ARCHITECTS - Interview und Verlosung
EINE KARIKATUR DER VERGANGENHEIT. ARCHITECTS begannen als Nischenband in der damals noch sehr überschaubaren Core-Szene Englands. Mittlerweile gehören sie zum festen Inventar des Genres und teilten bereits die Bühne mit Metal-Giganten wie METALLICA. Im Februar veröffentlichen die Briten mit „The Sky, The Earth & All Between“ ihr elftes Album. Wir haben uns mit Sänger Sam Carter und Drummer Dan Searle getroffen und das neue Album besprochen.
Foto: Ed Mason
Das neue Album heißt „The Sky, The Earth & All Between“. Was verbirgt sich hinter dem Titel?
Dan: Als wir den ersten Song dafür geschrieben haben, kam diese Textzeile eher zufällig auf – sie war einfach plötzlich da. Und du hast das Album ja gehört, sie springt einem sofort ins Ohr, oder? Vor allem durch Sams Art, wie er die Zeile performt, und die Melodie dazu. Es geht weniger um die Bedeutung als um die Poesie der Worte selbst. Sie schienen den Kern des Albums einzufangen. Ich hatte auch das Gefühl, dass wir diesmal einen kürzeren Albumtitel brauchen. Die letzten waren ziemlich lang, also wollte ich bewusst etwas anderes ausprobieren. Aber egal, wie viele Alternativen wir suchten, wir kamen immer wieder zu „The Sky, The Earth & All Between“ zurück. Am Ende fühlte es sich einfach richtig an. Diese Worte rufen etwas hervor, ein Bild, ein Gefühl – es ist weniger, was sie bedeuten, sondern was sie im Kopf auslösen.
Ihr habt gesagt, es soll „das“ ARCHITECTS-Album werden. Was macht das „absolute“ ARCHITECTS-Album eurer Meinung nach aus?
Sam: Unser Ziel war immer, das bestmögliche Album zu machen. Diesmal wussten wir, dass es besonders wichtig wird. Es sollte alles umfassen, was ARCHITECTS ausmacht, aber auch Raum für Weiterentwicklung lassen. Die Band ist in einer großartigen Phase, was natürlich Druck erzeugt. Das elfte Album muss ein Statement sein. Wir sind jetzt an einem Punkt, an dem wir auf unsere bisherigen Werke zurückblicken können – nicht nur als Reflexion, sondern auch als Inspiration. Stolz darauf zu sein, was wir geschaffen haben, und diese Erfahrung in neue Musik einfließen zu lassen, fühlt sich großartig an.
Dan: Es ist, als würden wir auf all die Türen zurückblicken, die wir uns im Laufe der Zeit selbst geöffnet haben. Das hat zwar manchmal Teile unserer Fanbase aufgeregt, aber jetzt sind diese Releases ein fester Teil unserer Band-Identität. Das gibt uns die Freiheit, jederzeit durch diese Türen zu gehen. Gleichzeitig ist es wichtig, immer neue Türen zu öffnen. Bei diesem Album ging es darum, all diese Einflüsse zusammenzubringen und die verschiedenen Aspekte besser umzusetzen als je zuvor. Alles, was wir in der Vergangenheit gelernt haben, fließt jetzt in unsere Arbeit ein. Wir haben uns selbst die Messlatte so hoch wie möglich gelegt – und genau das treibt uns an.
Sam: Wir wollten die Extreme unserer Musik wirklich auf die Spitze treiben. Es ging darum, Elemente aus unserer Vergangenheit zu nehmen und sie mit dem, was wir jetzt machen, zu kombinieren – aber alles auf Anschlag. Wenn wir also einen richtig harten Song machen, dann sollte er unfassbar heavy sein, so richtig kompromisslos. Wir wollten, dass diese Momente wirklich herausstechen und unüberhörbar sind.
Dan: Es ist wie eine Karikatur von dem, was wir vorher gemacht haben. Wir wollten die Qualitäten unserer Musik so intensiv und lebendig wie möglich hervorheben – wie eine überzeichnete Version dessen, was wir schon immer gemacht haben. Ziel war es, die Essenz unserer Musik noch klarer herauszuarbeiten. Zumindest in unserem Genre gibt es eine konstante Entwicklung hin zum Extremen – sei es extrem melodisch oder extrem heavy. Ein paar Songs haben wir gestrichen, weil sie zu sehr nach Mittelweg klangen. Sie waren gut, aber es fehlten die Intensität, die leuchtenden Farben. Heutzutage erwartet das Publikum diese Extreme, und genau das wollen wir liefern.
„Früher, besonders als Tom noch da war, war das Songwriting oft mit viel Leid verbunden. Nach seinem Tod war klar: Wenn wir weitermachen, dann mit Freude und Leichtigkeit.“
„The Sky, The Earth & All Between“ ist euer elftes Album. Was ist euer Geheimnis, um die Kreativität und das Bandleben nach so langer Zeit weiter auf einem hohen Niveau zu halten?
Dan: Das Geheimnis ist, nur schrittweise Erfolg zu haben. Langsam, aber sicher wird man größer. Ich denke, es ist wichtig, dass wir Spaß an dem haben, was wir tun. Und die Tatsache, dass wir gerne im Studio sind, dass wir es lieben, diese Platten zusammenzustellen. Ich denke, viele Bands – und das ist auch okay – veröffentlichen ein Album, gehen auf Tour, veröffentlichen ein Album, gehen auf Tour. Wir machen das auch, aber wir lieben es einfach, Dinge zu erschaffen und zusammen zu sein. Manchmal haben wir vielleicht Dinge zu früh veröffentlicht, wie zum Beispiel bei „The Classic Symptoms Of A Broken Spirit“. Vielleicht kam es ein bisschen zu nah an „For Those That Wish Tto Exist“. Aber ...
Sam: Corona war schuld.
Dan: Ja, Corona war schuld, nicht wir, haha! Aber wir hatten nichts anderes zu tun, außer Musik zu schreiben. Wir lieben es, kreativ zu sein, und jagen dieses High, wenn im Studio alles zusammenpasst und etwas Magisches passiert. Natürlich spüren wir den Druck, abzuliefern und unser Bestes zu geben. Früher, besonders als Tom noch da war, war das Songwriting oft mit viel Leid verbunden. Nach seinem Tod war klar: Wenn wir weitermachen, dann mit Freude und Leichtigkeit. Es sollte kein schmerzhaftes Erlebnis mehr sein. Viele Künstler kennen das – ein Album kann dein Leben einnehmen und dich auslaugen. Aber wenn es eine unerfreuliche Erfahrung wird, verlierst du irgendwann die Lust, es noch mal anzugehen.
Die Tracklist enthält Features mit Künstler:innen wie HOUSE OF PROTECTION (Si apre in una nuova finestra) und Amira Elfeky. Wie kam es zu diesen Kooperationen und was haben sie zum Album beigetragen?
Sam: HOUSE OF PROTECTION war für uns naheliegend. Wir kennen Stephen schon lange, und Jordan, der das Album produziert hat, hat auch schon ihre EP gemacht. Der Sound hat uns sofort begeistert, und wir wollten sie für den Song „Brain dead“ einladen. Stephen und seine Bandkollegen sind großartige Künstler. Von Amira hatte uns Zach erzählt, der das Album gemischt hat, und auch Jordan schlug sie vor. Wir kannten sie nicht, aber als Dan und ich ihre Musik auf Spotify hörten, hat uns ihre Stimme sofort umgehauen. Sie ist unglaublich und wird definitiv ein Star. Außerdem war sie begeistert von der Idee und hat sofort zugesagt. Beide Features haben die Songs auf ein neues Level gehoben – genau das wünscht man sich von Gästen.
Die Zusammenarbeit mit Jordan Fish als Produzent ist eine bemerkenswerte Veränderung. Man hört auch Einflüsse von BRING ME THE HORIZON, zum Beispiel in „Judgement day“ und „Broken mirror“. Wie hat Jordans Beteiligung den kreativen Prozess und das Songwriting beeinflusst?
Sam: Wir haben ihm quasi die Grundgerüste der Songs gebracht und sie dann im Studio gemeinsam zu dritt ausgearbeitet. Es war also wirklich eine sehr kreative Kollaboration. Wir hatten uns schon länger vorgenommen, ein neues Level für uns zu finden, einen Gang höher zu schalten. Dann verließ Josh die Band und wir überlegten, ob ein weiterer Akteur in ARCHITECTS involviert werden könnte. Und genau da verließ Jordan BRING ME THE HORIZON. Er rief an und fragte: „Sollen wir ein Album zusammen machen?“. Ein paar Monate später haben wir uns zusammengesetzt. Jordan prägt einen riesigen Teil dieses Albums.
Dan: Das mit BRING ME THE HORIZON ist lustig, weil wir im Grunde während unserer gesamten Karriere mit ihnen verglichen wurden – seit unserem ersten Album „Nightmares“. Damals waren wir beide diese technischen, heavy Bands und von Anfang an wurden wir mit ihnen in Verbindung gebracht. Wir haben uns aber auch beide auf ähnliche Weise weiterentwickelt. Ich erinnere mich noch, als „Hollow Crown“ rauskam, gab es eine Rezension, die behauptete, es sei eindeutig von „Suicide Season“ beeinflusst. Das Lustige daran ist, dass wir „Hollow Crown“ aufgenommen haben, bevor „Suicide Season“ überhaupt veröffentlicht wurde. Als Jordan dann ins Spiel kam, haben wir natürlich darüber gesprochen, dass es wieder Vergleiche geben wird. Aber ich finde, wenn man auf diesem Album BRING ME THE HORIZON raushört, dann hört man nicht wirklich BRING ME THE HORIZON – man hört Jordan.
Sam: In vielerlei Hinsicht ist er uns sehr ähnlich. Er hat ein sehr ähnliches Gehör, sehr ähnliche Ideen, wie sich Dinge entwickeln sollten, und wir haben alle einen ziemlich ähnlichen Musikgeschmack. Das hat einfach super funktioniert.
Foto: Karo Schäfer / @cateyephotography
Wenn man sich das Album anhört, stellt man fest, dass es sehr kontrastreich ist: Auf cleane und melodische Parts folgen heavy Breakdowns und schnelle Rhythmen, gemischt mit Downtempo-Elementen. Wie stellt ihr euch die neuen Songs bei einer Live-Performance vor?
Sam: Die neuen Stücke werden live großartig funktionieren. Schon beim Schreiben haben wir uns vorgestellt, wie sie auf der Bühne wirken. „Whiplash“ hat so viel Energie, besonders im Mittelteil – da sehe ich die Crowd ausrasten. Das Wechselspiel aus schnellen Rhythmen, ruhigen Momenten und harten Breakdowns erzeugt eine starke Dynamik. Ich liebe es, mit Erwartungen zu spielen: Nach den ersten Songs denkst du, das Album durchschaut zu haben, und dann kommt ein Track wie „Everything ends“ und überrascht dich komplett. Diese Kontraste machen das Album spannend und werden live für besondere Momente sorgen.
Dan: Genau, es geht darum, den Hörer ständig auf Trab zu halten. Songs wie „Everything ends“ oder „Elegy“ haben diese plötzlichen Wendungen, die live richtig reinhauen werden. Wir lieben es, diese extremen Gegensätze auszureizen, weil sie live einfach für unfassbare Energie sorgen.
Ihr werdet dieses Jahr mit LINKIN PARK auf Tour zu gehen, wie fühlt sich der Gedanke daran an?
Dan: Für uns, wie wahrscheinlich für viele in unserem Alter, waren LINKIN PARK eine unglaublich einflussreiche Band. Wir sind mit ihrer Musik aufgewachsen, und sie haben so viel für die Heavy-Music-Szene getan. Sie waren eine Art Gateway-Band, die viele Menschen in diese Welt eingeführt hat. Chester zum Beispiel hat mit seinem sein Gesang, diese Mischung aus Screams und cleanen Vocals, gefühlt jede Band heutzutage beeinflusst. Er hat auch mich inspiriert, und ich bin mir sicher, dass Leute wie Oli Sykes und viele andere ebenfalls von ihm geprägt wurden. Es ist einfach unglaublich, dass wir diese Möglichkeit bekommen. Es fühlt sich ähnlich an wie damals mit METALLICA – das sind Momente, bei denen man realisiert, dass man etwas richtig macht und dass diese Chancen wirklich etwas Besonderes sind. Wenn dich jemand fragt, ob du mit LINKIN PARK touren willst, gibt es nur eine Antwort. Das sind Angebote, die du nicht ablehnen kannst.
Sam: Es ist manchmal schwer, solche Erlebnisse wirklich zu begreifen, wenn man mitten drinsteckt. Wir sind eine dankbare Band, weil wir uns alles hart erarbeiten mussten – nichts wurde uns geschenkt. Aber wenn dann plötzlich Lars Ulrich oder James Hetfield in deiner Garderobe stehen, denkst du: Was zur Hölle passiert hier gerade? Diese Erfahrungen holen dich aus der Routine und machen dir klar, wie besonders das alles ist.
Welche Hoffnungen und Ziele habt ihr für die Zukunft?
Sam: Wir hoffen einfach, dass die Leute eine Verbindung zu dem Album aufbauen. Das ist immer das Wichtigste. Und natürlich, dass wir froh und gesund bleiben – als Menschen und als Band.
Dan: Ziele setzen wir uns immer wieder neu. Früher dachten wir, ein Konzert vor 1.000 Leuten in London wäre das Größte, was wir erreichen könnten. Jetzt reden wir über Arena-Touren mit 15.000 Tickets und fragen uns, wie nah wir dem Headliner-Slot bei Festivals wie Rock am Ring kommen könnten. Das fühlt sich nicht mehr unerreichbar an. Aber wir gehen Schritt für Schritt, so wie bisher.
Philip Zimmermann
VERLOSUNG
AUTOGRAMME! Unsere englischen Freunde ARCHITECTS zieren nun zum vierten Mal das Cover! Und da wir Sam und Dan in Berlin zum Interview getroffen haben, haben wir ihnen direkt mal die alten Ausgaben mitgebracht und unter die Nase gehalten. Damit könnt ihr nun bei uns die Fuze-Ausgaben 58,73 oder 86 gewinnen – von Sam und Dan persönlich für euch signiert zum Einrahmen und an die Wand hängen! Also je eine der drei signierten Ausgaben! Einfach eine Mail mit dem Betreff: „FUZE und ARCHITECTS, zwei meiner liebsten Dinge!“ an office@fuze-magazine.de (Si apre in una nuova finestra) schicken. Einsendeschluss ist der 17.03.2025.
Hier gibt es die alle AGB zur Teilnahme:
https://www.ox-fanzine.de/agb#Anker (Si apre in una nuova finestra)