Erfahrung gegen Euphorie - Finale bei den Frauen
von Christoph Fetzer
Der ECDC Memmingen und die Mad Dogs Mannheim spielen um die Deutsche Meisterschaft bei den Frauen. Die Titelverteidigerinnen aus Ingolstadt, die Rekordmeisterinnen aus Planegg - beide im Halbfinale raus. Memmingen ist die erfahrenere Mannschaft, holte drei Meistertitel in den vergangenen sieben Jahren. Die jungen Wilden aus Mannheim wollen mit Euphorie und mannschaftlicher Geschlossenheit dagegenhalten. Unsere Vorschau auf das Finale.
Memmingen vs. Mannheim - erster Puck Drop im Finale ist am Samstag um 15.30 Uhr
© Alwin Zwibel
Daria Gleißner hat lange auf diesen Moment gewartet. Finale um die Meisterschaft, die Chance auf ihren vierten Titel, den ersten seit 2019. Gleißner spricht von „Höhen und Tiefen“ - und meint damit nicht nur ihre Mannschaft, sondern auch sich selbst. In der Saison 2021/22 war die Kapitänin des ECDC Memmingen monatelang ausgefallen. Herzmuskelentzündung. Kurz vor der Weltmeisterschaft 2021 hatte sie die Diagnose bekommen. Die WM im August sagte sie natürlich ab. Aber zur Olympia-Qualifikation mit der deutschen Nationalmannschaft im November, da war sie sich sicher, würde sie wieder fit sein. Es kam anders.
Daria Gleißner, Nationalspielerin und Kapitänin des ECDC Memmingen
© Alwin Zwibel
Mit einer Herzmuskelentzündung ist nicht zu spaßen. Gleißner wusste nicht, ob sie jemals wieder Eishockey spielen würde können. Auf der Tribüne verfolgte sie, wie die Nationalmannschaft in Füssen die Quali für die Olympischen Spiele in Peking 2022 verpasste. „Das war natürlich schwer“, sagt sie. Die Erfolge feierten die anderen, Dänemark fuhr an Stelle von Deutschland zu Olympia. Und in der Liga? Ein paar Monate später hatte der ERC Ingolstadt in der Meisterschaft die Nase vorne - die Finalserie gegen Memmingen ging mit 3:1 an die Eisenschmid-Schwestern, Marie Delarbre & Co. Daria Gleißner gab zum Start der Playoffs ihr Comeback. Fast eine komplette Saison hatte sie verpasst.
Memmingen im Finale klarer Favorit
Ein Jahr später ist Memmingen zurück im Finale. Am Wochenende startet der Hauptrundenerste mit zwei Heimspielen in die Serie gegen die Mad Dogs Mannheim (Samstag: 15.30 Uhr, Sonntag: 12.30 Uhr). Memmingen ist in der Best-of-five-Serie klarer Favorit. In der Hauptrunde gab es nur eine einzige Niederlage, Ende November gegen Ingolstadt. Sieben der elf besten Hauptrunden-Scorerinnen spielen in der Mannschaft von Trainer Waldemar Dietrich. Auch die DFEL-Topscorerin, Theresa Knutson aus den USA (14 Tore und 18 Assists in 20 Spielen). Die bildet zusammen mit der deutschen Rekordnationalspielerin Andrea Lanzl und Sonja Weidenfelder die erste Reihe. „Sie haben im Halbfinale dominiert“, sagt Julia Zorn, die ehemalige Kapitänin der Nationalmannschaft (Si apre in una nuova finestra). Im Halbfinale war sie mit dem ESC Planegg in der Best-of-five-Serie klar mit 0:3 an Memmingen gescheitert.
Zweitbeste Scorerin der Hauptrunde: Sonja Weidenfelder (#19)
© Alwin Zwibel
Aber der ECDC Memmingen hat nicht nur diese erste Reihe, die Mannschaft ist sehr tief besetzt. "Das ist wahrscheinlich der stärkste Kader, den wir je hatten", sagt Daria Gleißner. Julia Zorn, die jahrelang mit vielen Memminger Spielerinnen in der Nationalmannschaft auf dem Eis stand, ergänzt: "Memmingen weiß, wie man Meisterschaften gewinnt."
Mannheim mit Euphorie und einem guten Gameplan
Das wissen die Mad Dogs noch nicht. Der Mannheimer ERC gewann zwar bis zum Jahr 2000 fünf Titel, die Mad Dogs aber stehen zum ersten Mal im Finale. Was spricht für das Team von Coach Randall Karsten? "Sie kommen viel über die physische Komponente und bringen Euphorie mit", sagt Julia Zorn. Schließlich hat Mannheim im Halbfinale die Titelverteidigerinnen rausgeworfen. „Natürlich sind wir alle sehr motiviert nach dem 3:1 gegen Ingolstadt", meint Mannheims Torhüterin Jessica Ekrt. "Wir haben uns in den Spielen sehr gesteigert und wollen das mitnehmen."
Mannheim zählt nicht auf die Einzelspielerinnen, sondern auf den Zusammenhalt in der Mannschaft und den Gameplan. Für den ist Trainer Randall Karsten zuständig. „Aus sportlicher Sicht sind wir endlich angekommen", sagt er. "Die kontinuierliche Arbeit zahlt sich jetzt aus, aber wir sind noch nicht am Ziel. Am Wochenende können wir nur gewinnen und wollen es Memmingen so schwer wie möglich machen. Wir sind alle heiß auf die Finalrunde.“
Der Druck liegt bei Memmingen. Kapitänin Daria Gleißner spürt ihn. "Wir waren von Anfang an in der Favoritenrolle. Diese Rolle anzunehmen und jedes Wochenende zu performen, ist mental gar nicht so einfach", meint sie. Gleißner könnte mit dem Gewinn der Meisterschaft endgültig einen Haken hinter die schwere Zeit machen, die hinter ihr liegt. "Ich habe nach der Herzmuskelentzündung ein bisschen gebraucht. Aber ich habe keine Spätfolgen und bin beim Leistungslevel wieder bei 100 Prozent", sagt sie.
Das Finale, es kann kommen.
Die Spieltermine:
Spiel 1: 11.03.2023, 15:30 Uhr ECDC Memmingen – Mad Dogs Mannheim
Spiel 2: 12.03.2023, 12:30 Uhr ECDC Memmingen – Mad Dogs Mannheim
Spiel 3: 18.03.2023, 16:45 Uhr Mad Dogs Mannheim – ECDC Memmingen
Spiel 4: 19.03.2023 11:00 Uhr Mad Dogs Mannheim – ECDC Memmingen (falls notwendig)
Spiel 5: 25.03.2022 19:00 Uhr ECDC Memmingen – Mad Dogs Mannheim (falls notwendig)
Den Livestream und weitere Informationen zur DFEL gibt es unter: www.deb-online.live (Si apre in una nuova finestra)