Grüß Dich!
Denkst du dir auch manchmal Pläne aus, in denen du genau festlegst, wie die nächsten paar Wochen ablaufen sollen?
Und dann kommt das Leben dazwischen mit allerlei Ideen, die so nie geplant waren….
Mir passiert das oft: Ich plane. Das Leben lebt.
Früher hat mich das belastet. Ich war fest davon überzeugt, dass es ein weiterer Beweis dafür ist, dass ich niemals mein Leben in den Griff bekommen werde. Es war ein Beweis dafür, dass an mir alles nicht gestimmt hat. Ich war das Problem in meinem Leben.
Dass solche Gedanken anstrengend sind, ist offensichtlich. Für die Erkenntnis, dass sie obendrein völlig überflüssig sind, habe ich Jahrzehnte gebraucht.
Heute sehe ich das so:
Handlungsfähig bin ich immer nur in diesem einen Moment. Nur Jetzt. In diesem Moment. Jetzt gerade.
(Manchmal gibt es auch den Moment, in dem ich nicht so handlungsfähig bin. Nur für einen Moment. Das ist kein Grund zur Aufregung - so ein Moment vergeht von allein wieder.)
Pläne sind nicht generell verkehrt. Sie sorgen dafür, dass ich gedanklich beschäftigt bin. Und manchmal bringen sie ein größeres Vorhaben in eine sinnvolle Reihenfolge. Aber ihre Umsetzung passiert von Moment zu Moment. Und diese Momente sind dann bei weitem nicht immer so wie das vorher geplant war.
Denn was im Leben in Echt alles dazwischenkommt, kann keiner vorhersehen. Das Leben entwickelt sich in seiner eigenen Weise (und falls es doch einen Plan dafür geben sollte, wie dieses Leben gelingt, kann man ihn allenfalls rückblickend anhand der Ergebnisse erkennen).
Mich belastet das heute nicht mehr. Im Gegenteil: Ich find’s spannend.
Wenn alles nicht so läuft, wie ich es mir zuvor ausgedacht hatte, beweist das nur: Das Leben lebt.
Es beweist nicht, dass ich irgendetwas falsch gemacht habe - denn das. was jetzt außerplanmäßig passiert und sich rückblickend als genau richtig erweist, werde ich erst viel später sehen können. Vielleicht…
Warum ich dir davon erzähle?
Mir ist die letzten zwei Monate etliche Male das Leben in außerplanmäßiger Weise dazwischen gekommen, obwohl ich andere Pläne hatte. (Nichts Schlimmes. Mal ein Computer, der nicht mehr funktioniet hat. Mal eine Erkältung. Ein zusätzlicher kurzfristiger Auftrag als Dozentin, weil ein Kollege krank wurde. Ein paar Tage komplette Lustlosigkeit für alle geplanten Aufgaben...)
So sind einige von meinen Aktivitäten rund um Mutismus entweder noch gar nicht oder später als gedacht erledigt worden. Der Mutismus-Podcast kam mit längeren Unterbrechungen. Der September-Infoletter kam gar nicht. Und sogar die Tagung der Mutismus-Selbsthilfe e.V. am vergangenen Samstag habe ich ausfallen lassen, weil die Reise nach Berlin gerade beim besten Willen nicht in mein Leben passte.
Aber ich finde: Das ist nicht schlimm. So ist eben das Leben.
Oder was meinst du?
Aktuell im Mutismus-Podcast:
Warum du den Lehrern Mutismus erklären musst | 099
Das Wichtigste für mutistische Kinder sind entspannte Helfer, die verstehen, was los ist, wenn Sprechen nicht geht. Damit Lehrkräfte entspannt helfen können, brauchen sie aber erst mal konkrete und leicht verständliche Informationen.
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Aus dem Nähkästchen verplaudert | 100
Obwohl das eigentlich gar nicht geplant war, ist die Folge mit der Nummer 100 zu einem Rück- und Ausblick geworden.
Dabei wars doch gar nicht die hunderste Podcast-Folge.
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Der Kontakt ist die Belohnung | 101
Was uns motiviert, miteinander Kontakt zu haben, liegt direkt im Kontakt.
Auch bei Menschen, die manchmal mutistische Blockaden haben.
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Nicht so viel nachdenken… | 102
Je mehr Problemgedanken man sich macht, desto mehr hat man Problemgedanken - aber für’s Sprechen ohne Blockaden ist das komplett kontraproduktiv.
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Und nun: Tu dir gut.
(Auch - und vor allem! - wenn das Leben mal wieder deine Pläne durchkreuzt. Das sagt nicht das Geringste darüber, dass mit dir etwas nicht stimmt. Sondern es beweist nur, dass Leben eben genau so geht: Von Moment zu Moment und die meiste Zeit nicht nach Plan.)
Herzliche Grüße
Deine
Christine Winter