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Klopapier & Spiele statt echter Veränderung & Menschlichkeit

16. Januar 2022

Warum ich gerade jetzt ganz besonders für Vielfalt einstehe.

Mein Herz ist aktuell oft schwer. Ich fühle eine Enge in meinem Körper, eine Schwere um mich herum. Immer wieder bin ich verzweifelt und wütend. Und traurig. Und ich habe mich entschieden: Ich möchte diesen Empfindungen Raum geben, ihnen Ausdruck verleihen. Weil ich mir selbst vertraue. Und weil es an der Zeit ist, dass ich für meinen Kernwert der Vielfalt auch in der Corona-Debatte einstehe:

Etwas mehr als ein Jahr ist es nun her, dass ich zum ersten Mal Menschen begegnet bin, die das Vorgehen der Bundesregierung gegen das Coronavirus kritisch sahen. Menschen wie du und ich, Menschen die ihre ganz eigenen Erfahrungen mit Autoritäten gemacht haben. Menschen, die ihre ganz eigene Lebensgeschichte mitbringen. Und so lernte ich – in diesem Maße wahrscheinlich zum ersten Mal in meinem Leben – was es wirklich heißt, andere Meinungen zuzulassen und dabei nichtsdestotrotz respektvoll, wertschätzend und menschlich miteinander umzugehen. 

Und ich sage euch, das war nicht einfach: Oft musste ich mir auf die Zunge beißen, meine Wut im Zaum halten, wertfreie Worte für meine Argumentationen suchen. Meine Sichtweise baute auf eine Vorstellung der Corona-Krise als eine riesen Chance zu einer echten Veränderung – hin zu einer besseren, menschlicheren & lebenswerteren Welt. 

Einmal wurde ich als „naiv“ beschimpft, oft aber hörten mir die Gegenüber interessiert zu, stiegen wir in intensive Diskussionen ein. Es waren anstrengende, herausfordernde Wochen – mit vielen emotionalen, intensiven Momenten. Und so durfte ich selbst erleben, dass es wirklich leichter & weniger anstrengend ist, sich mit Menschen mit derselben Meinung zu umgeben. Es fühlt sich so viel wohliger, so viel sicherer an. 

Aber: Da ich sonst als bekennende Feministin oft „die Anstrengende“ für andere bin, wollte ich mich hier nicht drücken ;-). Denn ich setze mich ja für mehr Vielfalt in Führung ein, so lautet die Vision unter der mein tägliches Handeln steht.

Und dann wird das, was ich letztes Jahr noch als Verschwörung abgetan habe, plötzlich Wahrheit: In meinem Heimatland wird über eine Impfpflicht diskutiert. Einige Menschen beschuldigen sich gegenseitig, manche Freundschaften & Partnerschaften gehen auseinander. Manch ein Geimpfter will nichts mehr mit ungeimpften Menschen zu tun haben. Manch ein Ungeimpfter flüchtet sich in neue Gemeinschaften.

So war ich in den letzten Monaten oft aufgewühlt und traurig – aus Fassungslosigkeit, aus Verzweiflung. Zu beobachten, zu erfahren, zu fühlen wie einige Menschen aktuell miteinander umgehen, lässt mein Herz schwer werden. Es widerspricht meinen tiefsten Werten von Akzeptanz, Liebe und Meinungsfreiheit von jedem Lebewesen auf dieser Erde. In meinem Weltbild hat jede*r einzelne von uns das Recht, seine Meinungen frei zu äußern und zu leben, solange er/sie damit keinem/keiner anderen schadet.

Wenn es aber wichtiger ist, Fußballstadien zu füllen als echte Lösungen dafür zu finden, wie wir mit dem Virus leben können… . Wenn es wichtiger ist, mit Großveranstaltungen möglichst viel Geld zu verdienen als endlich Räume & Wege zu schaffen, in denen Kinder, Jugendliche, Erwachsene und Senior*innen wieder in Gemeinschaft LEBEN können… 

Dann sehe ich das aktuelle Vorgehen der Bundesregierung mehr als kritisch.

Seit fast zwei Jahren wird das Corona-Thema politisiert, werden Menschen kontinuierlich in Angst versetzt, wird Wissenschaft als Allheilmittel proklamiert, werden Menschen allen Alters an die Grenzen ihrer physischen und psychischen Kräfte getrieben… 

Ich möchte hier bewusst keine Debatte über Wissenschaft & Fakten starten. Wir alle wissen mit Blick auf die Menschheitsgeschichte, dass Wahrheit immer subjektiv war und bleibt. Wir alle wissen, dass die vorherrschende Meinung nicht immer unbedingt „die Richtige“ war oder ist. Diese Unsicherheit auszuhalten & zu akzeptieren ist Teil der aktuellen Herausforderung. 

Ich für meinen Teil wünsche mir, dass wir Wege finden, die für uns als gesamte Gesellschaft gangbar sind. Wege, die ohne Ausgrenzung & Druck auf Teile der Bevölkerung möglich sind. Wege, die Menschlichkeit & Miteinander in den Vordergrund stellen. 

Ich wünsche mir, dass wir die Krise endlich als Chance begreifen. 
Als Chance dazu, eine wirklich bessere Welt für alle zu gestalten anstatt einfach nur mit Biegen & Brechen zurück ins Vor-der-Krise, die Gewinnmaximierung, das Burnout-Zeitalter & und die Umweltzerstörung zu wollen. 

Ich trete für neue Führungsformen ein – auch im Umgang mit der aktuellen Situation. Und ich trete für eine neue Welt ein – eine Welt voller Menschlichkeit, Mitgefühl, Liebe & Freiheit. Eine Welt, in der jede & jeder Einzelne von uns selbstbestimmt & verantwortungsvoll leben kann. 

Also ihr Lieben, lasst uns zusammenstehen – gerade in so schweren Zeiten wie jetzt. Lasst uns einander zuhören und über unsere Bedenken und Ängste sprechen anstatt einander zu verurteilen. Lasst uns einander stärken anstatt uns gegenseitig niederzumachen. Lasst uns einander akzeptieren & respektieren – egal welcher Corona-Meinung unser Gegenüber ist. Lasst uns gemeinsam ganz neue, integrative Wege finden, um mit dem Virus zu leben. 

Denn ich glaube weiter fest an meine Vision: Eine neue, friedliche, freie, menschliche & lebenswerte Welt ist möglich. Und sie beginnt mit dir und mir. 

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