Passa al contenuto principale

Fake.

Gedanken über das Hoch- und Tiefstapeln und den Satz „Fake it, till you make it“. Oder: Warum ich „egal“ eigentlich gar nicht so schlecht finde.

In der letzten Zeit habe ich nicht nur meine eigene Entwicklung, sondern auch die von anderen mitverfolgen können. Vielleicht bin ich auch einfach etwas aufmerksamer, seit ich selbst in großen Schritten voranschreite. Sind es wirklich große Schritte? Das ist wohl immer relativ. Jedenfalls sahen die Fortschritte bei den anderen viel weitreichender und schneller aus als meine eigenen, was mich in einen Zustand der Nervosität versetzte. Obwohl ich weiß, dass man sich nicht mit anderen vergleichen darf und vor allem auch nicht immer glauben sollte, was einem da auf Instagram und im Smalltalk serviert wird. Das bestätigten mir die Gespräche mit anderen Kreativen in dieser Woche, bei dem am Ende herauskam: Wir wissen alle gerade nicht so wirklich, was aus unserem Tun wird und sind selbst unsere größten Zweifler:innen. In diesem Moment begann ich mich zu fragen, ob ich wohl eher zu den Hoch- oder Tiefstapler:innen gehöre. Oder ob ich vielleicht genau im richtigen Maß dazwischenliege? Ganz ehrlich: Ich habe keine Ahnung. Wie die meisten neige auch ich immer wieder dazu, meine Leistung zu günstig zu verkaufen, doch stelle mich gleichzeitig sehr selbstsicher als Autorin und Journalistin vor. Was ist denn eigentlich der gesunde Mittelweg und kann man diesen überhaupt erreichen? Oder handelt es sich hier mal wieder um einen klassischen Fall von Blindheit, wenn es um die eigenen Erfolge und Herausforderungen geht? Es kann sein, dass auch ich genau auf dem richtigen Weg bin – es fühlt sich meistens so an. Wenn ich die Sache genauer betrachte, dann liegt der Kern allen Übels im Vergleich mit der vermeintlichen Geschwindigkeit von anderen. Dabei sind die gar nicht schneller als ich und wissen eventuell nicht einmal, ob sie in die richtige Richtung laufen.

Bist du schon mal auf die Idee gekommen, den Spieß umzudrehen und dich zu fragen: Wer vergleicht sich eigentlich mit mir? Wem vermittle ich das Gefühl, zu langsam oder nicht gut genug zu sein? Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich möchte nicht dafür verantwortlich sein, dass sich jemand anderes nicht gut genug fühlt. Daraus lässt sich für mich nur zum wiederholten Male schließen: Sich mit anderen zu vergleichen, in welche Richtung auch immer, ist nie schön. Es kann gar nichts Gutes dabei herauskommen. Gerade unter kreativen Menschen macht das ja auch gar keinen Sinn, denn unsere Kunst ist doch einzigartig und diese Einzigartigkeit erreichen wir niemals, wenn wir immer das machen wollen, was wir rechts und links sehen. Ganz nüchtern betrachtet, weißt du das genauso gut wie ich, oder? Warum machen wir es uns dann so schwer? Vermutlich hat es etwas mit Bestätigung und Anerkennung zu tun oder auch mit einer Form von Zugehörigkeitsgefühl – einen Teil trägt ganz sicher unsere Leistungsgesellschaft bei, die uns immer antreibt, irgendworin der oder die Beste zu sein. Wie anstrengend… und verständlich. Daraus habe ich für mich ein neues Ziel definiert: die Kunst der Gleichgültigkeit. Ich möchte, dass es mir egal ist, wie weit oder schnell die anderen vorankommen oder wo sie ankommen und meinen Fokus immer wieder nach Innen zu lenken. Grundsätzlich gelingt mir das ganz gut, doch es tauchen immer wieder Situationen auf, die mich grübeln lassen: Mache ich zu wenig? Bin ich zu langsam? Sollte ich nicht lieber doch mal den Weg der anderen versuchen? Ich möchte daran arbeiten, mich nicht immer wieder an mir zweifeln zu lassen. Auch wenn ich mich immer fange und meinen Kurs schnell zurückerobern kann, ist es doch irgendwie verschwendete Zeit, oder? Gucken, was die anderen machen, sich mit ihnen vergleichen, denken, ich bin nicht gut genug und dann feststellen, dass schon alles seine Richtigkeit hat – das ist ein Kreislauf, der Zeit und Energie kostet. Aber bringt er uns auch weiter? Und meine dringendste Frage: Kennst du das?

Mit einem leise fragenden Unterton beenden wir die Gespräche mit einem „Fake it, till you make it, ne“. Und mit etwas Abstand betrachtet, frage ich mich, ob wir uns den Fake nur einreden und eigentlich mittendrin sind, in unserer Erfolgsstory.

Alles Liebe

deine Sarah

0 commenti

Vuoi essere la prima persona a commentare?
Abbonati a Projekt Schreibmut e avvia una conversazione.
Sostieni