Bild des Monats April
IRINA

Ich traf Irina kurz nach dem Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine. Eine kurze Interaktion – ein ernstes Gespräch. Wir schilderten uns gegenseitig unsere Ohnmachtsgefühle. Sie erzählte von Wut und Enttäuschung und dem Glauben an die guten Leute in dieser Welt. Ein Gespräch zwischen Hoffnung, der Sinnhaftigkeit von Visionen und der Kraft durch glauben an die eigenen Werte. Daneben Fassungslosigkeit, die uns beiden den Atem verschlug. Im Gesicht dieser Frau begegneten mir Unsicherheit, Stolz, Zorn und Trotz (Widerstandsbestreben) in derselben Minute. Ich ging ins Atelier, sammelte meine Eindrücke zusammen und formte aus der Erinnerung dieses vielsagende Bild.

Die Nachrichten aus der Ukraine bestimmen die Medien. Ich sah diese drei jungen Männer. 18, 19 und 21 Jahre alt. Sie hatten sich entschieden, im Krieg für ihr Land zu kämpfen und sich freiwillig bei der ukrainischen Armee gemeldet. Ausgestattet mit Ausrüstung saßen sie im Aufnahmelager und warteten auf das Ungewisse, was nun kommen sollte. Aus Wut wurde Aggression. Aus Entsetzen wurde Angst, aus Ungewissheit wurde ein Hin– und Hergerissensein. Diese drei suchten die Lösung in Kampfbereitschaft.
Es könnten auch mein Sohn und seine Freunde sein.
Bildunterschriften
Bild 1:
IRINA
Pigmenttusche/Papier (2022)
21 x 30 cmBild 2:
WIR GEHEN (HIN)
Pigmenttusche/Papier (2022)
24 x 17 cm