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Ikonen sterben nie

Vor gute einem Jahr ist eine DER Ikonen des Fussballs gestorben, Armando  Diego Maradona. Nun, eigentlich ist nur der Mensch gestorben, der mit  seiner aussergewöhnlichen Art Fussball zu spielen, dieser Ikone erst  leben eingehaucht hat. Die Ikone selbst lebt natürlich weiter. Ist  vielleicht jetzt, da der Mensch nicht mehr stört, lebendiger und größer,  als je zuvor.

Podcast zum Thema "POP Ikonen":

https://www.blogfrei.de/pop-podcast/ikonen/ (Si apre in una nuova finestra)

Was muss das für ein Gefühl sein, von anderen Mitmenschen und  Zeitgenossen in den Olymp gehoben zu werden. Zuerst ist es bestimmt  toll. Aber irgendwie sehnen sich diese Wesen doch nach der guten alten  Erde zurück, nehmen dafür Drogen und Abstürze in Kauf. So sehr wollen  sie von da oben wieder weg.

Und da macht es meiner bescheidenen Erkenntnis nach auch keinen  Unterschied, welcher Herkunft diese Ikone ist. Maradona kam aus armen  Verhältnissen, Che Guevara war Bürgersohn. Und Massenmörder. Trotzdem  taugt er bis heute zur Ikone.

Das 1960 von Alberto Korda aufgenommene Portait des zum „Commandante“  gereiften Arztes ist unverlassbare Heimat der Ikone, die dem lebendigen  Che längst entrückt ist. Selbst mit dem Kommunismus hat diese nicht  mehr viel am Hut. Man kann Eiscreme und Strampler ihr verzieren. Dass  auch dieser Mensch aus Argentinien kam, spielt keine Rolle mehr.

Ikonen sind dabei ziemlich machtlos. Sie können aufgeladen und wieder  entladen werden. Bei Che Guevara, dessen kubanische Tagebücher mich  wegen der Kälte faszinieren, mit der dieser Mensch anderen das Leben  genommen hat, obwohl er als Arzt schwor, eben dieses zu schützen, hat  mir die Ikone gleich mit vergällt. Anderen ist das egal. Sie laden Che  mit dem reinen Widerstand auf, den sie dann auf Pegida-Demos tragen.  Guevaras ikonische Fotografie auf den Bauch gedruckt. Er kann sich nicht  mehr wehren, der Brutalisnki schweigt. Die Ikone wirkt.

Wissenschaftlich klingt das dann so: „Pop-Ikonen bilden einen eigenen  diffusen Horizont von Bedeutungen aus, der sich als Stil- und  Design-Phänomen niederschlägt, so dass sie sowohl in eine ökonomische  wie symbolische Zirkulation eingestellt sind. … Polit-Figuren wie Mao  Tse-Tung oder Che Guevara, selbst Adolf Hitler, können zu Bild-Zeichen  werden, die im populärkulturellen Gebrauch zu reinen Stil-Figuren  absinken, die ursprüngliche Repräsentanz als Vertreter kultureller,  ideologischer oder politischer Richtungen einbüßen und zu allgemeinen  Indikatoren von Lebens- und Welthaltungen werden.“ Lexikon der  Filmbegriffe der Uni Kiel

Mir scheint es so, dass Ikonen gemeinsam haben, dass sie immer auch  fehlbar sind, menschlich Fehlerhaft oder sogar Böse. Maradonas bizarre  Auftritte auf den Rängen der letzten WM sind mir da noch gut in  Erinnerung. Und werden bald verblassen. Während die Ikone überlebt,  herausgelöst aus der Zeit, die sie prägte.

Dieser Text erscheint im Rahmen meines Blog-Projektes Blogfrei, das regelmäßig in E-Books mündet.

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