Der humorvolle Horror-Ratgeber
Funktioniert ein Genre-Mix?
Manchmal höre ich nicht auf meine eigenen Ratschläge. Und gebe sie anderen trotzdem. Diese Newsletterausgabe ist so ein Fall. Von einem Buch, das zwei (oder gar mehrere) Genres mixt, solltest du lieber die Finger lassen, ist mein Rat. Dennoch liegt auf meiner Festplatte ein fast vollendetes Manuskript, das man treffend als Science-Fiction-Thriller bezeichnen muss. Weil ich ihn unbedingt schreiben wollte. Wissend, dass es damit nicht ganz so leicht wird.
Nun muss man fairerweise sagen, dass diese beiden Genres ganz gut matchen. Anders als der heute titelgebende humorvolle Horror-Ratgeber, der wirklich nur als theoretisches Konstrukt funktioniert. Und der die Tücken eines solchen Buchprojekts illustriert: Der Mix muss passen und verdammt gut gemacht sein. Wie beim Cocktail-Mixen. Wenn die Zutaten nicht harmonieren oder nicht im richtigen Verhältnis zueinander stehen, spuckt man den Drink wieder aus.
„Welche Genres soll ich denn als Ratgeber-Autor*in eigentlich mischen?“, fragst du dich jetzt vielleicht. Ich gebe zu, so viel Auswahl wie in der Belletristik hast du nicht. Aber die Grenzen zum Sach- und Fachbuch sowie zum Erfahrungsbericht sind fließend. Manchmal kann ein Ratgeber Elemente der anderen enthalten. Das ist aber für alle Beteiligten eine Herausforderung.
Auch für Agenturen und Verlage, die sehr vorsichtig damit sind, solchen „Experimenten“ eine Chance zu geben. Denn Leser*innen sind Gewohnheitstiere. Wo Ratgeber draufsteht, soll auch Ratgeber drin sein. Oder frei nach Axel Melzener, dessen Buch ich heute empfehle: Gegen die Lesegewohnheiten zu kämpfen, heißt gegen die Leser*innen zu kämpfen. Und dieser Kampf ist aussichtslos.
Deshalb gibt es heute von mir:
4 Tipps für den Genre-Mix
Mische Genres wirklich nur, wenn du einen sehr guten Grund hast. Dahinter muss eine Idee stecken, die zündet. Mit Gewalt Dinge zusammenwerfen, die nicht zusammengehören, ist selten eine gute Idee. Auch nicht beim Bücherschreiben. Überlege dir gut, ob du das wagen willst. Nur wenn du dir dein Konzept nicht anders vorstellen kannst, bist du auf dem richtigen Weg.
Beschäftige dich intensiv mit beiden Genres. Einen Ratgeber schreibt man anders als ein Sachbuch, ein Erfahrungsbericht hat eine andere Tonalität als ein Ratgeber. Wenn du Elemente mischst, musst du die Regeln und Mechanismen beider Genres kennen und beherrschen.
Definiere deine Zielgruppe klar. Denn du wirst dein Buch, ob als Selfpublisher*in oder Verlagsautor*in, gezielt vermarkten müssen. Was vom Gewohnten abweicht, braucht meist zusätzliche Erklärungen. Das verlangt von dir und allen anderen doppelten Einsatz.
Probiere dein Glück auch bei kleineren Verlagen. Die sind oft flexibler in der Programmgestaltung und manchmal auch mutiger, wenn es um Neues geht.
Und manchmal ist das Risiko auch eine Chance: Einen Science-Fiction-Thriller kannst du zum Beispiel Verlagen anbieten, die nur Krimis und Thriller im Programm haben, und auch solchen, die nur Science-Fiction verlegen.
Wenn du dich näher mit Genretheorie auseinandersetzen möchtest, dann empfehle ich dir das Buch „Genre. Ein Leitfaden für Autoren“ von Axel Melzener. (Si apre in una nuova finestra) Er erklärt sehr anschaulich, warum Genres überhaupt wichtig sind und wie sie funktionieren.
Ein Buch, dass den Spagat zwischen Ratgeber, Sachbuch und Erfahrungsbericht sehr gut schafft, ist außerdem “Muttertät. Wenn sich plötzlich alles anders anfühlt” von Svenja Krämer und Hanna Meyer (Si apre in una nuova finestra).
Danke, dass du dir Zeit für diesen (heute etwas längeren) Text genommen hast.
Deine Katharina