„Abgehoben und offen" - Die Ateliergemeinschaft Schulstrasse wird 40 - und das wird gefeiert
Die Ateliergemeinschaft Schulstraße am Rande des Kreuzviertels ist etwas besonderes. Nicht nur weil sie an diesem Wochenende ihren 40. Geburtstag feiern kann. Sie ist vielmehr die einzige Ateliergemeinschaft bundesweit, so jedenfalls Sprecher Ruppe Koselleck, für die eine Stadt eigens ein Gebäude errichtet hat. Sogar ein Mitspracherecht etwa bei den Raumhöhen hatten die Künstlerinnen und Künstler. 1983 wurde die Ateliergemeinschaft in den Räumen der früheren Reiterkaserne Steinfurter Straße gegründet. Seit 2010 haben die Künstler*innen das Atelierhaus an der Schulstraße 43. Über 450 Künstler*innen aus unterschiedlichsten Kunstgenres haben bereits in den Räumen der Gemeinschaft gearbeitet und ausgestellt - von Malerei, über Bildhauerei, Film, Digital und Konzept bis zur Performance-Kunst.
Die Investition in diesen Kulturstandort (einer von mehreren in Münster neben Hoppengarten, Hawerkamp und Hafen) wird die Stadt nicht bereut haben. Zu den Ausstellungseröffnungen ist immer ein Bürgermeister vertreten, in die diesem Jahr Klaus Rosenau. Die Rundgänge haben sich als gesellschaftlichen Event für den kunstinteressierten Teil der münsteraner Stadtgesellschaft etabliert, auch während der SkulpturProjekte 1997 und 2007 war die Schulstraße 43 Anziehungspunkt und Highlight, stellt der Maler Meinhard Schulte selbstbewusst fest. „Unsere Besucherzahlen bei den Rundgängen brauchen sich hinter denen der Museen nicht zu verstecken", so Schulte. Die Künstlerinnen und Künstler die bislang noch zu relativ günstigen Mieten (Eigentümer der Immobilie ist die Wohn+Stadtbau) in den Ateliers arbeiten können, wirken auch pädagogisch in die Gesellschaft hinein, haben Lehraufträge an (Kunst-) Hochschulen geben Kunstunterricht, sind Teil des Programms Kultur und Schule, kurzum: Eine Kulturinstitution.
Und eine wichtige Funktion hat die Schulstraße auch: Den künstlerischen Nachwuchs Stipendiaten und Studis auf die harte Realität des Berufslebens vorzubereiten. Von der Kunst zu leben ist bekanntlich eine Kunst. Da sind die erfahrenen Kolleginnen und Kollegen bei der Suche nach dem richtigen Job neben der Kunst behilflich.
Jubiläen sind auch immer Tage der Selbstvergewisserung und der Selbstreflexion. deswegen haben wir Ruppe Koselleck, der gerade von einem Lehrauftrag aus Potsdam zurückgekommen ist, gebeten, doch so etwas wie einen übergreifenden Gedanken für die künstlerische Linie des Hauses zu entwickeln. Das knappe „Abgehoben und offen" bringe es gut auf den Punkt: „Wir tun Dinge, die man erstmal nicht versteht".
Spannend wird es nicht nur sein einen Blick in die von Freitagabend bis Sonntag geöffneten Ateliers zu werfen, wo viele anregende und aufregende Arbeiten aber auch ruhige Exponate darauf warten, entdeckt zu werden, wie wir noch einem Presse-Schnupper-Rundgang sagen dürfen. Man sollte auch ruhig einen genauen Blick in die Treppenhäuser werfen, aber bitte nicht gleich beim Anblick wild wuchernder Pilzkulturen den Kammerjäger rufen und keine Angst vor den Hunden von Anne Kückelhaus haben, die beißen nicht! Nicht minder spannend wird das von Kosseleck kuratierte Format: 40 Filme aus 40 Jahren ein betreutes Kurz bis sehr Kurzfilm und Videoprogramm in der Filmbar, wo man auf Anfrage Filme sehen kann. (fb)
P.S. Gekauft werden darf die Kunst die ausgestellt wird, auch!
P.P. Am 11. und 12. November ist die Schulstrasse 43 von 12 Uhr vis 20 Uhr geöffnet.
Am 11.11. gibt es 18 Uhr ein Konzert von den Cashing Airplaines
Bild: Zwei grössere Arbeiten hängen im Flur und gehen ineinander über und verschmelzen visuell miteinander - Luzia-Maria Derks Katzenaugenkronleuchter und der größte Grund und Boden Druck von Susanne von Buelow (Si apre in una nuova finestra) und Ruppe Koselleck (Bild). Foto: Frank Biermann