Ein Beispiel aus der Reihe "Arbeitsangebote" im Studierzimmer
Die Angebote sind immer so beschrieben, dass sie auch selbstständig verwendet werden können. Es besteht aber die Möglichkeit, ein Google-Docs-Dokument mit mir zu teilen und sich von mir per vertiefender Befragung der eigenen Texte an die Essenz des Problems heranführen zu lassen. Hier ein Beispiel, das oft genutzt wird: Die Selbstregulation.
Kleiner Kurs der Selbstregulation über die Methode der gebundenen Assoziation nach C. G. Jung
“Die Menschen brauchen unbedingt eine Praxis, die ihnen in Zeiten der Verzweiflung hilft. Sie müssen das Gefühl kennen, etwas so unendlich Kostbares zu besitzen, was zu einer stetigen Quelle von Transformation und dauernder Kraft wird.” (Sogyal Rinpoche: “Das tibetische Buch vom Leben und vom Sterben.”)
Auch ohne tief in die Kartenmotivbedeutungen des Lenormand (hier: des Gilded Reverie Lenormand in der expanded edition von Ciro Marchetti) einzusteigen, sich einzulesen und sich selbst in den Texten zu reflektieren, ist es möglich und hilfreich, die Bildmotive zur Assoziation zu verwenden, um verborgene Motivationen, wie auch Ressourcen und Potenziale von Konflikten und herausfordernden Situationen aufzudecken. Nach C. G. Jung wird so die schöpferische Haltung geweckt, die es braucht, um eine schwierige Situation - oder das Leben überhaupt - zu meistern.
Die Fragen zum leitenden Legesystem können von einer ganz groben Zuordnung der Kartenmotive begleitet werden oder es kann rein über das Bild gearbeitet werden. Ich biete an, die Legung mit meinen Fragen zu begleiten und die Betrachtung und Meditation so zu vertiefen. Sie kann aber auch selbstständig und ohne Begleitung erfolgen.
Es ist übrigens, pur nach C. G. Jung, auch möglich, allein über die Liste der Begriffe zu assoziieren. C. G. Jung hätte jetzt gesagt “Schiff” und die spontane Assoziation würde die unbewussten Strömungen und Ressourcen aufdecken. Ich würde es umgekehrt vorschlagen: Anhand der unten gestellten 7 Fragen sucht man sich intuitiv denjenigen Begriff aus der Liste aus, der zur Frage passt. Und dann fragen wir weiter…
Noch mal ganz explizit: Wir machen keine Orakelbefragung nach heutigem Verständnis des wahrsagenden Kartenlegens zum Beispiel. Wenn überhaupt, dann eher nach antikem Verständnis: “Erkenne dich selbst” (Orakel von Delphi).
Grobe Bedeutungszuordnungen der Motive
(Die Motivzuordnung erfolgt aus zwei Richtungen: Inspiriert vom Lenormand selbst und konkretisiert am Beziehungs- und Entwicklungsdreieck.)
Reiter = 1 : Yang-Kraft, Aktivität
Klee = 2: Selbstgewissheit, Glückseligkeit , Konsistenz, Integrität
Schiff = 3: Schöpferkraft, schöpferische Haltung, das eigene Leben als Werk erschaffen
Haus = 4: Lebenssituation als Spiegel der Innerlichkeit, Meisterschaft in der Realitätsgestaltung, Komplexitätsreduktion
Baum = 5: Akzeptanz, Großzügigkeit
Wolken = 6: Selbstzweifel, Zweifel, Überempfindlichkeit (auch Asperger und Autismus als Symptom)
Schlange = 7: Eifersucht, Anhaften, emotionale Bevormundung, Überfürsorglichkeit, “die fordernde Mutter”
Sarg = 8: Selbstablehnung, Erstarrung, sich verstecken (auch Dissoziation aufgrund von Traumatisierung und Depression), Emotionslosigkeit und Blockaden aufgrund von Angst vor eigenen und fremden Emotionen
Blumen = 9: Yin-Kraft, Selbstempathie/Empathie
Sense = 10: Ungeduld, Unduldsamkeit (auch ADHS als Symptom)
Ruten = 11: Selbstbestrafung, Selbstabwertung, unangemessene Kritik von außen, Mobbingsituationen, passiv-aggressives Märtyrertum, Sündenbock und Selbststilisierung, zum Opfer; extreme Anpassung an Anforderungen aus dem Außen, Helfersyndrom, (auch Borderline als Symptom)
Vögel = 12: unsicher ambivalenter Bindungsstil, “plappernder” Rückzug, oberflächliches Gerede, “the needy child,” passiv-aggressive Suche nach Aufmerksamkeit, Wunsch, bemuttert zu werden
Kind = 13: Lebendigkeit, Kreativität, das erlöste innere Kind
Fuchs = 14: “Das tapfere Schneiderlein”, Selbstüberhöhung, Neid, (auch: Narzissmus als Symptom)
Bär = 15: Authentizität, Großmut
Sterne = 16: Medialität, Verbindung mit dem höheren Selbst
Storch = 17: Lernbereitschaft, Kompetenzerweiterung, Wachstum
Hund = 18: Treue, Loyalität, Fürsorge und Selbstfürsorge
Turm = 19: Deprivation, Rückzug, sich aus allem raushalten, Askese, Geiz; manifestes Kontroll- und Vermeidungsverhalten
Park = 20: Präsenz, im-Hier-und-Jetzt-sein
Berg = 21: Hindernis; Hoffnungslosigkeit, Nostalgie, passiv-aggressive Prokrastination (Zuspätkommen, Zusagen brechen, Termine nicht halten, Aufschieben von Dingen, Reden ohne aktiv zu werden…), (auch ADS als Symptom)
Wege = 22: Freiheit als Wert, Künstlerschaft
Mäuse = 23: Gier, Sucht, Lüge, Betrug, manifeste Kompensationsstrategien
Herz = 24: Telepathische Fähigkeiten
Ring = 25: Illusion, Hochmut, Verletzungsvermeidungs- und Abwehrstrategien, auch Fanatismus oder jede verkörperte Haltung im Extrem eines -ismus
Buch = 26: (humanistische) Bildung, Manifestationskraft, Fülle
Brief = 27: Unterscheidungsvermögen, Angemessenheit
Mann = 28: Selbstwertsicherheit, Identität
Frau = 29: Selbstvertrauen, Liebe
Lilien = 30: Gelassenheit, aktives Nicht-tun
Sonne = 31: Selbstwertschätzung und Wertschätzung
Mond = 32: Ermutigung, Anerkennung
Schlüssel = 33: Meditation, meditative und therapeutische Haltung, Achtsamkeit, Toleranz, aktives Zuhören
Fische = 34: Urvertrauen, innerer Frieden, Ego-Transzendenz
Anker = 35: Stabilität, “alles ist gut”-Haltung
Kreuz = 36: Sinn des Lebens: inneres Ziel, überwundene Dualität und integrierte Polarität, Seelenintention in Verbundenheit mit kosmischem Strom
Zeit = 37: persönliche und gesellschaftliche Transformation
Brücken = 38: Sinn des Lebens: äußeres Ziel, persönliche Vision in Verbundenheit mit kollektivem Strom
Würfel = 39: Selbstheilungskräfte und Heilkraft, Kanal für die Liebe sein
Masken = 40: Nörgelei, Selbstsabotage, emotionale Überreaktionen, Wut, Zorn, (auch PTBS und histrionischer Persönlichkeitsstil als Symptom)
Brunnen = 41: innere Weisheit, Selbstsicherheit, Kompetenz
Kompass = 42: Genialität, “die inneren Lehrer und Meister”, Führung durch eine höhere Macht
Labyrinth = 43: Selbstverleugnung, gelernte Hilflosigkeit, “ich kann das eh nicht” (auch: Hochstaplersyndrom in dem Glauben, in Wahrheit nicht gut (genug) zu sein)
Vergrößerungsglas = 44: Beweiszwang, Besserwisserei, scheinbar wissende Bevormundung, “Alleskönner”
Eulen = 45: “Eisenofen-Prinz”, unsicher-vermeidender Bindungsstil, passiv-aggressiver beleidigter Rückzug, der Aufmerksamkeit zu erpressen versucht
Fragen für die Transformation
Such dir zunächst zu den Fragen 1-5 je eine Karte aus (nicht blind auswählen, sondern assoziativ), die deiner Intuition nach zur Frage passt im Hinblick auf das Phänomen, das du betrachten möchtest. Denk bei der Auswahl der Karten noch nicht nach, sondern achte nur auf dein Bauchgefühl:
Worum geht es? Was ist passiert?Woran erinnert dich der aktuelle Vorfall oder die Irritation, wenn du an deine Kindheit denkst?Was ist dein Ziel in dieser Sache? Was brauchst du dazu?Was hindert dich bisher?Wenn wir die fünf Karten zu Ende besprochen haben, suchst du dir zum Abschluss die sechste und siebte Karte aus:
Was wird aus der Sache?Worin besteht die Ernte?Seelenkur
Eine wunderbare Methode, sich selbst zu regulieren - und das vielleicht nicht nur in Situationen der Irritation und des inneren Widerstreits, sondern zur regelmäßigen Psychohygiene - ist die, den Stapel der Lenormand-Karten einmal komplett durchzugehen und Bild für Bild zu beschreiben.
Dazu empfiehlt es sich, die Lenormand-Karten in die Reihenfolge der Dreiecke zu bringen. Diese anschließend vorgegebene Reihenfolge hat einen bestimmten psychologischen Effekt, mit dem das Herz nämlich automatisch in die Transzendenz hinein erhoben wird, während man den Motiven folgt. Jetzt hebt man über den Tag verteilt je ein oder zwei Karten ab, schreibt eine kurze intuitive Notiz zum Motiv und geht weiter seiner Tätigkeiten nach. Es muss also nicht am Stück bewerkstelligt werden. Dennoch scheint es am wirksamsten zu sein, wenn man bis zum Zubettgehen, also in einem Sonnenumlauf, wie Aristoteles es gesagt hätte, mit der Kur fertig wird. Der Effekt ist gemütserleichternd und gedankenreinigend. Und es wird auf jeden Fall jedes Mal etwas völlig Unterschiedliches dabei herauskommen.
Die Reihenfolge der Karten lautet dann der Leserichtung pro Dreieck entsprechend (Passivpol - Aktivpol - Yin - Yang - Dreiecksfläche, -Dreiecksspitze):
Labyrinth
Vergrößerungsglas
Mond
Storch
Brunnen
Kompass
Sarg
Masken
Park
Brief
Kind
Würfel
Ruten
Fuchs
Sonne
Reiter
Mann
Haus
Vögel/Eulen
Schlange
Blumen
Hund
Frau
Herz
Turm
Mäuse
Baum
Bär
Klee
Buch
Wolken
Ring
Schlüssel
Lilien
Fische
Sterne
Berg
Sense
Wege
Schiff
Anker
Zeit
Kreuz
P. S.: Man kann natürlich auch ohne Karten und nur mit den Begriffen arbeiten und könnte sie sogar auswendig im Kopf haben, so dass man die Kur jederzeit und an jedem Ort vornehmen könnte, selbst wenn man die Karten gerade nicht zur Hand hat.