Passa al contenuto principale

"Die Möglichkeit von Glück"

„Stine kommt Mitte der 80er Jahre in einer Kleinstadt an der ostdeutschen Ostsee zur Welt. Sie ist ein Kind der Wende. Um den Systemwechsel in der DDR zu begreifen, ist sie zu jung, doch die vielschichtigen ideologischen Prägungen ihrer Familie schreiben sich in die heranwachsende Generation fort. Während ihre Verwandten die untergegangene Welt hinter einem undurchdringlichen Schweigen verstecken, brechen bei Stine Fragen auf, die sich nicht länger verdrängen lassen. Anne Rabe hat ein ebenso hellsichtiges wie aufwühlendes Buch von literarischer Wucht geschrieben. Sie geht den Verwundungen einer Generation nach, die zwischen Diktatur und Demokratie aufgewachsen ist, und fragt nach den Ursprüngen von Rassismus und Gewalt.“

In Anne Rabes Roman ist die Ich-Erzählerin Stine auf der Suche nach ihren Wurzeln. Sie beginnt bei ihrem Großvater, Opa Paul, zu dem sie als Kind eine enge Beziehung gehabt und der ihr beim gemeinsamen spazieren Gehen aus seiner Jugend erzählt hat. Nachdem auch seine Frau Eva gestorben ist, bittet Stine ihren Bruder Tim, alle Unterlagen der Großeltern und das kleine Steckhalmaspiel einzusammeln, das sie so gemocht hat. Außer zu Tim hat Stine keinen Kontakt mehr zu ihrer Familie, denn sie kann ihrer Mutter nicht verzeihen, wie sie als Kind von ihr behandelt wurde. Man möchte das Buch am liebsten zuklappen, wenn die erlebten Kindesmisshandlungen beschrieben werden. Ausgehend von den Papieren ihrer Großeltern beginnt Stine zu recherchieren und fragt sich, wer ihr Opa Paul eigentlich gewesen ist.

„Auf den Filmen und Bildern aus dem Zweiten Weltkrieg suche ich nach Opa Paul. Ich suche sein Gesicht in den Schützengräben von Stalingrad und auf den Gefangenenmärschen der Roten Armee. Ich finde ihn nicht. Nirgends.“

Nach der NS-Zeit richtet Stine ihren Blick auf die Zeit in der DDR. War ihr Großvater Täter oder Opfer in diesem Unrechtsregime? Sie stellt einen Antrag bei der Stasi-Unterlagenbehörde und muss sich damit zufriedengeben, dass es über Paul keine Akten gibt. Doch sie findet heraus, dass ihm die Johannes-R.-Becher-Medaille verliehen worden ist, die höchste Auszeichnung des Kulturbundes der DDR, allerdings nicht, wofür er diese erhalten hat. Doch sie weiß nun immerhin, dass Paul 1953 in Werder Rektor einer Schule gewesen ist.

In einem zweiten Erzählstrang sucht Stine den Kontakt zu ihrer Schulfreundin Ada. Sie versucht sich zu erinnern, was damals vorgefallen ist und warum sich ihre Wege getrennt haben. Dieser Teil des Romans wäre für mich eine eigene Geschichte, weil die Auseinandersetzung Stines mit ihrer Familiengeschichte schon intensiv und ausreichend ist.

Unwillkürlich habe ich begonnen, über meine eigene Familie nachzudenken, über diejenigen, die schon nicht mehr da sind. Es ist zu spät, um meine Großeltern noch irgendetwas zu fragen. Umso gespannter verfolgt man, wie Stines Recherchen ausgehen. Leider sind die Rückblenden etwas sprunghaft, sodass die Orientierung im Roman schwerfällt, gerade wenn man das Buch nicht am Stück liest. Dennoch bin ich begeistert von diesem tollen Roman. Ich habe mich bei vielen Themen wiedergefunden und in die eigene Kindheit und Jugend zurückversetzt gefühlt.

Danke fürs Lesen ❤️

Danke an den Klett-Cotta Verlag für das Rezensionsexemplar.

Argomento Bücher

0 commenti

Vuoi essere la prima persona a commentare?
Abbonati a Ela_sstudies e avvia una conversazione.
Sostieni