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Mindestlohn erledigt das Geschäftsmodell von brief und mehr

Privater Briefdienstleister  stellt Geschäftsbetrieb zur Jahresmitte ein - Bis zu 60 Mitarbeiter betroffen

Noch sind die in rot gekleideten Briefzusteller in Münster Stadtgebiet unterwegs, doch nicht mehr lange. Denn es wird zunehmend  dazu kommen, dass brief und mehr vermehrt auf seine früheren Mitbewerber und neuerdings Zustellpartner wie die Deutsche Post AG zurückgreifen wird.

Was ist der Grund dafür, dass einer der größten privaten deutschen Briefdienstleister seinen Betrieb einstellt, obwohl die die Karnevals-Briefmarken für diese Session schon gedruckt waren ? Auf der Firmenhomepage wird auf steigende Material-, Lohn- und Energiekosten verwiesen. Brief und mehr sehe sich vor diesem Hintergrund zur Einstellung des Geschäftsbetriebs zum 30. Juni 2023 gezwungen. Es gebe keine   „Markt- und Zukunftsperspektive" im privaten Briefsektor.

Andreas Scholz. Gewerkschaftssekretär für den Postbereich bei verdi NRW, sieht den eigentlichen Grund für die Aufgabe darin, dass flächendeckend der Mindestlohn von zwölf Euro eingeführt wurde.  „Solange zu Mindestlohnkonditionen zu unter 10 Euro produziert werden konnte, hat brief und mehr deutlich günstigere Preise als die Deutsche Post anbieten können. Das Geschäftsmodell ist jetzt kaputt und hat keine Grundlage mehr. Von daher sind wir nicht überrascht - auch nicht enttäuscht," sagte Scholz dem WDR Landesstudio Münster.

Brief und mehr, das 2006 gegründet wurde,  gehört dem Dortmunder Zeitungsverleger Lambert Lensing-Wolff, der bis 2014 in Münster die Münstersche Zeitung herausgegeben hat und in Dortmund weiter die Ruhrnachrichten verlegt.

Schon im September letzten Jahres hatte brief und mehr nach WDR-Informationen fast 200 Mitarbeiter im Münsterland und im Kreis Recklinghausen entlassen. Am Standort Münster an der Eulerstrasse lief der Geschäftsbetrieb danach aber noch weiter. Wieviel Beschäftigte genau Mitte des Jahres ihren Job verlieren werden, beantwortet die Geschäftsführung auch auf Nachfrage nicht. Von bis zu 60 Kolleginnen und Kollegen geht verdi NRW aus.  Einige Kolleginnen und Kollegen aus den bereits geschlossenen Außenstellen seien bei der Deutschen Post  AG untergekommen. Derzeit wird daran gedacht, eine Informationsveranstaltung anzubieten, um  auf ggfs. bestehende Beschäftigungsmöglichkeiten in der Logistikbranche aufmerksam zu machen. fb


Bild: Am Firmensitz Münster von brief und mehr an der Eulerstraße waren in der Spitze einige hundert Menschen beschäftigt gewesen. Fotos (2): Frank Biermann

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