Raketenangst
Moin,
hast Du auch lauter Flashbacks in den letzten Tagen? Der Krieg in der Ukraine triggert lauter Jugenderinnerungen, an Friedenskonzerte, Nachrüstung mit Pershing-Raketen und der latenten Angst vor der plötzlichen Auslöschung in hellen Blitzen. Dieser Text enstand im Rahmen meiner "Original Morgenseiten" (Si apre in una nuova finestra), die Du abonniert hast (und hier zum Nachlesen findest). Am Ende des Textes findest Du einen freundlichen Spendenaufruf, aber nu lies bitte gerne erst einmal ...
Die Erinnerung überfiel mich morgens um fünf. Ich hatte das jugendliche Gesicht meines Klassenkameraden Torsten vor Augen.
Torstens Eltern hatten einen Atombunker, und deswegen war er für mein 14-jähriges Ich ein Experte.
1982 war ein langer Winter, der auch unsere Klassenreise beeinflusste. Wir waren geradezu sträflich unvorbereitet vom Hamburger Vorfrühling in die Harzer Berge versetzt worden. Vier Stunden im Bus, rumalbern und langweilen. Beim Herumstapfen auf sonst urigen Waldwegen versank mein Freund Axel bis zum Bauch im Schnee.
Die Nässe war zu kalt, unfair klamm geradezu. Die Wände des Schullandheims gaben ihr Bestes. Trotzdem wurde es nicht warm.
Zum Graubrot mit Käse und Teewurst gab es Hibiskustee aus einer grossen Stahlkanne. Wärmer wurde uns davon nicht.
Abends kuschelten wir uns unter die Decken. Ich war einer der stärkeren Jungs, ich lag oben. Axel, der sehr blonde Haare hatte, fragte: kann denn dein Bunker auch einer Neutronenbombe wiederstehen?
Ich hatte ja keine Ahnung, in welcher Gefahr ich mich befand, als Torsten im Detail erklärte, was Neutronen, von der Bombe beschleunigt, mit dir anstellen.
Wir alle haben die ganze Nacht nicht geschlafen. Ich erinnere mich noch, dass nie Vorstellbare sich umarmten. Ich hatte so eine Angst, dass ich beim Blick aus dem Fenster der Jugendherberge den Himmel über den Kiefern absuchte, nach Anzeichen von russischen SS-20 Raketen.
Spendenaufuf
Wie Du weisst, bin ich Segler (Si apre in una nuova finestra) und schreibe auch darüber (Si apre in una nuova finestra). Seit einiger Zeit supporte ich die "Mission Lifeline", die sich für Seenotrettung im Mittelmeer einsetzt. Nun übertragen sie die Idee auf den Landweg und brauchen Spenden für Hilfgüter für die Ukraine. Spende also gerne, was (Si apre in una nuova finestra). Oder bestelle eines meiner E-Books; den Reinerlös spende ich dann! (Si apre in una nuova finestra)
Dein Erik