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#4 Alles für die Brand? - Politik und Aktivismus auf Twitch

Kolumne vom 30.05.2024

Dieser Text ist ein Versuch. Ein Angebot. Eine Einladung. Er soll niemanden persönlich angreifen und ich habe auch keine spezifische Person im Kopf, während ich diese Worte schreibe. Mir geht es vielmehr darum, eine solidarische Kritik zum Ausdruck zu bringen, an Dingen, die ich seit einiger Zeit auf Twitch beobachte – besonders seit dem letzten Jahr. Ich möchte zum Nachdenken anregen und vor allem Konzepte zur Verfügung zu stellen, um eine Reflexion der aktuellen Verhältnisse zu ermöglichen. Dieser Text ist eine solidarische Kritik an der deutschsprachigen, sich als links verstehenden Influencer*innen bzw. Twitch-Szene. Von der ich – wenn auch kein sehr relevanter – Teil bin. Das bedeutet, dass alles wovon ich schreibe auch mich betrifft und das ist tatsächlich auch ein großer Faktor, warum ich diesen Text überhaupt schreibe.

Seit meinem ersten Stream im Jahr 2020 hatte ich eine spezifische Idee im Kopf, warum ich überhaupt mit dem Streamen begonnen habe. Die entstand als ich mitbekommen habe, dass es, vor allem im englischsprachigen Raum, Streamer*innen gab, die Gaming Content mit Politik verbanden. Ich fand es großartig, dass es ganze Communities gab, die sich miteinander zu politischen Themen informierten, gemeinsam lernten und währenddessen eine gute Zeit miteinander hatten. Außerdem waren dies oft Personen, die selbst queer waren und aus diesem Grund für mich auch wichtige Repräsentation in einer Szene, von der ich mich, seit Kindestagen an, dauernd exkludiert fühlte. In meinem Umfeld, welches in Pandemiezeiten immer mehr schrumpfte, gab es wenig Interesse an Politik, obwohl es diesem gut getan hätte. Nachdem es mir aus mehreren Gründen nicht möglich war, mich weiter lokal aktivistisch zu betätigen, dachte ich, ich hätte auf Twitch einen Ort gefunden, der mir das ermöglichen würde. Zu sehen, dass es auch eine deutschsprachige Szene gab, in der linke Aktivist*innen sich mit ihren Communities für politische Themen einsetzten, gab mir Hoffnung. Doch nicht alles ist Gold, was glänzt.

Im Laufe des letzten Jahres, in dem ich mich intensiver in die deutschsprachige, linke Szene eingebunden habe, habe ich bemerkt, dass die anfängliche Hoffnung immer mehr schwand und stattdessen zu Resignation und Müdigkeit wurde – die ich auch meine bei anderen Menschen zu beobachten, die sich in dieser Sphäre bewegen. Ich begann mich zu fragen, warum und bemerkte immer mehr Widerstand in mir, das, was ich auf Twitch in dieser Szene vorfand, als Aktivismus zu bezeichnen. Doch wer bin ich, um entscheiden zu können, was Aktivismus ist? Die Frage ist auch offline nicht so einfach zu beantworten und ich würde niemals behaupten, dass nur offline Aktivismus der „echte“ Aktivismus ist. Warum ist es mir überhaupt so wichtig zu benennen, welcher Aktivismus der bessere ist? Woher kommt dieses Verlangen, jemandem das aktivistisch-Sein abzusprechen? Und warum ist mir diese Idee noch in keinem anderen Kontext gekommen als auf Twitch? Und was soll das Ganze überhaupt bringen?

Die Ergebnisse dieses Reflexionsprozesses möchte ich in diesem Text niederschreiben in der Hoffnung, dass sie nicht nur mir von Nutzen sein werden. Sondern uns als Communities dabei helfen können, zu benennen, was gerade passiert und im Besten Fall uns dazu bringt, unser eigenes Veränderungspotenzial zu begreifen. Wirkliche Lösungen kann ich aber auch nicht anbieten. Dafür brauchen wir wohl auch mehrere Köpfe.

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