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Noltes Notizen | Stuttgart, 27. Mai 2022

Liebe KLup-Freund:innen,

"wir sind ja schon froh, dass es nicht die ganz große Peinlichkeit geworden ist": So hat mir vor wenigen Minuten mitten in Stuttgarts Fußgängerzone einer mit ziemlichem Promifaktor in der katholischen Kirche Deutschlands auf meine Frage geantwortet, wie er denn den Katholikentag wahrnimmt. Es wäre ihm wahrscheinlich nicht recht, wenn ich seinen Namen hier nenne, denn unser Gespräch war doch eher privater Natur, "off the record", wie wir Journalist:innen sagen. Jedenfalls handelt es sich nicht um einen Bischof, sondern um einen Laien, um einen ziemlich kompetenten allerdings.

Und damit einen herzlichen Gruß aus Stuttgart vom 102. Katholikentag! Das Wichtigste: Wir haben richtig Glück mit dem Wetter, es ist nicht zu warm, nicht zu kalt, mal gibt es Wolken, aber gefühlt dominieren blauer Himmel und Sonnenschein. Das trägt viel dazu bei, dass sich der Katholikentag eigentlich so anfühlt wie immer: Menschen mit pastell-orangenen Schals (viele mit blau-gelben-Ukraine-Schals verbandelt) laufen durch die Stadt, vorbei an den klassischen, weißen Katholikentagszelten, in denen sich von katholischen Juristen über die Vereinigung der Mesnerinnen und Mesner im Bistum Rottenburg Stuttgart bis zu den Zelten der Bistümer, des Synodalen Wegs und des Zentralkomitees alles präsentiert, was es an Buntem, mitunter auch Skurrilem, Wichtigem und Besonderem in der katholischen Kirche hierzulande gibt. Der Bundespräsident war da, heute Morgen auch der Kanzler, weitere Minister:innen und Politiker:innen, dazu viele, viele Bischöfe - auch wenn nicht alle Diözesanbischöfe nach Stuttgart gereist sind. Es wird gesungen und gebetet, gehört und geschwiegen, diskutiert und gestritten. Die Stimmung ist eigentlich wunderbar.

Aber wenn man ehrlich ist, läuft das Treffen hier in einer großen, naja: mittelgroßen Blase ab. Die Rede ist von maximal 25.000 Teilnehmenden, davon allein 7.000 Mitarbeitende, die an Ständen, Podien etc. Dienst tun. Keine Frage: Es tut gut, zusammenzusein und diesen Klassiker "Katholikentag" wiederzuerleben. Der ist tatsächlich so gestaltet, wie er immer gestaltet ist. Eine Konstante in diesen trubeligen Zeiten. 

Und doch dürfte vielen klar sein: Dies hier ist ganz sicher nicht mehr eine repräsentative Präsentation der katholischen (Laien-)Kirche in Deutschland, ein kirchliches Signal in die Gesellschaft hinein. Vielleicht muss es das auch gar nicht sein. Vielleicht kann es einfach ein wunderbares Angebot mit viel Kultur, Diskussion, Gottesdienst und Begegnung sein. Aber was heißt das dann für die Relevanz dieses Treffens etwa für Politiker:innen? Würden sie auch dann weiterhin kommen? Was heißt das für die Finanzierung eines solchen Events aus Kirchensteuer- und öffentlichen Mitteln?

Der Katholikentag, wie wir ihn kennen, ist - wen wundert's - genauso in der Krise, genauso in dieser Form in Frage gestellt wie vieles andere in unserer Kirche, das so, wie wir es kennen, einfach nicht mehr funktioniert. Das muss nicht schlimm sein, das darf traurig machen - und vor allem sollte es ehrlich angesehen und akzeptiert werden. Anders kann etwas Neues, Alternatives, Passendes nicht entstehen - wenn es das denn überhaupt soll.

Und doch: Es macht mächtig Spaß und Freude, hier zu sein. Meine Kollegen Jan Dirk Wiewelhove und Michael Bönte wuseln von Veranstaltung zu Veranstaltung, von Ort zu Ort, machen Fotos für unsere täglich zwei Bilderstrecken (die jüngste findest du hier (Si apre in una nuova finestra)) und für unsere Social-Media-Aktivitäten auf Instagram (Si apre in una nuova finestra)und Facebook (Si apre in una nuova finestra). In Münster bastelt unserer derzeitiger Redakteur vom Dienst, Jens Joest, die großen und wichtigen Meldungen aus Stuttgart dazu, sodass wir hoffen, euch ein umfassendes Paket aus Stuttgart zu präsentieren.

Meine Aufgabe ist in diesem Jahr - erstmals nach Jahrzehnten, in denen ich als Reporter über die diversen Podiumsdiskussionen berichtet habe -, "Kirche-und-Leben.de" auf unserem Stand zu vertreten - gemeinsam mit Martin Burzlaff von unserem Partner Emmaus-Reisen. (Si apre in una nuova finestra) Gute neun Stunde stehen wir da, und ich muss ganz ehrlich sagen: Zusammengerechnet waren es zehn Minuten am ganzen Tag, an denen mal kein Gast an unserem Stand war. 

Wir haben uns natürlich gefreut, den einen oder anderen Bekannten begrüßen zu können - angefangen bei ZdK-Vizepräsident Thomas Söding und weitere ZdK-Mitglieder wie Kerstin Stegemann (Münster) und Nadine Mersch (Paderborn), über die Bischöfe Franz-Josef Bode (Osnabrück), Franz-Josef Overbeck (Essen), die münsterschen Weihbischöfe Christoph Hegge, Rolf Lohmann und Wilfried Theising, die Generalvikare von Essen (Klaus Pfeffer) und Berlin (Pater Manfred Kollig), die Geistliche Leiterin der Kathlischen Frauengemeinschaft Deutschlands (Ulrike Göken-Huismann) und die aus Harsewinkel stammende Erfurter Dogmatik-Professorin Julia Knop - um nur einige zu nennen.

Immer wieder kamen Menschen zu uns, die uns schon kennen - so etwas ein Mann hier aus der Gegend, der voller Freude auf unser Rollup zulief und beim Anblick der Druckerzeugnisse auf dem Tischchen davor erstaunt ausrief: "Was denn, euch gibt's auch als Zeitung?" Wunderbar, wenn tatsächlich unser Online-Magazin weit über das Bistum Münster hinaus einen solchen Ruf hat wie unsere Kirchenzeitung ihn über Jahrzehnte in unserer Heimatdiözese genießen konnte!

Für mich persönlich ist es ganz wichtig, am Stand - oder wie eben bei einem Rundgang über die "Medienmeile" Kolleg:innen anderer Redaktionen wiederzutreffen - wie etwa Stefan von Kempis, der die deutsche Abteilung von Vatican Radio in Rom leitet, oder die SocialMedia-Redakteurin von "katholisch.de", die ihre Ausbildung bei uns genossen hat. Dazu der eine oder die andere Chefredakteurskolleg:in, etwa aus Paderborn, Würzburg und Eichstätt. Da wird viel erzählt, analysiert, diskutiert ... Gut so!

Am Sonntag endet der Katholikentag, bis dahin werde ich auch meinen Kommentar zu diesem Treffen geschrieben haben müssen. Wir berichten natürlich weiter ausführlich - schaut gern immer wieder bei uns rein. Und dann beginnt am Montag eine neue Woche, an deren Ende unser erstes KLup-Treffen in Münster beginnt.

Wer sich noch kurzfristig entschließen möchte, melde sich zur besseren Vorbereitung einfach noch per E-Mail an redaktionsassistenz@kirche-und-leben.de. Wir beginnen um 17 Uhr mit einer Führung durch unser Medienhaus, die ehemalige Bonifatiuskirche, schließen einen Austausch über unsere Arbeit an - und wechseln dann zur Lambertikirche, deren Turm wir unter Führung von Verwaltungsdirektor Ralf Hammecke besteigen werden. Gegen 20 Uhr schließt unser Programm. Ein praktischer Hinweis noch: Vor dem Medienhaus gibt es einen Parkplatz, der für Freitag ausreichen dürfte. Ich schlage vor, dass wir im Anschluss mit Autos zu einem nahe der Lambertikirche gelegenen Parkhaus fahren, dann ist die Abreise einfacher. Wer mit der Bahn oder mit dem Bus anreist, dürfte sicherlich bei dem einen oder anderen einen Pkw-Platz finden.

Ich freue mich aufs Kennenlernen, wünsche ein schönes Wochenende und verabschiede mich aus Stuttgart mit einem Foto von Jan Dirk Wiewelhove und mir, aufgenommen oberhalb des Stuttgarter Schlossplatzes.

Guet goahn!

Markus Nolte (Chefredakter Online)