Vor Gericht
In vier Tagen ist mein Gerichtsprozess. Ich denke derzeit an wenig Anderes. Es war klar, dass ich irgendwann vor dem Richter stehen würde, als ich mich entschied, nicht mehr nur zuzugucken, sondern mich der Vernichtung unserer Lebensgrundlagen in den Weg zu stellen.
Schiss habe ich vor einer Haftstrafe. Eingesperrt in einen kleinen Raum, würde mich kaputt machen. Ich merke aber, dass es gar nicht das ist, was mich am meisten beschäftigt, vielleicht blende ich es aus.
Was ich mich die ganze Zeit frage: Wie kann es sein, dass ich und andere Menschen, die sich für unsere Gesellschaft einsetzen, verurteilt werden, während die Männer, die die Welt verbrennen, frei rumlaufen?
Mein Entsetzen ist zweierlei: Die Bauern, die für ihr eigenes Portemonnaie demonstriert haben, erhielten nicht nur, was sie wollten, ihnen schlug auch noch Verständnis entgegen. Ist das so, weil sie besser organisiert sind, mehr physische Macht haben? Oder ist unsere Gesellschaft wirklich so neoliberal zersetzt, dass es mehr Verständnis für Egoismus gibt, als für Altruismus?
Mir ist klar, dass das keine Fragen für einen Richter sind, aber diese werde ich ihm stellen: Wenn Ihnen Gerechtigkeit, also die Grundlage unseres Rechtssystems, wichtig ist – warum vertreten Sie dann weiterhin ein ungerechtes System?
Auf die Anklagebank gehören die CEOs der Ölfirmen, die wussten, was sie taten, als sie unser Klima zerstörten. Die Chefs der Lobbyfirmen, die uns belogen und unsere Demokratie sabotierten. Die Politiker, die sich zu Handlangern machen ließen für ein bisschen Macht und Geld. Diese Menschen gehören vor Gericht gestellt.
Nicht wir.
Vor Gericht werde ich diese Position vertreten. Gut auf mein Urteil wird sich das wahrscheinlich nicht auswirken. Aber ich sehe diese Ungerechtigkeit nun mal, und sie zu ignorieren würde sich anfühlen, als würde ich mich mitschuldig machen.
Falls Du an diesem Tag dabei sein möchtest, um deine Unterstützung zu zeigen, freue ich mich und habe zwei Messenger-Gruppen eingerichtet, wo ich alle weitere Infos poste:
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