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Lächeln.

Über spontane Mundelwinkelhebungen und das Gefühl von alles-wird-gut. Außerdem: Komische Träume und frühe Vögel.

Eine leichte Unregelmäßigkeit meiner Zeilen schwingt immer wieder mal mit, doch dafür überrasche ich dich umso lieber mit meinen heutigen Mittwochsworten. Neben mir auf dem Sofa steht ein Becher mit Schoko-Crumble-Eis, das schon ein bisschen angeschmolzen ist und so immer wieder mal ein cremiger Schoko-Vanille-Geschmacks vom goldenen Löffel auf mein T-Shirt fällt. Ich hoffe, du dachtest nicht, dass ich in feinem Zwirn und ergonomischer Sitzhaltung am Schreibtisch sitze? Falls ja – nun kennst du die Realität und die macht mir viel mehr Spaß. Für den Rücken gibt es Yoga und für das eisbefleckte T-Shirt ein zuverlässiges Waschprogramm. Nun da meine Schreibsituation geklärt ist, möchte ich ein paar Gedanken zu meinem Schreiben und anderen Momenten meines Lebens mit dir teilen.

Obwohl ich aktuell ja noch die Struktur der Vollzeitstelle lebe, bereitet mein Inneres schon alles für den fließenden Übergang ins Unbekannte vor. Kennst du die Art von Träumen, die man eigentlich nur dann hat, wenn man morgens schon einmal wach war und dann nochmal einschläft? Die Träume, die einen plötzlich hochschrecken lassen und dann muss man erst mal nachschauen, welcher Tag heute ist und ob man überhaupt im richtigen Jahrzehnt erwacht. Von diesen habe ich im Moment reichlich und zwar gefühlt jede Nacht. Mir fallen urplötzlich Situationen aus meiner Vergangenheit bis zurück in die Kindheit ein, die sich dann gestochen scharf vor meinem inneren Auge zeigen. Dennoch wache ich mit den ersten Sonnenstrahlen des Tages auf und bin zwar irgendwie immer ein wenig verwirrt – aber doch bereit für den anstehenden Tag. Und ich sage dir: Diese Phasen finden bei mir immer statt, wenn große Veränderungen bevorstehen. Vor meinem Schulabschluss, dem ersten Umzug, während der Bewerbung für mein Studium – zuletzt erging es mir glaube ich so, bevor ich vor fast fünf Jahren nach Berlin zog und sich mein Leben komplett veränderte. Wer weiß, wie die Veränderungen diesmal aussehen werden… Irgendwie ist das doch höchst aufregend, oder? Sich selbst von Außen zu beobachten und gespannt zuzusehen, was als nächstes passiert, während man aber selbst in der Hand hat, was geschieht. Zumindest in großen Teilen. Auch wenn das etwas seltsam klingen mag: Ich genieße den Zustand.

Insbesondere, weil zwischen den ganzen Bildern der Vergangenheit auch neue Worte den Weg in meine Gedanken finden und meine Notizen-App auf dem Handy zu einem Sammelsurium an einzelnen Wortschöpfungen, ersten Sätzen und nahezu fertigen Kapiteln geworden ist. Jedes Mal, wenn ich die App geöffnet, eifrig meine Worte getippt und sie dann nochmal gelesen habe, schleicht sich ein Lächeln auf mein Gesicht. Und das obwohl ich da in der U-Bahn oder beim Einkaufen sicher keine Meisterwerke tippe. Aber es sind Worte. Meine Worte. Und das ist doch wunderbar! Dieses kleine Lächeln ist der Beweis dafür, dass das Schreiben uns auch dann glücklich machen kann, wenn es nicht für einen bestimmten Zweck passiert oder in Form eines Bestsellers. Nein, die Freude des Schreibens gehört ganz uns.

Die Freude in den kleinen Dingen begegnet mir zuletzt in außerordentlicher Häufigkeit. Vielleicht passieren diese schönen Gelegenheiten ohnehin die ganze Zeit und nun bin ich einfach offener dafür und erkenne sie als solche? Ich kann mir vorstellen, dass mein rosa Dankbarkeit-Tagebuch damit zu tun hat, in das ich seit einiger Zeit wieder regelmäßig jeden Morgen und jeden Abend drei Dinge notiere, für die ich dankbar bin. Manchmal schnell dahingeschmiert und mal ausführlich in schönster Schreibschrift. Kann es sein, dass dieses Aufschreiben den Blick für die positiven Momente öffnet? Ein wohlwollender Kommentar unter einem Instagram-Post, eine liebe Nachricht von einer fremden Person, die aufrichtiges Interesse an meinem Schreiben zeigt und vereinzelt erste Anmeldungen für Journaling-Workshops. All diese Dinge lassen mich strahlen und ziehen meine Mundwinkel unkontrolliert nach oben. An früheren Tagen war es nur ein Kommentar, nur eine kleine Nachricht, nur eine Anmeldung. Heute zelebriere ich jeden einzelnen Teil davon. Und ich denke, das sollten wir alle so machen. Immer. Die kleinen Schritte feiern, uns über diesen einen netten Kommentar freuen und jeder wohlwollenden Nachricht Dankbarkeit entgegenbringen. Je mehr ich das tue desto mehr kommt auch zurück – ich glaube ja ganz fest an das Gesetz der Anziehung, wenn auch nicht bis ins kleinste Detail. Aber das Grundprinzip? Dem kann man eine Chance geben und einfach mal sehen, was passiert oder? Von John Strelecky und dem Navigationssystem des Universums habe ich dir sicher schon mehrmals erzählt, aber sein Buch “Wiedersehen im Café am Rande der Welt (Si apre in una nuova finestra)” lege ich dir immer wieder wärmstens ans Herz – dort wird dieser Ansatz sehr schön erklärt und ich habe das Gefühl, dass diese Geschichte näher am echten Leben ist als viele sich das eingestehen wollen.

Bei mir sorgen diese Lächelmomente in Kombination mit dem Aufwachen im Morgengrauen, während noch ein paar wirre Gedanken in meinem Kopf ihren Platz suchen, für ein wohliges Gefühl. Ein Gefühl von Sicherheit, in einer Lage, die von Außen alles andere als Safe erscheint – für mich aber der sichere Weg zu mir und meinem Schreiben ist. Dafür habe ich keinen anderen Beleg als mein Bauchgefühl. Mehr brauchen wir aber doch auch gar nicht, oder?

Bis bald!

Alles Liebe

deine Sarah

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