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Wissenschaftskommunikation: "Public Engagement" für US-Regierungsbehörden 

Von Klaus Martin Höfer

US-amerikanische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben dem Präsidenten empfohlen, Bundesbehörden routinemäßig zur Vermittlung und Berücksichtigung von Forschungserkenntnissen zu verpflichten, insbesondere auch bei der Zusammenarbeit mit örtlichen Verwaltungen und Organisationen. Dies soll wesentlicher Bestandteil künftiger Politik werden, heißt es in einem Schreiben des "President's Council of Advisors on Science and Technology", einem Gremium, das die Regierung bei Forschungs- und Technolgiefragen berät.

Das PCAST  fordert den US-Präsidenten zu einem "Weckruf" an Bundesbehörden auf, Wissenschafts- und Technologiekommunikation sowie "public engagenment" zu einer Kernaufgabe zu machen. Wesentlich sei dabei, auf ausgewiesene Experten der Öffentlichkeitsbeteiligung zurückzugreifen und die aktuellsten Möglichkeiten der digitalen Kommunikastion zu nutzen. Dazu soll eine neue Einrichtung die Bundesbehörden unterstützen. "Diese Empfehlungen werden Amerikanern helfen,  wissenschaftlich informierte Politik bezüglich unserer Gesundheit, unserer Umwelt, unserer nationalen Sicherheit und unserem allgemeinen Wohlbefinden zu machen", schreiben die Forschenden in ihrer Empfehlung an den Präsidenten.

Bundesbehörden in den USA sind mit zahlreichen regionalen Büros und Verwaltungen in den Bundesstaaten vertreten. Zu diesen Bundeshörden zählen nicht nur der Zoll, Einwanderungsbehörden, die Bundespost und das FBI sondern auch die Kriegsveteranenorganisation ("Veterans Administration"), Umweltschutzbehörden, die Organisation für geologische Forschung ("U.S. Geological Survey"), Behörden für Wohnungsbau und Stadtentwicklung, die Eisenbahnverwaltung und auch Bundesgerichte und Bundesstaatsanwaltschaften, die parallel zu den örtlichen Gerichten arbeiten und vor allem Verfahren, denen Bundesgesetze zugrundeliegen, durchführen. Oft sind diese Bundeshörden in einem "Federal Building" untergebracht. Zum Beispiel sind im Großraum Los Angeles bei 275 Bundesbehörden etwa 120 000 Mitarbeitende beschäftigt. Mit seiner Empfehlung bezieht sich das PCAST vor allem auf Behörden, die sich mit Themen aus Forschung und Entwicklung befassen.

Das Beratungsgremium erwähnt die Harvard Universtät und die Stadt Cambridge als positives Beispiel einer intensiven Bürgerbeteiligung. Mitte der 1970er Jahre wollte Harvard mit Mitteln des Bundes USA-weit die ersten Labore einrichten, in denen zur rekombinanten DNA geforscht werden sollte. Dabei werden künstliche DNA-Moleküle neu zusammengesetzt. Sowohl andere Forscher der Hochschule als auch die Stadt Cambridge kritisierten die noch unbekannte Technologie; der Bürgermeister befürchtete gar, dass ein "Ungeheuer" gezüchtet werden könnte. In öffentlichen Anhörungen, an denen auch zahlreiche Bürger teilnahmen, wurden daraufhin Nutzen und Risiken diskutiert. Die Stadt verabschiedete schließlich als eine der erste Kommunen Regeln für Wissenschaftler und Industrieunternehmen, die eine "verantwortungsvolle" Forschung und Herstellung definierten. Innerhalb von zehn Jahren, so heißt es in der PCAST-Empfehlung, sei die Stadt zu einer der führenden Orte für die Biowissenschaften geworden. Auf ähnliche Erfolge hofft das Gremium auch bei anderen Themen. Dazu müssten zum einen wissenschaftliche Erkenntnisse kommuniziert, zum anderen so informierte Bürger an Planung- und Gesetzgebungsprozessen beteiligt werden.

In der Empfehlung werden fünf aktuelle Beispiele genannt: 

Die Umweltschutzbehörde EPA und der Forstwirtschaftsdienst U.S. Forest Service haben mit örtlichen Partnern und Bürgern eine Handreichung entwickelt, um Gesundheitsgefahren durch Wald- und Buschbrände und den entstehendem giftigen Rauch besser einschätzen zu können. Dazu wurden Daten und Informationen auf Landkreisebene gesammelt, auch im Rahmen von "Citizen Science".

Die Lebens- und Arzneimittelbehörde FDA arbeiten mit Patientenorganisationen zusammen, um klinische Versuche für die Arzneimittelforschung vorzubereiten und transpartenter zu machen. Dabei werden unter anderem betroffene Patienten um ihre Einschätzung gebeten.

Die für die Planung von Schnellstraßen zuständige Bundesbehörde hat Empfehlungen für die Einbindung örtlicher Organisationen in gesetzlich vorgeschriebene Planungsverfahren zusammengestellt. Darin wird aufgezeigt, wie Bürger besser informiert und beteiligt werden können. 

Die Weltraumorganisation NASA hat Einschätzungen von "informierten Laien" zu einem geplanten Asteroiden-Programm eingeholt. Bei diesem "participatory technology assessment" genannten Verfahren werden Bürger mit kurzen Hintergrundpapieren mit dem Thema bekanntgemacht und dann zu Workshops eingeladen.

Das Landwirtschaftsministerium entwickelt mit anderen Behörden auf Bundes- und Einzelstaatsebene sowie Kommunen, Vertretern der Ureinwohner, Wissenschaft und der Industrie Pläne zur Anpassung an den Klimawandel. Dabei werden insbesondere wissenschaftliche Erkenntnisse kleinteilig auf lokaler Ebene kommuniziert, um dort Strategien zu entwickeln, auch unter Beteiligung der Betroffenen vor Ort. 

Argomento Wissenschaftspolitik

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