Der 18. Juni in der Geschichte
Eine jung verheiratete Frau, ein toter Polarforscher und ein scheißteures Flugzeug
1264 – An diesem oder am Tag zuvor wurde Eleonore von England geboren. Ihr Vater, der spätere Eduard I., versuchte sie bereits ab 1273 – für die Nicht-Mathematiker: sie ist da gerade neun Jahre alt – zu verheiraten. Peter von Aragon, dessen ältester Sohn der Bräutigam sein sollte, aber auch gerade erst acht Jahre alt war, sagte: »Alter, wart doch mal ab, ey.« Tat Eduard auch, nämlich bis Peter tot war. Dann wandte er sich an den Sohn, der mittlerweile König war und fragte: »Wat is’n jetzt?«
»Meine Fresse, dann heirate ich die eben«, sagte Alfons III. von Aragon, hatte aber auch keinen Bock zur Hochzeit zu reisen, weswegen Eleonore in Abwesenheit des Gatten mit ihm verheiratet wurde. Dummerweise stellte sich raus, dass Alfons und Eleonore über ein paar Ecken miteinander verwandt waren, weswegen der Papst sagte: »Habt ihr sie noch alle? Die Ehe ist ungültig.«
Und ehe Alfons irgendwas dazu sagen konnte, verabschiedete er sich mit 26 Jahren von den Lebenden, bevor er seine Frau überhaupt mal zu Gesicht bekommen hatte.
1293 heiratete sie dann doch noch mal richtig, wurde dreifache Mutter und starb mit satten 34 Jahren. Auch ein bewegtes Leben.
1908 – Die Immigration von Japanern nach Brasilien beginnt. Im Grunde brauchte Brasilien Kaffeefarmer und die Japaner hatten zu viele Leute. Also schickte man welche nach Brasilien, wo die eigentlich nur ein wenig Geld machen wollten. Das klappte aber nur bedingt, also passten sie sich an und blieben da. Wer sich immer schon mal gefragt hat, warum es so etwas wie brasilianisches Jiu-Jitsu gibt: Das kommt von den Japanern, die damals ausgewandert sind.
1928 – Der norwegische Polarforscher Roald Amundsen stirbt beim Absturz seines Flugbootes, mit dem er versucht, seinen italienischen Kollegen Umberto Nobile zu retten, dessen Luftschiff auf einer Eisscholle abgestürzt war. Nobile wird später von einem sowjetischen Eisbrecher gerettet und von seinen Landsleuten, die ihm nicht zur Hilfe kamen, angefeindet. Überraschenderweise wandert er daraufhin aus.
1962 – Der Gefreite der Grenzsoldaten der DDR Reinhold Huhn wird erschossen, als er eine Gruppe von Flüchtenden kontrollieren will. Rudolf Müller hatte zuvor mit anderen Leuten von West-Berlin aus einen Tunnel unter der Grenze gegraben, um seine Familie, die im Osten lebte, herüberzuholen. Nachdem er seine Familie am vereinbarten Treffpunkt abgeholt hatte und zum Tunnel führen will, laufen ihm Huhn und sein Postenführer über den Weg. Daraufhin schießt Müller ihm in die Brust und flüchtet. Die Schüsse des Postenführers, der mit Huhn unterwegs war, treffen niemanden.
Nach der gelungenen Flucht verlangen die DDR-Behörden die Auslieferung von Müller, aber die westdeutschen Behörden akzeptieren die Aussage Müllers: »Nee, ick hab den nur gehauen. Erschossen wurde der von dem anderen Grenzsoldaten.«
»Ja, na dann, fliegen wir dich und deine Familie mal nach Westdeutschland. Hier haste noch nen Bundesverdienstkreuz.«
Müller macht Karriere bei Gewerkschaften und schließlich der EU. Erst 1996 kommt es zum Verfahren, in dem Müller zugibt, aus Notwehr geschossen zu haben. Er wird wegen Totschlags zu einem Jahr Haft auf Bewährung verurteilt. Später stellt der Bundesgerichtshof fest, dass es doch Mord gewesen ist, aber das Urteil wird belassen.
1964 – Udai Hussein, der älteste Sohn von Saddam, kommt in Bagdad auf die Welt. Bei ihm handelt es sich wohl um einen dieser Menschen, bei dem man sich wünschen würde, man hätte eine Zeitmaschine, um ihn schon als Baby umzubringen. Ursprünglich als Nachfolger seines Vaters vorgesehen, fiel er 1988 in Ungnade, weil er den Lieblingsleibwächter und Vorkoster seines Vaters umbrachte. Er fuhr außerdem gern durch die Stadt, ließ irgendwelche Frauen entführen, die ihm auffielen, und vergewaltigte sie dann. Und das waren jetzt nur die relativ kleinen Vorwürfe, die man ihm machte ...
Er wurde bei einem Attentat 1996 schwer verletzt und sein Vater schien enttäuscht zu sein, dass er nicht gleich richtig ins Gras gebissen hatte. Man fragt sich schon, was für ein Mensch man sein muss, dass der eigene Vater sagt: »Alter, ich wünschte der hätte die Hufe hochgerissen.«
Udai starb erst 2003 bei einem Gefecht mit US-Truppen in Mossul. Glücklicherweise.
1981 – Der US Tarnkappenbomber F.-117 Nighthawk startet zum Erstflug, bis 1988 weiß allerdings die Öffentlichkeit nicht einmal, dass es das Ding gibt. Bis 1990 werden 64 Exemplare gebaut, zum Stückpreis von 122 Millionen US-Dollar. Das entspricht ungefähr dem damaligen Bruttoinlandsprodukt von Saudi-Arabien und der Menge an Geld, die ich gerne mal hätte.
1982 – Der italienische Banker Roberto Calvi baumelt tot unter der Blackfriars Bridge in London. In seinen Taschen sind Steine und man kommt schnell zu dem Schluss, dass er sich selbst umgebracht hat. Am gleichen Tag stürzt auch seine Sekretärin aus einem Fenster in Mailand und stirbt. Rein zufällig natürlich. Auch hier geht man erst mal von Selbstmord aus.
Calvi hatte zuvor die Banco Ambrosiano geleitet, die mit mehreren Milliarden Dollar in der Kreide stand. Was sicherlich seinen Geschäftspartnern – mehreren Mafiosi, Kokaindealern und vor allem dem Vatikan – nicht gefallen haben dürfte. Zehn Jahre später exhumierte man noch einmal seine Leiche und stellte fest, dass er vielleicht doch »erselbstmordet« wurde. Immerhin taugte seine Geschichte als Vorlage für den Plot von »Der Pate – Teil III«.
2005 – Seit diesem Tag ist der 18. Juni der »Autistic Pride Day«. Nennen wir es einfach Welt-Autismus-Tag. Also die Gelegenheit, sich heute mal mit den Mitmenschen nicht zu verstehen, daheim zu bleiben und dort alles neu zu sortieren.