Thema vs. Geschichte – diesen Fehler wirst du nie wieder machen
Hallo und willkommen zur zweiten Ausgabe von Story Gold! Heute begraben wir ein Wort, das dir viele Türen verschließen kann. Und du erfährst, wie du Geschichten statt Themen findest – mit einer Checkliste.
Sag niemals “Thema” (bei einem Story-Pitch)
Es gibt Redaktionen, da hat das Wort “Thema” Voldemort-Status. Einmal “Ich habe Thema X mitgebracht!” rausgerutscht, kannst du es schon fast sein lassen. Warum? Weil die Redaktionen auf Geschichten pochen. Und weil sie allzu oft Themen bekommen.
Eigentlich sind Geschichten kein Hokuspokus. Wir haben nur einen anderen Ansatz in der Schule gelernt. Eine These aufstellen, Argumente und Beweise sammeln - dabei faktisch und objektiv vorgehen.
Das ist super! Nur: Geschichten funktionieren anders.
Thema vs. Geschichte
🇦: Dass “Rechtsextremismus” ein Thema ist, ist klar.
🇧: “Eine rechtsextreme Gruppierung lebt klimaneutral”
Es ist konkret, ungewöhnlich und wirft Fragen auf. Wow! Auch das ist ein Thema: ein exotisches und komplett ausgedachtes.
🇨: “Gordon zieht von der Stadt aufs Dorf und ist tierisch vom langsamen Tempo beim Bäcker oder an der Supermarktkasse genervt. Mit der Zeit verwickeln ihn Andere in der Schlange in ein Gespräch. Bald weiß er mehr über die Menschen in seiner Nachbarschaft, als über sein Team bei der Arbeit. Er merkt: das Dorf ist mehr als eine grüne Kulisse mit guter Luft. Er nimmt sich vor, das Dorf auch in andere Lebensbereiche rein zutragen”
Bingo! Das ist eine Geschichte.
Was zeigt uns das?
💡 Geschichten sind konkret, Themen können aber auch sehr konkret sein.
💡 Lass dich nicht von skandalösen, höchst ungewöhnlichen Themen blenden.
💡 Geschichten müssen nicht extrem sein. Viele sagen, die besten Geschichten kommen aus dem Alltag.
→Deswegen gucken wir gerne Serien über Familien, Menschen im Büro oder Teenager in der High School.
💡Die Themen liegen auf der Straße. Geschichten sind Versuche eines Menschen, sich einen Reim aus einer neuen Situation zu machen.
„Stories are not lived but told. Life has no beginnings, middles, or ends.”
- Louis Mink, Philosoph
Geschichten finden – eine Checkliste
Wenn du auf der Suche nach guten Geschichten bist, suche nicht nach der Sensation. Halte lieber Ausschau nach…
☑️ etwas, was dich berührt
☑️ höchster Subjektivität
☑️ einem aktiven Protagonisten, der etwas will
☑️ einem “Aber”: Der Protagonist bekommt nicht einfach, was er will
☑️ mehreren Widerständen
☑️ ernsten Konsequenzen, sollte der Protagonist scheitern
→ Die Glaubwürdigkeit der Protagonistin und die Gesundheit vieler Menschen stehen auf dem Spiel (Erin Bronkovich)
☑️ augenöffnenden Momenten
→ Sex and the City: “Und dann wurde Samantha klar…”
☑️ einer höheren Wahrheit
→ Hass und Spaltung führen zur Katastrophe (Romeo und Julia)
Das war’s für heute. Wenn dir der Newsletter gefallen hat: Teile ihn mit einer Person, die gute Geschichten sucht! Für Feedback und Wünsche: Antworte mir auf diese Mail!
Nächste Woche ist mein Lieblingsthema dran: “Show, don’t tell”. Danke fürs Lesen und Teilen!
Bis dahin,
Teodora
Wer schreibt Story Gold?
Ich bin freie Journalistin für Audio- und Online-Medien. Davor war ich Online-Redakteurin bei SWR Kultur. Mehr von meiner Arbeit findest du hier (Si apre in una nuova finestra).