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WTF Happened to Russell Brand? Teil 1: Recovery

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... Eigentlich wollte ich nur für unsere geplante Folge über den Comedian und Influencer Russell Brand recherchieren. Ausversehen bin ich dann in einen sehr tiefen Kaninchenbau gefallen und habe einen sehr langen Text geschrieben – diese Woche schicke ich euch den ersten Teil. Nächste Woche geht's dann weiter!

Love – Mika

WTF Happened to Russell Brand

Er streckt die Arme aus und begrüßt mich zu einem neuen Video in einer Lautstärke, bei der ich reflexhaft das Handy fallen lasse, was überhaupt nichts ausmacht, denn Russell Brands Enthusiasmus für seine 6,4 Millionen erwachenden Wunder, wie er die Zuschauer:innen nennt, transzendiert alles: mein Handy auf dem Boden, die materielle Welt, das politische Spektrum und inzwischen auch den gesunden Menschenverstand. Ich war neugierig geworden, nachdem mir Instagram ein Video von Russel Brand in die Timeline gespült hatte, das ich so ulkig fand, dass ich erstmal Screenshots machen musste.

Doch dann stellte ich fest: Dafür dass er aussieht wie ein kalifornischer Yogalehrer, der dir gerne mal den Nacken massieren würde, ist Brands YouTube-Kanal ganz schön stressig geworden: »STATE OF FEAR - Covid Propaganda EXPOSED« heißt ein Video, »THEY WANT TO CONTROL EVERYTHING« heißt ein anderes. Es geht um UFOs und Aliens, den Krieg in der Ukraine, Mainstream Media, Covid-Maßnahmen, ein ominöses »They« und DIE WAHRHEIT. 

Was ist los mit dem? Wann hat er angefangen Verschwörungsmythen in die Kamera zu schreien und wieso hat er aufgehört zu blinzeln? Ich will Antworten, denn Russel Brand hat mir einmal was bedeutet.

Russel Brand und die Anonymen Alkoholiker

Meine eigene Geschichte mit Russell Brand fing 2019 an – kurz nach meinem letzten Drink. Ich war 29, frischgetrocknete Alkoholikerin und leider etwas zu cool für die deutsche Suchthilfe. Russell Brand, dessen Buch »Recovery« 2017 erschienen war, hatte den passenderen Vibe für mich: Die Haltung eines Rockstars, das Vokabular eines Intellektuellen auf Crack (bloß eben ohne Crack) und einen Weg aus dem Dreck, der ihn nicht an den Rand der Gesellschaft katapultiert hatte. Mit all dem konnte ich etwas anfangen. Dabei waren die Ideen, die Brand propagierte alles andere als neu. Sein Buch war im Grunde eine modernisierte Fassung von den 12 Schritten der Anonymen Alkoholiker. Und die sind alt. Fast 100 Jahre alt. Hätten die AA eine Marketingabteilung, die die Anzahl an »fucks« berechnet, damit sich die Zielgruppe »29, Suchti, zu cool für alles« von ihrem Programm abgeholt fühlt, vielleicht wäre ich noch mit Promille im Blut ins Meeting gerannt. Aber das ganze Gerede von Demut, Charakterfehlern und der Sorge Gottes erschien mir so trübsinnig und sakral, als hätte mich eine Gruppe alter Männer von einer rauschenden Party gezerrt, um mir eine Hostie in den Mund zu schieben. Bei Russell Brand fing die Party mit der Hostie überhaupt erst an und ich hätte mich bereitwillig von ihm füttern lassen.

Bei Russell Brand fing die Party mit der Hostie überhaupt erst an und ich hätte mich bereitwillig von ihm füttern lassen.

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Argomento Weekly

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