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Wünsche.

Können wir mal darüber sprechen, wie es sich anfühlt, wenn einem die eigenen Wünsche irgendwie Angst machen?

Ich halte das Prinzip Wunsch für eine wunderbare Sache. Wünsche sind so vielseitig einsetzbar: Glückwünsche, Genesungswünsche, die besten Wünsche für das Brautpaar und dann noch die eigenen Wünsche, von deren Erfüllung wir träumen. Aber was passiert, wenn wir diese Wünsche in die Realität holen und uns tatsächlich daran machen, sie zu erfüllen? Einerseits ist dieser Akt nur logisch und das Beste, was einem Wunsch passieren kann, oder nicht? Andererseits kann es geschehen, dass unsere Wünsche ein wenig furchteinflößend wirken, wenn sie auf einmal vor uns stehen. Schließlich wünscht man sich ja oft Dinge, die unerreichbar erscheinen, deshalb sind es ja auch Wünsche und keine Pläne. Wer sagt denn das nun wieder? Keine Ahnung, aber ich bin mir sicher, dass mir so etwas in der Art bereits sehr früh eingetrichtert wurde, sonst wäre ich nicht so lange davon überzeugt gewesen. Dass heute so einiges anders ist, als damals, wissen wir mittlerweile. Ich lasse mir so schnell nichts mehr einreden und schon gar nicht das, was in meinen Gedanken stattfindet, ausreden. Genau andersherum funktioniert die Sache nämlich. Vor nicht allzu langer Zeit las ich passend dazu ein Zitat der Politikerin und Friedensnobelpreisträgerin Ellen Johnson Sirleaf, die ich übrigens für eine bemerkenswerte Frau halte, das mir einfach nicht mehr aus dem Kopf gehen möchte:

Ihrer Ansicht nach sollten unsere Träume (sind Träume auch wieder gleich Wünsche?) uns Angst machen. Ich beziehe diesen Satz jetzt einmal auf das Sich-etwas-wünschen: Wer sich Dinge wünscht, die ihn kein bisschen nervös machen, bewegt sich innerhalb seiner Komfortzone - inmitten der Dinge, die er kennt und mit denen er sich sicher fühlt. Das Bekannte, ganz gleich, ob es gut für uns ist oder nicht, fühlt sich eben meist gut an. Sicherheit fühlt sich grundsätzlich nicht schlecht an. Das Unbekannte dagegen, das außerhalb dieser Zone liegt und nicht wirklich sichtbar ist, kann noch so wunderbar sein: Es macht erst mal auch ein bisschen Angst. Wer weiß, wo es uns hinbringt? Höhe fürchtet man ab einem gewissen Maß schließlich ebenso wie einen tiefen Abgrund, nicht wahr? Heißt das jetzt, dass die kleinen Wünsche nicht gut genug sind? Sicher nicht. Aber ich denke, wir sollten uns in diesem Fall die Frage stellen, warum unsere Wünsche denn so überschaubar bleiben. Wollen wir wirklich nicht mehr oder liegt es eventuell doch daran, dass wir Angst davor haben, was passiert, wenn sie in Erfüllung gehen? Wie seltsam. Ich stelle mir das ein bisschen vor, als würde mein Inneres mir warnend zurufen: „Achtung, es besteht die Gefahr, dass du glücklich wirst!“

Ich beobachte das bei mir selbst immer wieder (laut meiner Therapeutin, ihr kennt sie schon, die gute Frau S., bin ich eine sehr gute Selbstbeobachterin). Immerhin merke ich, wenn ich mich selbst wieder in etwas hineinmanövriere. Was man mit dieser Beobachtung dann anstellt, ist eine andere Sache… Jedenfalls habe ich mich schon des Öfteren dabei erwischt, wie ich mitten auf der Zielgeraden auf einmal zurückrudere und das Weglaufen vor der Erfüllung meiner Wünsche mit einer Vernunftentscheidung begründe. Vernunft zieht natürlich immer gut als Argument. Das sind dann die Momente, in denen es turbulent zugeht und die Wunscherfüllung nur noch eine Fahrt auf rauer See entfernt liegt. Nur. Im Klartext und in Bezug auf meine aktuelle Lage heißt das Folgendes: Es läuft gerade so richtig rund und diese Phase hält nun schon eine Weile an, man könnte sagen, mein Schreiben und ich, wir haben ein neues Level in unserer Beziehung erreicht. Das fühlt sich fantastisch an. Ich fühle mich so sicher mit meiner Kreativität und dem Umfeld, in dem ich mich bewege, dass ich während der im letzten Beitrag erwähnten 5Tage5Texte-Challenge auf Instagram wirklich fünf Tage am Stück meine herrlich unperfekten, wundervollen Texte geteilt habe. Einfach so, ohne einen davon wieder löschen zu wollen. Vor allem aber habe ich endlich die Zeit und die Energie bzw. den freien Kopf für solche Dinge. Fürs Schreiben, kreativ sein und dafür, das Ganze auch zu genießen. Diesen Luxus schenkt mir aktuell mein Teilzeit-Brotjob, der SO entspannt läuft, dass ich ihm nicht über den Weg traue. Irgendetwas in mir traut dieser Situation, in der ich der Erfüllung meines Wunsches immer näherzukommen scheine, nicht und brachte mich wieder dazu, mich auf den ein oder anderen Vollzeitjob zu bewerben. Einen einzigen davon würde ich wirklich von Herzen gerne machen, alles andere sind die üblichen Weglaufoptionen. Universum sei Dank bemerke ich das diesmal, bevor ich die Vollzeitstelle als Redakteurin bei einem Onlinemagazin, das ich selbst nicht lesen möchte, annehme. Sicher werde ich in kreativen Krisenzeiten wieder daran denken, dass es doch vernünftiger gewesen wäre, einen dieser Jobs anzunehmen, der mich zwar nicht erfüllt, aber immerhin etwas mit Schreiben zu tun hat und für ein mittelvolles Konto sorgt. Aber meine Wünsche lassen sich nun mal nicht mit dieser Art von Konto erfüllen und so heißt es für mich, immer wieder in See zu stechen, solange bis ich den Wellengang aushalten und meinem Wunsch zu seiner Erfüllung gratulieren kann, vor dem ich einst solche Angst hatte. Vermutlich lachen wir dann beide darüber.

Meine Wunschstelle zwischen den Weglaufoptionen habe ich nicht bekommen. Vielleicht ist dieser Wunsch mittlerweile zu klein geworden, denn er hat mir schon lange keine Angst mehr eingeflößt.

Die eigenen Wünsche von Zeit zu Zeit zu prüfen und sich öfter mal Fragen zu stellen wie: „Warum eigentlich nicht?“ und: „Wer sagt, dass ich das nicht schaffen kann?“ oder „Warum sollte ich kein:e Bestseller-Autor:in sein können?“ - das wünsche ich mir von dir. Und von mir selbst, inklusive ehrlicher Antworten.

Bis nächste Woche!

Alles Liebe

deine Sarah

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