Der blaue Faden
Was soll das denn sein? Der blaue Faden ist für mich auch neu – zumindest der Begriff. Ich habe ihn im Rahmen meiner Ausbildung als Schreibberaterin in der Fachliteratur gefunden und war mir sofort sicher: Das muss ich mit euch teilen.
Der “blaue Faden” ist ein griffiger Name für eine Tatsache, die in meinen Beratungen und bei meinen Lektoraten immer wieder eine große Rolle spielt und den roten Faden, den wir alle kennen, wunderbar ergänzt.
Zwei Fäden für deine Texte
Der rote Faden strukturiert dein Buch und hilft den Leser*innen, sich darin zurechtzufinden und mitzudenken.
Der blaue Faden stellt eine Verbindung her, involviert die Leser*innen emotional und zieht sie in den Text.
Beide sind wichtig für einen guten Ratgeber (und für gute Bücher generell.) Fehlt der rote Faden steigen die Leser*innen aus, weil sie nicht folgen können. Fehlt der blaue, steigen sie aus, weil sie sich nicht angesprochen fühlen (bzw. in der Belletristik nicht mitfiebern).
Den blauen Faden spinnen
Und wie stellt man nun sicher, dass man einen blauen Faden im Text hat? Wie erschafft man ihn und sorgt dafür, dass man ihn nicht verliert?
Meine zehn wichtigsten Tipps dazu sind:
Kenne deine Zielgruppe und verstehe, wie sie tickt. Setze dich damit wirklich ausführlich auseinander. Wenn du ihre Probleme und Eigenheiten, ihre Wünsche und Vorlieben, ihre Sprache und ihren Ton kennst, schreibst du dich leichter in ihr Herz.
Lerne, dich in ihre Perspektive hineinzudenken und lies deine Texte immer wieder mit ihrer Brille. Wichtiger als das, was du alles zu bieten hast, ist das, was deine Leser*innen wirklich von dir brauchen.
Sprich deine Leser*innen im Ratgeber direkt an. Frage sie etwas, nutze Imperative – stelle also eine direkte Verbindung zwischen euch her.
Öffne dich. Wenn du – wohldosiert – von dir erzählst, einen Blick auf dich als Privatperson zulässt, Beispiele aus deinem Leben einbindest, machst du dich nahbar. Und damit auch deinen Text.
Arbeite generell mit Beispielen aus der Lebenswelt deiner Zielgruppe. Werde so konkret wie möglich und schaffe Situationen vor dem geistigen Auge deiner Leser*innen, in die sie sich hineinfühlen können.
Mache immer wieder klar, dass jede*r einzelne Leser*in mit seinen bzw. ihren Problemen nicht allein ist. Dass es eine Gruppe von Menschen gibt, die die gleichen Fragen umtreibt, die mit den gleichen Herausforderungen kämpfen. Wer sich als Teil einer Gemeinschaft fühlt, ist offener für entsprechende Ratschläge.
Bleibe auf keinen Fall bei Problemen hängen, sondern biete immer eine Lösung an – und zwar wortwörtlich nahe am Problem. Versprich Lösungsideen nicht erst für das Ende deines Buches oder ein folgendes Kapitel, sondern verknüpfe Problem und Lösung möglichst schnell.
Versprich nichts, was du nicht halten kannst. Denn das sorgt für eine Art der Involvierung – Ärger! – die du nicht auslösen willst.
Teste deine Texte an der Zielgruppe. Entweder auf Kanälen, die du schon mit Content bespielst, zum Beispiel in deinem Blog, einem Newsletter oder auf Social Media. Oder engagiere gezielt Testleser*innen, die dir ehrliches Feedback geben. So wirst du nach und nach immer besser darin, deine Leser*innen gezielt anzusprechen und sie, wie man neudeutsch so schön sagt, „da abzuholen wo sie stehen.“
Zum Abschluss ein Tipp, der für alle Texte dieser Welt gilt: Verbiege dich nicht und bleibe authentisch. Wenn du schreibst, wie du bist, dann erhöht das die Chance, dass deine Texte deinen Leser*innen sympathisch sind.
Ich hoffe, das Bild von zwei Fäden, die deinen Text durchziehen und sich miteinander verweben, hilft dir genauso gut wie mir, auch diese Ebene beim Schreiben mitzudenken.
Danke, dass du dir auch heute Zeit für meinen Text genommen hast.
Deine Katharina