Ein Plädoyer für eine vielfältige, inklusive Gesellschaft
Immer wieder erlebe ich es, dass Menschen in ihrem Alltag – auf der Straße, im Supermarkt, im Café innehalten, weil ihr Blick auf mich fällt. Plötzlich sind sie aus dem Konzept gebracht: Sie schauen neugierig, irritiert oder auch zuweilen offen voyeuristisch.
Ich sehe die Fragezeichen in ihrem Gesicht: “Was hat er?”, “Ob er vielleicht Schmerzen hat?”, “Ist das eine Krankheit?”.
Nicht selten werden diese Gedanken sogar direkt laut ausgesprochen. In Vorträgen erzähle ich immer mal wieder von der mir unbekannten Dame, die mich unvermittelt in der Bahn ansprach:
Bei wem sind Sie in Behandlung?
Eindeutiger kann man einen Menschen wohl kaum auf seine Diagnose, seine scheinbare Krankheit, seine Behinderung reduzieren.
Eine größere Anzahl beliebter TV-Formate basieren auf der Empfindung, die viele Menschen beim Blick auf Behinderung oder scheinbares Leid haben: “Gut, dass ich nicht betroffen bin! Im Gegensatz zu ihm*ihr geht es mir ja noch gut!”
Woher rührt diese defizitäre Sichtweise? Ein Erklärungsversuch. (Si apre in una nuova finestra)