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Ückeritzer Fragmentte IX

Ückeritz, Ferienhaus Strandidyll, 28.08. 2023


Abschied vom Paradies

07.35 Uhr

Stille, die gar keine ist. Das Rauschen der Kühlanlage, Spatzen und Amseln im morgendlichen Spiel, hin und wieder das Kratzen einer Krähe da hinten, wo der Wald beginnt. Und das seltsam seltene Wiehern einer Möwe. Dieser so typische Ton, ohne der in keiner Erinnerung, in keiner Assoziation fehlt, wenn Ostsee im Landesinneren Thema wird. Das war wohl nicht mit drin in der Kurtaxe. Aber Mücken, Mücken waren mit drin. „Dafür hab ich Kurtaxe bezahlt! Wir sind einen Tag später wieder abgereist.“ schrieb eine Leserin unter den Facebookpost mit dem Artikel „Mückenplage auf Usedom“ der Ostseezeitung. Nur deswegen haben ich die Kommentare gelesen. Um so etwas zu entdecken. Denn normaler Weise lese ich keine Kommentare unter Artikel-Posts. Zeitdiebe … Meist verfasst von geistig sparsam erzogenen Menschen. „Dafür habe ich Kurtaxe bezahlt!“ Als seien die Mücken ein besonderes Gimmick der Ferienanlagebetreiber. „Komm wir probieren mal was aus. Was ganz neues Neues porbieren wir mal. Wir kaufen mal drei Millionen Mücken, setzen die aus und sorgen damit für ein ganz besonderes Urlaubserlebnis. Und dafür erhöhen wir die Kurztaxe, denn den Preis für die Mücken müssen wir ja umlegen auf die Touris.“

Die Morgensonne scheint mir ins Gesicht, drückt mir die letzte Hitze des Urlaubs auf den Kopf und blendet meine Augen. Ich suche nach meiner Sonnenbrille. Die mit der schwachen Sehstärke, weil ich die schon seit 2007 habe und meine Gläser seither mehrfach korrigiert werden mussten. Die Dioptrienzahl sinkt mit steigendem Alter. Ob das nur bei mir so ist? Wo ist denn … ich suche die Brille … auf dem großen Esstisch am Panoramafenster ist sie nicht, in meiner Umhängetasche ist sie nicht, auf dem keinen Couchtisch ist sie nicht und auch in Claudias Tasche werde ich nicht fündig. Wo zur Hölle ist die … Auf der Anrichte der Einbauküche liegt keine Brille, auf dem Stapel mit den mitgebrachten Büchern liegt keine Brille und auch nicht daneben. Im Bad sehe ich nach, keine verdammte Sonnenbrille. Wann hatte ich die denn … zum letzten mal … wann war das denn … Vorgestern … der Spaziergang zur Rezeption ins Paradies … das Essen beim Utkiek … der Strandweg zurück … der Suff … verdammt … vielleicht im Jackett … ich hatte doch das Jackett … letzte Hoffnung … da finde ich nur eine leere Bierflasche … und den Sanddornbrand, halb ausgetrunken.

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