Die Echsenmenschen sind los
Die Entstehung einer aufwendigen Illustration.
Dieses Bild entstand auf Wunsch eines Kunden, den ich 2017 auf einer Rollenspielmesse kennenlernte. Die Szene stammt aus einer Geschichte, die sich der Kunde erdacht hat. Entsprechend sind die Echsenmenschen aus seinen Vorgaben heraus entwickelt worden.
Der Entwurf des Bildes
Der Auftraggeber des Bildes hatte klare Vorstellungen davon, was alles in der Illustration enthalten sein soll. Damit Sie mir folgen können, liste ich Ihnen diese einmal auf:
· Die beiden Hauptcharaktere befinden sich auf der Flucht vor einer Horde Menschen auf Pferden, die zugleich gerade im Tal von pferdeköpfigen Menschen in einen Kampf verwickelt werden.
· Die Hauptcharaktere flüchten in Richtung ihrer Hauptstadt, die sich auf dem Gipfel des höchsten Berges befindet.
· Eine Gruppe von Echsenmenschen eilt den Hauptcharakteren bereits zu Hilfe.
· Der Zugang zum Pass zur Hauptstadt befindet sich hinter einem großen Wasserfall.
All diese Informationen in ein Bild zu packen ist nicht gerade leicht. Ich dachte zunächst daran, dass dies nur im Querformat funktionieren würde, jedoch war die Vorgabe: Hochformat
Hier sehen Sie die ersten Skizzen, in denen ich auf verschiedene Weise versucht habe die Vorgaben zu einer passendne Bildkomposition zu verbinden. Die beiden nachfolgenden Entwürfe kristallisierten sich als Favouriten heraus. Gemeinsam mit dem Kunden entschieden wir uns für die linke Version.
Die Figuren
Eine Illustration wie diese ist für mich Neuland. Mit Landschaften habe ich ja so meine Erfahrungen, aber Echsenmenschen?
Welche Visualisierungen gibt es bereits?
Welche Tiere dienen als anatomische Vorbilder?
Wie ist deren Anatomie aufgebaut?
Wie integriere ich die Figuren glaubwürdig in die Landschaft?
All diese Fragen galt es zunächst zu klären und ich begann mit einer längeren Recherche nach hilfreichem Bildmaterial. Parallel dazu machte ich bereits erste Skizzen. Am schwersten fiel es mir dabei den Übergang vom Dinosaurierbecken zum humanoiden Oberkörper aus der Rückansicht nachzuvollziehen, und ich merkte bald, dass mir Skizzen allein für die Umsetzung nicht reichen werden – es half also nix, ein Modell musste her.
Nun gibt es leider keinen lebenden Echsenmenschen und wohl auch kein ausgestopftes Exemplar. Selbst ist da der Künstler und kauft sich ein buntes Pack Kinderknete, mischt alle Farben zu einem grauen Batzen und modelliert einen Echsenmenschen Prototyp auf ein selbst gebasteltes Drahtgerüst.
Voilá – sieht er nicht putzig aus? Noch ein wenig sehr reptilienhaft, oder? Nichts destotrotz hat mir der kleine Knirps die Anatomie eines potentiellen Echsenmenschen schon wesentlich begreifbarer gemacht.
Nachdem ich nun etwas tiefer in die Materie getaucht bin, beginne ich mit den eigentlichen Figuren. Ich wollte sie in ihrer Haltung genauso modellieren, wie sie im fertigen Bild zu sehen sein sollen. Der Hauptcharakter (grüner Echsenmensch) sollte etwas kräftiger sein, der blaue Echsenmensch etwas drahtiger mit vernarbten Augen.
Ich beginne wieder mit einem Drahtgerüst, nur diesmal etwas größer. Schicht für Schicht baue ich die Figuren auf, bis sie mir glaubwürdig erscheinen. Eine detaillierte Ausmodellierung der Oberfläche ist nicht vonnöten, da ich die Modelle ja nur nutzen möchte, um Licht und Schattenverhältnisse zu klären.
Für die kleine Kampfszene in der Ferne benötigte ich ebenfalls Referenzmaterial. Ich schaute mir zunächst einige historische Schlachtenbilder an. Fand aber kein Material, das mir ein halbwegs passendes Kampfgetümmel aus der erforderlichen Perspektive gab. Da kam mir eine Idee: Im PC Spiel "Rome-Total War" kann man relativ realistische antike Schlachten nachstellen und die Kamera beliebig schwenken. Die verwendeten 3D Modelle in dem Spiel sind zwar nicht perfekt, aber ich konnte mir einige Screenshots erstellen, die ich dann digital überzeichnete. So bekam ich brauchbare Anregungen in der passenden Perspektive.
Die Umsetzung
Eine schräg gestellte Pappe simuliert den Hang, auf dem sich die beiden Figuren bewegen. Nun setze ich die Modelle ins passende Licht und fotografiere die Szenerie. Am PC setze ich dann den Entwurf mit dem Foto zusammen, so erhalte ich meinen Schlussentwurf, den ich als Referenz für das eigentliche Bild nutze.
Anhand des Entwurfes übertrug ich die Vorzeichnung auf die bereits grundierte Hartfaserplatte. Dier ersten Farbnuancen legte ich lavierend an, sie dienen mir dazu die Flächen im Bild zu sortieren. Geordnet werden Licht- und Schattenbereiche, sowie die Ebenen im Bild (vorn,mitte, hinten). Hierbei lohnt es sich bereits auf ein gutes Farbspiel zu achten und Hell-Dunkel und Kalt-Warm Kontraste effektiv zum Einsatz zu bringen. Sehr gut zu sehen ist dies am Beispiel des Schlagschattens der Echsenmenschen auf den Untergrund, den ich dank der angefertigten Modelle nun sehr realistisch ausführen kann. Der Schatten trägt maßgeblich zum räumlichen Erscheinungsbild der Figuren in der Landschaft bei und ist bewusst sehr kühl violett angelegt, da sich hier die Farben des blauen Himmels mit denen des erdigen Untergrundes mischen.
(Bild in voller Größe ansehen: Rechtsklick > Grafik anzeigen)
In den nachfolgenden Malschichten werden die Flächen texturiert und farblich aufeinander abgestimmt, bis mir die Schlucht lebendig und räumlich genug erscheint.
Für sie als Leser wirkt es anhand der Fotos sicher so, als würde in den ersten Schritten des Bildes am meisten passieren - aus rein optischer Sicht ist das auch so. Auf den nächsten Fotos müssen Sie schon genauer schauen und vergleichen, was sich zum vorherigen Schritt alles verändert hat.
Betrachtet man die Entstehung des Bildes aus der zeitlichen Perspektive, so ist es die zweite Hälfte des Schaffensprozesses, die deutlich mehr Zeit beansprucht, doch warum ist das so?
Je fertiger ein Bild wird, desto stärker rächt sich jede falsche Entscheidung, jeder fehl platzierte Pinselstrich, jeder falsch gemischte Farbton ist in der Lage ganze Landstriche des Bildes wieder ins Chaos zu stürzen. Zudem fallen ergänzte Details und Texturen nur bei näherer Betrachtung auf.
Detailbilder des fertigen Bildes:
Dank der vielen Vorarbeit durch die Modelle bereitete es mir viel Freude den Vordergrund zu malen und das Bild abzuschließen.
Der Auftraggeber war überglücklich, als er das Bild im vergangenen August bei mir abholte. Wir hatten vereinbart, dass er das Bild nicht im Vorfeld zu sehen bekommt – um so größer war sein Staunen und seine Dankbarkeit, als er es im Original in den Händen hielt.
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