Pizza, Punk und Protest
Liebe Leserinnen und Leser,
als steter Gast im Bordbistro fühle ich mich irgendwie in viele Welten zu Haus’. Wenn man hier sitzt, fährt der Zug meist immerhin. Und oft gibts auch noch Bier vom Fass, Bitburger, glaube ich. Das erdet. Auch, wenn das servierte Essen so unvorhersehbar ist wie das Temperament der Servierenden. Und obwohl die Welt von Mikrowellen-Focaccia “Hähnchen Verdura” und lauwarmer Currywurst mit “Tortilla-Crunch” wenig Glamour verströmt, komme ich immer wieder gern hierhin. Wo sonst kann man umgeben von SAP-Beratern und mit Tempo 300 angetrunken in den Feierabend gleiten?
Als ich die kleine Reportage von Paul Gäbler über ein unangenehm unfreundliches Restaurant in Manchester las, musste ich wieder daran denken. Und auch bei den anderen Texten der Woche kam es mir bald wieder in den Sinn: Im Bo-Bi gäb’s das so nich!
Die Punk-Band “Oidorno” bezeichnete es völlig zu Recht schon vor Jahren als “Bistro zwischen den Klassen” und lobte weiter: “Gesellschaft ist am spalten – das Bordbistro vereint”.
Als ich dann noch las, wie ausgesucht höflich Claus Weselsky (“Buona sera, hier ist Claus Weselsky. Kriegen wir noch was zu essen bei euch?” (Si apre in una nuova finestra)) nach einem langen Streiktag Pizza bestellt, fühlte ich mich bestätigt: Es muss doch auch anders gehen.
In diesem Sinne: Oi, oi, oi!
Ihr
Jan Petter
Hey Gast, halt’s Maul!
Die Bedienungen sind wieder mal pampig, die Besucher haben nur darauf gewartet: In Karen’s Diner in Manchester gehört exzessive Gästebeschimpfung zum Angebot. Wie weit kommt man hier mit Höflichkeit?
Paul Gäbler · Die Zeit (€) · 11 Minuten (Si apre in una nuova finestra)
Ich dachte an sein Messer und küsste ihn. Für mein Leben
Der Täter steht einfach da, nach einer Nacht im Club. In der Hand: ein Messer. Wehrt man sich, rennt man? Und was ist der richtige Umgang, wenn man all das hinter sich hat? Über eine ungewollte Begegnung, die zehntausende Frauen jährlich in Deutschland machen.
Eva Kienholz · Dummy · 17 Minuten (Si apre in una nuova finestra)
Er sehe hier keine Rechten, sagt der Bauer mit der AfD-Mütze beim Besuch von Olaf Scholz
Die Wut ist riesig, die Ziele sind bestenfalls diffus, die Antreiber sind: Rechtsextreme. Doch beim Bauernprotest in Cottbus mischen alle irgendwie mit. Am Ende redet der Ministerpräsident auch mit dem AfD-Mann. Was er ihm sagt?
Jonas Fedders · Stern (€) · 11 Minuten (Si apre in una nuova finestra)
Satz der Woche
“Seine eigene Scheidung nennt Jürgen Widder ‘das zweite Staatsexamen im Familienrecht’.”
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