendet. Nyan seinerseits beschuldigt die FDA, seine Beiträge zu einer wissenschaftlichen Forschungsarbeit nicht als solche anzuerkennen und die Entwicklung eines medizinischen Diagnosetests für Infektionskrankheiten zu verleugnen und sie anderen zuzuschreiben.

Und der aufstrebende Forscher hat Glück. Im republikanischen Kongressabgeordneten Lamar Smith aus Texas, dem Vorsitzenden des Ausschusses für Wissenschaft, Raumfahrt und Technologie des Repräsentantenhauses, findet Nyan einen einflussreichen Fürsprecher.  Smith schreibt  an den FDA-Vorsitzenden Robert M. Califf.

"Aufgrund der Aussage des Kollegen [Nyan] im Kongress waren zwei Wissenschaftler in Managementpositionen innerhalb der DETTD (Abteilung für neu auftretende und durch Transfusionen übertragene Krankheiten des FDA) offensichtlich besorgt über potentiell schädliche Auswirkungen auf die FDA."

Doch was war geschehen? Wie etwa die Washington Post 2016 berichtete, äußerte sich Nyan vor dem Kongress „leicht kritisch zu den internationalen Bemühungen im Kampf gegen Ebola“. So hatte er Washington dazu aufgefordert, Unterstützung für die Entsendung von Experten aus der "afrikanischen Diaspora" in die betroffenen Länder zu leisten. Zudem trug er u.a. die Empfehlung vor, das "zivile medizinische (US-)Fachpersonal um etwa 1.000 Mitarbeiter in der Region Liberia zu erhöhen, als Verstärkung der 3.000 Soldaten, die entsandt werden sollen", heißt es in der Mitschrift (Si apre in una nuova finestra) der Anhörung.

So hatte man sich den Auftritt des Experten Nyan bei der FDA offensichtlich nicht vorgestellt. Ohne Einkommen und einer "maximal ausgereizten Kreditkarte" überleben der vierfache Vater Nyan und seine Familie vor allem dank der Hilfe von Freunden und Verwandten. Doch der Kongressabgeordnete Smith ist noch immer an seiner Seite. Er strengt ein Untersuchungsverfahren an, aus dem Nyan am Ende tatsächlich als Sieger hervorgeht. Nach zwei Jahren, im Oktober 2016, erhält Nyan die Dokumente für die Anmeldung eines Patents zur Infektionsdiagnostik von der FDA zurück.

Der "Nyan-Test" zur Erregerdiagnostik

Bei der von Nyan entwickelten Innovation (dem Nyan-Test) handelt es sich um einen diagnostischen Schnelltest der in der Lage ist u.a. Ebola, HIV, Zika, Malaria, Gelbfieber, Dengue-Fieber, Hepatitis B, C und E, das MERS-Virus und auch das nun weltweit gefürchtete Virus Sars-Cov-2 nachzuweisen. Die Technologie ist in der Lage, Ergebnisse für drei bis sieben Infektionen gleichzeitig zu erbringen - innerhalb von 10 bis 40 Minuten. Herkömmliche Testverfahren benötigen für eine entsprechende Leistung 3 bis 7 Tage.

Eine Innovation von enormen Potential, denn nicht nur in den meisten afrikanischen Ländern mangelt es an einfach zu handhabenden, kostengünstigen und hochentwickelten Diagnoseverfahren. Zudem ist die lokale Expertise in der Hightech-Diagnostik begrenzt. Darüber hinaus ist der Test in der Lage, mehrere Infektionen mit gleicher Symptomatik gleichzeitig zu erkennen und zu unterscheiden, so etwa wenn ein Patient mit Gelbfieber, Malaria und Ebola zur selben Zeit infiziert ist.

Die Lorbeeren für harte Arbeit

Nyans Expertise und Erfindungsgeist sollten nicht unbeachtet bleiben. Nach etwa zweijähriger Prüfung wird Dr. Nyan am 11. September 2018 zunächst das US-Patent (Si apre in una nuova finestra) Nr. 10072309 für den von ihm entwickelten Multiplex-Test zur Diagnostik von Infektionskrankheiten erteilt. Zuvor waren drei klinische Pilotstudien des Tests bei der US Food and Drug Administration (FDA) durchgeführt und in wissenschaftlichen Zeitschriften wie Nature (Si apre in una nuova finestra) und dem International Journal of Infectious Diseases (Si apre in una nuova finestra) veröffentlicht worden.

https://www.youtube.com/watch?v=Ie7mqmm8n4w (Si apre in una nuova finestra)

Nach diesem erneuten persönlichen Meilenstein "prognostizieren Marktanalysten, dass diese Technologie ein Multi-Millionen-Dollar-Unternehmen auf einem globalen Markt für Schnelldiagnose-Tests im Wert von 33 Milliarden US-Dollar sein" werde (Si apre in una nuova finestra).

Nun mit dem US-Patent ausgestattet, betont Nyan, dass "die afrikanischen Regierungen, wie die Vereinigten Staaten und Europa, Innovatoren nachdrücklich unterstützen und den Schutz geistigen Eigentums in Wissenschaft, Technologie, Medizin und Kunst für den Kontinent gewährleisten müssen, um Talente, Innovationen und afrikanischen Einfallsreichtum zu sichern".

Im Jahr 2017 wird Dr. Nyan mit dem renommierten Innovationspreis für Afrika ausgezeichnet. Im folgenden Jahr wird die von ihm entwickelte biomedizinische Technologie als eine der Top 50 Innovationen während des Africa Innovation Summit 2018 in Kigali, Ruanda anerkannt und präsentiert. Zudem erhält er vom Ward Educational Fund in den USA den „Lifetime Achievement Award“ in medizinischer Forschung.

Afrika ist kein Testlabor

Währenddessen ist sich Dr. Nyan jedoch bewusst (Si apre in una nuova finestra), dass die biomedizinische Forschung auch ihre Gefahren birgt.

"Sobald wir diese Institutionen [etwa zur Regulierung von Impftests] eingerichtet haben, werden wir als afrikanische Wissenschaftler diejenigen sein, die Bewertungen vornehmen und Anträge auf dem afrikanischen Kontinent genehmigen oder ablehnen. Daher wird uns nichts von irgendjemandem aufgezwungen werden, nicht einmal von neokolonialen Wissenschaftlern".

Hintergrund dieser Aussage waren Bemerkungen (Si apre in una nuova finestra) der französischen Mediziner Jean-Paul Mira und Camille Locht, wonach sich insbesondere die arme afrikanische Bevölkerung für das Testen von Corona-Impfstoffen eignen würde. Der Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation, Tedros Adhanom Ghebreyesus, bezeichnete die Äußerungen der französischen Ärzte als "Nachwirkungen einer kolonialen Mentalität".

Anfang November 2020 kreuzen sich schließlich die Wege der deutschen Hauptstadt und des längst in die Riege der international renommierten Biomediziner vorgestoßenen Liberianers erneut – aufgrund der Corona-Krise diesmal digital. Wie jedes Jahr prämierte der World Science Summit in Berlin auch im Jahr 2020 wissenschaftliche Durchbrüche aus aller Welt. Erstmals fanden dabei die Science Week und die Falling Walls-Konferenz gemeinsam statt. Und auch in der Stadt in der er einst im Exil Humanmedizin studierte, erhält Dr. Nyan für den von ihm entwickelten "Nyan-Test" die entsprechende Anerkennung (siehe obiges YouTube-Video).

Derzeit ist Nyan als medizinischer und wissenschaftlicher Forschungsleiter im von ihm gegründeten Unternehmen Shufflex Biomed (Si apre in una nuova finestra) tätig.

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