Tagesfazit und Froschstory
Vorhin musste ich wieder an den Tag denken, an dem ich zum ersten Mal in der Schule war. Das war nicht mein erster richtiger Schultag, sondern so eine Veranstaltung ein paar Wochen vorher, zusammen mit den Eltern.
Also saß die ganze zukünftige Schulklasse in ihrem zukünftigen Klassenraum und unsere zukünftige Lehrerin meinte: „Wir basteln jetzt alle einen Frosch!“ Das klang ganz okay, Frösche sind cool.
Zunächst haben wir alle grüne Papierblätter bekommen. Und dann hieß es: „Ihr müsst das Blatt so falten und danach so und hinterher so und so und so und am Ende noch so.“
Natürlich haben letztendlich die Eltern fast alles gefaltet oder mussten sich noch von der Lehrerin helfen lassen, weil sie’s selbst nicht gecheckt haben. Nach viel Falterei sahen die Blätter ungefähr so aus:
„OK, es ist gefaltet“, dachte ich, „aber wie soll daraus jetzt ein Frosch werden?“. Es schien komplett unmöglich, aus diesem abstrakten Papier-Gebilde etwas zu formen, das auch nur ansatzweise in Richtung Frosch ging.
Während ich mich noch gewundert habe, meinte die Lehrerin: „Als nächstes malt ihr zwei Punkte drauf, das sind die Augen, tadaa, euer Frosch ist fertig!“
UND DAS WAR KEIN VERDAMMTER FROSCH!!! Das war nicht mal nah dran. Mit viel Fantasie war es ein fluguntauglicher Papierflieger. Für sowas war ich nicht in der Schule. MIR WAR EIN FROSCH VERSPROCHEN WORDEN!
Die anderen Kinder haben irgendwie relativ zufrieden gewirkt. Niemand hat der Lehrerin diesen „Frosch“ empört vor die Füße geknallt (ich natürlich auch nicht, war ja gut erzogen). Aber es war einfach hinten und vorne kein Frosch. Selbst Picasso hätte das nicht als Frosch akzeptiert.
Vielleicht bin ich nachtragend, aber ich kann solche Sachen nicht ruhen lassen, hab das bis heute nicht vergessen.
Jedes Mal, wenn ich auf irgendeinen Marketing-Hype reinfalle und hinterher enttäuscht bin, denke ich: „Wieder so ein Möchtegern-Frosch, immer dasselbe, alles Betrug.“
Naja, das war mein erster Tag in der Schule.