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All die Jahre...

Nicht nur fast sondern komplett unbemerkt ist der erste Geburtstag dieser Kolumne an mir vorbei gezogen. 

Am 16.06.21 habe ich das erste Mal etwas auf Steady veröffentlicht.
Das hat mich damals eine Menge Mut gekostet. 

Eine Sache, die es vorher umsonst gab und die mir völlig normal erschien, (also meine Worte) hatten plötzlich einen ganz realen Wert. 

Ich schrieb damals: 

"Wann? Genau JETZT!

Ist das Leben wirklich eine Aneinanderreihung vieler, nicht vorhersehbarer und hinzunehmender Situationen und Momente?

Ich glaube nicht.

Ich glaube nicht, dass wir auf der Welt sind um jeden Tag nur auf das Morgen zu warten. Auf das Wochenende. Auf den nächsten Urlaub.

Ich glaube nicht, dass wir hier sind um nur Rechnungen zu bezahlen und unser Dasein zu fristen.

Ich glaube, wir – du und ich – wir alle sind zu viel mehr bestimmt.

Ob es die Suche nach dem "Dharma" ist, dem Sinn, dem "ZdE", dem Warum… wir können es nennen wie wir wollen und doch bleibt eins gleich: Wir sind alle MEHR und zu mehr bestimmt als nur dazu unser Dasein zu fristen und auf den Tod zu warten.

(...)

Immer wenn wir die Schönheit, das Genießen und das Gut-Fühlen wegschieben auf später, wegschieben bis wir erst dies und das erledigt haben – immer dann verschiebt sich der Sinn in die Zukunft.

Erst wenn wir anfangen in jedem Moment, den wir haben, das Gute zu sehen, die Probleme nur Herausforderungen sind und die Zeit des Säens ebenso gefeiert wird wie die der Ernte… erst dann finden wir Zufriedenheit.

Liebe LeserInnen: Diese Gedanken sind nicht neu. Ich fühle mich viel eher wie ein Prediger vor seiner Gemeinde, der Sprüche aus dem Abreißkalender aus der Küche seiner Oma mitgebracht hat.

Ich höre mich selbst denken: "Es ist so klar, wir wissen es alle. Kannst aufhören zu reden. Danke, gut jetzt!"

Spätestens seit Tolle‘s „Jetzt“ ist nämlich allen klar: Sei im Moment bevor das Leben an dir vorbei rast.

Es ist jedoch ein großer Unterschied, so etwas zu WISSEN oder auch danach zu leben.

Was ursprünglich so leicht klingt: „Carpe Diem, geniess den Moment!“, ist in Wahrheit eine lebenslange Aufgabe, die man sich immer und immer wieder ins Bewusstsein rufen muss.

Schon wieder so ausgelutscht.
Ich höre die Rufe bis hier her: „Soll das heissen, dass mir jetzt jeden Morgen die Sonne aus dem Hintern scheinen muss wenn ich völlig übermüdet aufstehen muss um zu meinem nervigen Job zu fahren?“

Nein, nein natürlich nicht.

Schlechte Laune ist ebenso okay wie eben okay zu sein.

Wichtig ist aber, dass der Tag insgesamt für dich positiv wird.
Dass du vielleicht ein bisschen sehen kannst, dass du (auch wenn du so gar keine Lust auf die Arbeit hast) immer noch glücklich sein darfst, dass du eine Arbeit hast. Dass du immer mal wieder einen kurzen Moment innehalten und durchatmen kannst. Dass du heute auch ganz bestimmt noch einige Stunden für DICH haben kannst oder deine Familie oder dein Hobby. Dass da auch an einem grauen Montag im November alle Möglichkeiten sind. Dass alles passieren kann.

Letzte Woche zum Beispiel habe ich mir an einem ganz gewöhnlichem Mittwoch im Juni - der blöd begann, mit viel Arbeit und Streit der Kinder - einen Lebenstraum erfüllt und ein Buch veröffentlicht.

Einfach so.

Einfach, weil ich wusste, dass da nur das JETZT ist. Wir haben immer nur das Jetzt.

Und heute sitze ich hier und schreibe diesen Artikel hier.

Ich schreibe ihn, um euch einzuladen. Ich lade euch ein mir auf meinem Weg zu folgen.

Mein Glück, mein Sinn, mein Dharma, mein Zweck der Existenz: Er liegt (neben meinen Kindern) im Schreiben.

Ich möchte Worte finden – nicht nur um mich zu ordnen, mir ein gutes Gefühl zu geben oder nur für mich, sondern viel mehr weil ich glaube – nein, weil ich WEISS – dass sie auch dir vielleicht helfen können.

Ich möchte Texte schaffen, die unterstützen, die andere mit Trost und Liebe umhüllen, die ein Stück freier machen und die Anregung sind.

Worte, die ein wenig heilen.

Ich möchte das, weil ich glaube, dass wir alle bei uns und unserem Nächsten anfangen müssen.

Können wir die Welt retten? Vielleicht nicht. Aber wir können ganz sicher das Leben und das Gefühl der Person neben uns verbessern. Wir können vieles „gut“ machen in unserer Familie, bei unserem Nachbarn, bei dem Verkäufer, bei der Kollegin...

Sicher, wir alle sind selbst für unser Glück verantwortlich – aber ein gutes Gefühl können wir doch immer in die Welt tragen. Das ist wie ein kleines Licht, in der Hoffnung, dass es so weiter gegeben wird, dass es irgendwann alles erleuchtet.

Ist das ein großes Ziel? Ist das sogar größenwahnsinnig? Vielleicht.

Bin ich naiv zu glauben, dass es überhaupt jemand liest? Vielleicht.

Aber ich möchte nicht auf morgen warten, auf das nächste Jahr oder das nächste vielleicht.

Ich möchte JETZT beginnen es gut zu machen. So gut ich kann.

Was mich dazu berechtigt? Nichts.
Ich habe keine Coaching - Ausbildung, kein Zertifikat, keine besondere Qualifikation.
Aber ich teile was ich weiss.
Aus Anwendersicht sozusagen

Komm mit auf meine Reise.

Ich schreibe.

Ich schreibe über die Mutterschaft. Bewusstheit. Verantwortung für uns selbst und die Welt. Ich schreibe über Achtsamkeit. Über Glück. Über Vergangenes und Zukünftiges und die Balance der Dinge, vorallem aber das Jetzt.

Und wenn du willst schreibe ich für dich. Ich schreibe DIR."

Inzwischen habe ich tatsächlich sogar mein zweites Buch veröffentlicht, aber all die Worte, die ich vor über einem Jahr schrieb haben nichts von ihrer Aktualität verloren. 

Wenn man ein Jahr Revue passieren lässt, fragt man sich oft unweigerlich, wie es so schnell vergehen konnte. Im Rückblick ist selbst der längste Tag nur einen Wimpernschlag und die zäheste Stunde nur einen Augenblick lang. 

Es ist eben wie in dem bekannten Spruch:
Die Tage sind lang - aber die Jahre sind kurz. 

Das ist mir auch nochmal unweigerlich vergangenen Freitag klar geworden, als wir einen Geburtstag gefeiert haben, den ich natürlich - anders als das Kolumen-Jubiläum - nicht vergessen habe: Greta ist 5 geworden. 

Die Erkenntnis traf mich mit voller Wucht: Mein kleines BABY ist auf einmal ein halbes Jahrzehnt bei uns. 

Auch hier zeigt sich mal wieder, wie sehr Einstein Recht hatte und die Zeit relativ ist: Einerseits fühlt es sich kurz an, schließlich ist mein Kind gefühlt schon ein Leben und eine Ewigkeit in meinem Herz, andererseits fühlt es sich so unendlich lang an und ich kann nicht begreifen, wo die Jahre hin sind. 

Am selben Tag hatte Sophia ihren letzten Tag im Kindergarten. 

Solche Tage sind eben immer auch eins: Ein Abschied von Vergangenem. Und das ist meist traurig. 

Ich schrieb an diesem Tag meiner Freundin, heulend und Schoki-mampfend: Elternschaft ist doch ein einziger Gegensatz in sich: Man freut sich über jeden Fortschritt und trauert doch jeder Phase hinterher. 

Es ist bittersüss. 

So ähnlich hatte ich das ja auch schon vor wenigen Wochen beschrieben: 

"Die Einschulung lässt mich in bitter-süsser Ambivalenz verzweifeln.

Bittersweet Symphony ist so bekannt, weil es den Nagel absolut auf den Kopf trifft: Man freut sich genau so sehr wie man wehmütig ist, man hat soviel Sorge, wie man zuversichtlich ist und man ist so ängstlich wie mutig, so froh wie traurig.

Seit die Mädchen auf der Welt sind freue ich mich über jeden kleinen Entwicklungsschritt. Ich feierte die ersten Schritte, das erste "Mama", die ersten Stunden allein bei einer Freundin, das erste "Hand-Loslassen" im Park und all die weiteren kleinen zauberhaften Momente, in denen sie Flügel bekamen.

Gleichzeitig bin ich traurig, wie sehr die Zeit doch rast und wie schnell diese Momente vorbei gehen, eben auch wie ein Flügelschlag im Wind.

Elternschaft ist eben ein Gegensatz in sich: Man ist fremdbestimmt und doch nie so frei. Man wird angeschrien und hört doch nichts lieber, als diesen Klang. Man wünscht sich eine Auszeit und vermisst sie dann doch ab Minute eins. Man freut sich auf den Abend und steht dann doch neben dem Bett um das schlafende Bündel Glück zu betrachten."

Ich versuche immer, mir diese Tatsache wieder und wieder bewusst zu machen. Das hilft mir, die Veränderung als das zu betrachten, was sie ist: Unvermeidbar und willkommen. 

"Das Leben ist kurz und endlich, macht euch das bewusst....und sorgt daher dafür, dass einige Minuten bleiben und in die Ewigkeit eingehen.

Schafft Erinnerungen, schafft Leben, schafft Unendlichkeit!

Unendlichkeit in der Veränderung.", so habe ich es Anfang des Jahres beschrieben.

Wie immer geht es eben um die Perspektive, den Blickwinkel. Ich kann nicht ändern, dass sie (Veränderung) kommt und die Zeit rast, aber ich kann schauen, wie ich damit umgehe. 

Ähnliches schrieb ich auch im September zum Umgang mit nicht so rosigen Situationen: 

"Ja! So einfach kann es sein.

Wer jetzt denkt: Pah, das ist mir aber zu flach! Ich kann ja nicht immer alles weglachen. Richtig. Das ist wohl so. Es gibt Situationen, da ist Lachen nicht das Wundermittel (wobei mir da – bis auf eine Beerdigung vielleicht nicht sehr viele einfallen).

Aber es geht ja auch gar nicht nur um das Lachen an sich, sondern die Entscheidung in dem Moment.

Und die hat man IMMER.

Irgendwo hab ich mal gelesen, dass genau dieser Moment, der Augenblick zwischen Reiz und Reaktion uns Menschen überhaupt erst ausmacht.

Der Augenblick zwischen dem Auftreten einer Handlung und der Entscheidung, wie wir auf sie reagieren macht uns frei.

It's all about the Blickwinkel, Baby!

(...)
Was ich damit sagen wollte: EIGENTLICH ist es wirklich alles gar nicht so schwer. Und wenn, dann nur, weil wir es schwer machen (wollen). Das kannst du aber selbst entscheiden. Und zwar ab sofort, in jedem Moment, ab heute. JETZT. Und immer neu." 

Ihr merkt schon, ich mache heute mal mit euch eine kleinen Mini-Rückblick durch das letzte Jahr und all die Erkenntnisse, die ich schreibend gewinnen durfte. 

Diese Kolumne bedeutet mir viel, weil sie einerseits meinen Worten Wert gibt und mich anderesseits buchstäblich zwingt, mich mit meinem Leben, meinen Entscheidungen und meinen Emotionen zu beschäftigen. 

Es ist ein Seelenstriptease, der heilsam ist und ich liebe es. 

Aber (an so einer Stelle kommt ja immer ein Aber): In Anbetracht der Jahre, die so dahinfliegen und der damit verbundenen Frage, ob ich die Momente wirklich auskoste und geniesse, komme ich zu dem Schluss, dass es manchmal auch darum geht, zum Wesentlichen zurückzukehren. 

So sehr ich das Schreiben und auch meine Arbeit geniesse, darf eine Sache nicht zu kurz kommen: Die Familie. 

Bevor nun jemand Angst bekommt: KEINE SORGE, dass hier ist KEIN Abschiedspost. Ich schreibe natürlich weiter. 

Aber ich mache eine (kurze) Pause. 

(Gilt selbstverständlich nicht für die Auftragstexte / das Ghostwriting).

Im August werde ich mich nur auf meine Familie konzentrieren, soviel Zeit wie möglich mit den Mädchen verbringen um die Zeit vor der Einschulung zu nutzen. 

Und wenn wir mal ehrlich sind: Mit beiden Kids zu Hause hätte ich wohl eh keinen geraden Satz zustande gebracht in den kommenden Wochen. 

Außerem - unter uns gesagt und weil ich die Schuld nicht den Kids in die Schuhe schieben will -  ich brauche die kurze Auszeit.
Auch Dinge, die man sehr liebt (wie in meinem Fall das Schreiben) werden zu einer Aufgabe auf der unendlichen To-Do-Liste und damit ungeliebt, wenn man nicht aufpasst. Das möchte ich auf jeden Fall vermeiden. 

Oder anders gesagt: Kreativität leidet unter Überarbeitung. 

Es geht eben nicht darum, wer schneller, besser, höher, weiter malocht. "Hart im Nehmen" sein ist kein Kompliment, sondern ein Mittel unserer Leistungssgesellschaft, uns am Laufen zu halten. 

Klar würde noch was gehen... ich könnte die Texte vorschreiben, ich könnte tun, als wäre alles super: Aber wenn die Wochenenden einfach nicht mehr zur Erholung ausreichen wird es spätestens Zeit für eine Auszeit. 

Diese Kolumne macht also Urlaub. 

Wir lesen uns dann alle (hoffentlich) im September wieder. Mit einem Schul- und einem Vorschulkind, neu gewonnenem Elan, erholt und immer wieder neu im Moment. 

Ich wünsche euch allen einen tollen August!

Nur Liebe für euch.

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