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Schreibers Naturarium: Auftakt

Das Gute an Natur ist: Sie ist so ziemlich überall. Um Natur zu erfahren, muss man keine Wanderstiefel kaufen und eine teure Outdoorjacke, man muss nicht von der Stadt aus mit dem S-Bahn eine Stunde lang in Richtung Wald zuckeln. Man muss keinen Urlaub in den Bergen machen (wenngleich ich das sehr empfehle), nichts buchen, kaufen, vorbereiten.

Um Natur zu erleben, geht man am Besten erst einmal vor die Haustür. Steht man einmal vorm Haus, atmet man tief durch und läuft so lange, bis man irgendetwas findet, das nach Natur aussieht – das kann ein Baum sein, ein Strauch, eine kleine Wiese. Und dann schaut man mal.

Bei Bäumen empfiehlt es sich immer, die Rinde anzugucken, mit den Fingern drüberzustreichen, mal zu schnuppern (idealerweise auf Augenhöhe, alles darunter ... na ja, du weißt schon, Hunde, Männer, dies, das). Und dann schaut man sich den Baum genauer an. Wusstest du, dass Äste nicht einfach irgendwie zufällig am Stamm wachsen, sondern ein bestimmtes Wuchsmuster haben? Das ist ja bei uns auch nicht anders, stell dir mal vor, unsere Arme und Beine würden immer zufällig irgendwo am Körper rauskommen – als sei das Hosekaufen nicht jetzt schon schlimm genug! 

So ein Baum ist ein praktisches Naturbeobachtungslebewesen. Es steht auch in Städten massig herum und bietet vielen Tieren einen Lebensraum. Auf der Rinde leben unter anderem viele Insekten, die vor allem auf rauer Rinde sehr schöne kleine Wohnungen finden. Das zieht natürlich wiederum Vögel an, wie zum Beispiel den Buntspecht.

Dieses Exemplar ist ein Weibchen. Bei Buntspechten kann man Damen und Herren sehr gut unterscheiden: Die Jungs haben einen roten Fleck im Nacken, bei den Weibchen fehlt er.

Auf dem Speiseplan steht in der ersten Jahreshälfte vor allem alles, das irgendwie krabbelt, kriecht oder fliegt. Sehr oft hört man dann das Tock-tock-tock dieser Vögel, wenn sie das Holz nach Insekten abklopfen, jedoch sagen sie auch bei einer kleinen Maus nicht nein – traut man ihnen erst gar nicht zu, oder? In der zweiten Jahreshälfte verändert sich der Speiseplan in die vegetarische Richtung. Jetzt stehen Pflanzenteile, Nüsse und auch im Frühjahr aufsteigende Baumsäfte auf dem Menü.

Spechte klopfen jedoch nicht nur zur Nahrungssuche das Holz ab. Buntspechte nisten in Höhlen, die sie in der Regel selbst in morsches oder zumindest weiches Holz hineinzimmern. Dabei probieren sie erst einmal viele Höhlen aus, bis sie sich für eine entscheiden. Man zieht ja nicht einfach irgendwo ein, man muss ja ein bisschen auf die Nachbarn achten, das Essensangebot, man muss Sicherheitsaspekte berücksichtigen und auch schauen, ob es gute Schulen für die Kinder gibt. Ihr kennt das.

Mit dem Kopf irgendwo gegenschlagen, um eine Höhle zu bauen, klingt erst einmal nach einer mittelguten Idee. Der Schnabel des Buntspechts ist jedoch mit dem Schädel durch eine Art gefedertes Gelenk verbunden, damit der Kopf beim Klopfen nicht so durchgerüttelt wird. Smart, oder?

Übrigens: Rund ein Viertel der Buntspechtweibchen lebt in Polyandrie. Das bedeutet, dass sie einmal mit einem Männchen brütet, das meist etwas älter ist. Dann sucht sie sich einen jüngeren Gefährten und gründet mit ihm ebenfalls eine Familie, legt also noch eine Brut an. Sie selbst tendiert dann eher dazu, die Erstbrut mitzuversorgen, ist ja auch schon ein etwas älterer Papa, der braucht da vielleicht mehr Hilfe, wer weiß. Das jüngere Männchen wird mit den Eiern alleingelassen, weshalb er dann ab sofort alleinerziehender Vater ist. Kann man machen.

Das alles kann man beobachten, wenn man den Kopf aus dem Fenster steckt, wenn man in einen Park geht, um den Block, oder natürlich auch in den Wald, klar.

Und in den nächsten Monaten werden wir genau das machen: Rausgehen. Die Newsletter werden dann ausführlicher als dieser Begrüßungspost hier, aber ich denke, das ist ein guter Anfang.

Ich freu mich tierisch!

Alles Liebe

Jasmin

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