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Meine deutschen Freunde fragen mich entsetzt, was in Italien los ist. Wie konnten "die Populisten" Draghi stürzen? Draghi, der Italiens einziger Hoffnungsträger war?

Geduldig versuche ich dann wieder zu erklären, dass dieses bizarre Gebilde, das ''Regierung der Besten'' genannt wurde, nichts anderes als ein Regierungsbündnis war, hinter dem nicht so sehr der edle gemeinsame Kampf gegen die Pandemie stand, sondern vielmehr das Interesse an den 235 Mrd. EUR des europäischen Aufbauplans NextGenerationEU. Und dass die Italiener auf diesem Weg leider auf der Strecke geblieben sind.

Denn während die Presse in Italien und Deutschland Draghi als "Messias" oder " Heiland" (©Süddeutsche Zeitung) bejubelte, bemerkte niemand, wie die "Regierung der Besten" die Italiener in die Arme der reaktionären Rechten trieb, weil es Meloni in der Opposition mit ihren den postfaschistischen Brüdern Italiens (Si apre in una nuova finestra)geschickt gelang, sich als einzige "Verteidigerin des Volkes" zu präsentieren. 

Just to say: In Italien gibt es immer noch keinen Mindestlohn. Und das von den Fünfsternen eingeführte und von den (von den Parteien ferngesteuerten) Medien viel geschmähte "Bürgergeld" (reddito di cittadinanza (Si apre in una nuova finestra)) ist nichts anderes als eine Art Hartz IV - und damit das Minimum in einem Land, in dem die Mafia im Süden immer noch die Bürger in Geiselhaft hält, weil es die Bosse sind, die darüber entscheiden, wer Arbeit bekommt und wer nicht. 

Diese "soziale Frage" war es, die zum Ende der Regierung Draghi führte. "Tatsächlich sind es die Parteien der Mitte, die jede Gruppe, die den Status quo hinterfragt, als Populisten abtun. Das ist sehr praktisch für diese Parteien." Das sagte die Politologin und Professorin Chantal Mouffe (Si apre in una nuova finestra): Und sie sagte in diesem interessanten Interview (Si apre in una nuova finestra) auch: "Wenn man keinen fundamentalen Unterschied zwischen Mitte-rechts und Mitte-links mehr sieht, haben die Leute bald das Gefühl, dass es nicht wirklich Sinn hat, zur Wahl zu gehen, weil sie ohnehin nichts Neues bekommen." Genau das ist das Problem in Italien (Si apre in una nuova finestra): Dass sich viele Wähler   aus diesem Grunde der Stimme enthalten. 

Das Schlimmste an diesem bevorstehenden Wahlkampf aber wird für die Italiener sein, dass er mitten im heiligen (und heißesten) Sommer ablaufen wird, wenn alle am Meer sind. Das gab es noch nie. Wir werden uns also auf Wahlkampfkampagnen zwischen den Liegestühlen einrichten müssen. 

Meanwhile in Venedig, dieser kleinen Stadt auf dem Wasser: Ich habe Dinge gesehen, die ihr Menschen niemals glauben würdet, sagt der Replikant in Blade Runner. 

Hier in Venedig wimmelt es zur Zeit von Replikanten, die Menschen  ähnlich sehen, und die alles entblößen, was ihre Körper hergeben. Mitleidslos schleifen sie ihre kleinen Nachkommen über die heißen Steine durch die Stadt und waschen ihr Geschirr im Canal Grande (Si apre in una nuova finestra), weil sie glauben, dass ihr Replikantengen sie vor Bakterien schützt.

Von diesen Replikanten wimmelte es neulich in der Libreria Acqua Alta, der wohl einzigen venezianischen Buchhandlung, die in Tripadvisor als Sehenswürdigkeit (Si apre in una nuova finestra) aufgeführt wird.

Weil mein Venedigbuch hier jetzt in deutscher (Si apre in una nuova finestra) und italienischer (Si apre in una nuova finestra) Version zu kaufen ist, hatte ich Gelegenheit, nicht nur den einzigartigen Sinn der Libreria Acqua alta für Marketing zu bewundern, 

sondern auch die Gestaltung dieses venezianischen Gesamtkunstwerks, das Happening, Installation und Performance zugleich ist. Dagegen kann sich die Biennale nur verstecken!

Und weil die Libreria Acqua Alta festgestellt hat, dass die Replikanten in Venedig nichts sehen, aber alles fotografieren, hat sie ihnen eine Foto-Oppportunity am Kanal gebaut, die auch begeistert angenommen wird:

https://youtu.be/Vvlrz2hKwcY (Si apre in una nuova finestra)

Leider schlägt sich das, laut Auskunft des Besitzers, nicht auch auf die Verkaufszahlen der Buchhandlung nieder. Immerhin sah ich ein Geschöpf, dass sich nicht nur für die Aussicht, sondern vor allem für die Bücher interessierte: 

In diesem Sinne grüßt Sie herzlich aus Venedig - Ihre Petra Reski 

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