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Thema der Woche: Die DEG steigt ab

von Bernd Schwickerath

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© City-Press

Es muss schon einiges geschehen, damit die Fans der Düsseldorfer EG innerhalb von wenigen Tagen die Kölner Haie und die Iserlohn Roosters anfeuern. Aber in der Not muss man über alte Gewissheiten halt hinwegsehen. Und Not beschreibt den Zustand ganz gut, im dem die DEG sich gerade befindet. Beim ersten Mal klappte es noch, die Haie drehten am Sonntag ein 0:3 in Augsburg zu einem 4:3, aber an diesem Freitag klappte es eben nicht mehr.

Eine absurde Szenerie war das: Die DEG hatte gerade 3:0 gegen Wolfsburg gewonnen, aber von Jubel oder Partymusik war im Dome nichts zu hören. Sekunden nach der Schlusssirene lief auf dem Videowürfel sofort die Übertragung vom Parallelspiel in Iserlohn. Knapp 12.000 Fans auf den Tribünen, die Spieler und DEG-Mitarbeiter auf dem Eis – sie alle schauten gebannt unters Hallendach. Und hätten die Iserlohner wirklich noch getroffen, der Dome hätte einen der lautesten und gleichzeitig skurrilsten Momente seiner Geschichte erlebt. Aber das Tor fiel nicht mehr, Augsburg gewann 3:2, die DEG stand als sportlicher Absteiger fest. Eine „Katastrophe“, sagte Manager Niki Mondt, „die bitterste Stunde, die ich bisher im Eishockey erlebt habe.“

In den Minute nach der Entscheidung herrschte eine Mischung aus Schockstarre, Trauer und Wut in der Halle. Die einen schauten regungslos ins Leere, viele Menschen weinten hemmungslos, andere pfiffen und buhten und pöbelten. Vor allem, als Pressesprecher Frieder Feldmann dann ans Hallenmikrofon ging und eine kleine Rede hielt: Entschuldigung, wir kommen wieder, bleibt uns treu. Was man dann halt sagt.

Feldmann ist eine Institution bei der DEG, weit mehr als ein Pressesprecher. Noch nie wurde der ausgepfiffen. Aber das galt auch am Freitag nicht wirklich ihm. Feldmann war in dem Moment einfach das Symbol für die DEG. Für eine scheiternde DEG. Das weiß er auch selbst, wie er nachher sagte. Die Leute hätten ein Ventil gebraucht.

Nicht wenige waren empört, dass es Feldmann war, der sich dem DEG-Volk stellen musste. Hätten da nicht eher Geschäftsführer Harald Wirtz, Manager Niki Mondt oder Kapitän Philip Gogulla sprechen müssen? Für viele Fans sind das die drei Männer, die für den Niedergang stehen. Feldmann wollte genau das vermeiden. Schon er wurde ja niedergebrüllt, hätte einer der anderen das Mikro übernommen, hätte es eskalieren können.

DEG-Kapitän Philip Gogulla.

Bereits die ganze Saison fielen in den Kommentarspalten immer diese drei Namen. Häufig garniert mit maßlosen Anfeindungen. Sicher, wo Liebe ist, ist auch Hass. Aber das hier sprengte deutlich den Rahmen.

Zu kritisieren sind sie natürlich dennoch alle drei. Der dritte Abstieg der DEG-Geschichte nach 1959 und 1998 ist keine Verkettung unglücklicher Umstände. Der ist hausgemacht. Und er bahnte sich bereits länger an. Für manche ging es mit der Entlassung von Roger Hansson nach dem Viertelfinalaus 2023 bergab. Das mag zeitlich stimmen, aber das lässt den Fakt außer Acht, dass auch Hansson schon heftig kritisiert wurde. Dass die DEG damals oft lausig spielte, aber von einem überragenden Henrik Haukeland gerettet wurde. Zudem hatte Hansson keinen guten Stand bei den Spielern. Persönlich schätzten sie ihn, aber sie empfanden ihn als zu weich für den Chefposten. Das haben mehrere Spieler im persönlichen Gespräch gesagt.

Das Problem nach der Saison 2022/23 war ein anderes: Die DEG verlor mit Alexander Barta, Daniel Fischbuch und Tobias Eder auf einen Schlag drei deutsche Top-6-Stürmer, die im Verhältnis zu ihren Leistungen nicht sonderlich gut bezahlt wurden. Das war nicht zu kompensieren. Also baute Mondt das Team um, holte ausländische Topstürmer und deutsche Abwehrspieler. Sinan Akdag, Oliver Mebus, Torsten Ankert und Moritz Wirth. Aber keiner von denen brachte langfristig das, was sich Mondt von ihren versprochen hatte. Zudem war Kyle Cumiskey monatelang verletzt.

Hinzu kam ein unerfahrenes Trainerteam aus Thomas Dolak, Daniel Kreutzer und Alexander Barta. Dass alle drei Freunde von Niki Mondt sind, hielten viele für Klüngel. Hier habe einer Freunde mit Posten versorgt und nicht im besten Interesse der DEG gehandelt. Mondt hielt stets dagegen. Warum sollte er seinen Job riskieren? Was habe er davon, wenn die DEG Spiele verliert und Ziele verfehlt? Außerdem habe er mit der Entlassung von Kreutzer ja gezeigt, dass er den Job über Persönliches stelle. Aber die Saison war dennoch anstrengend. Erst am vorletzten Spieltag hielt die DEG die Klasse. Danach waren auch Dolak und Barta ihre Posten los.

Der Sommer danach war noch schwieriger. Plötzlich war kein Geld mehr da. Mondt konnte lange Zeit nichts planen, bekam Spieler nicht, die mit einem halbwegs normalen Budget zu haben gewesen wären. Also setzte er notgedrungen auf solche, die zwar Potenzial haben, die aber eher eine Wette sind. Und die ging fast nie auf. Von Beginn an stand die DEG unten drin. Hinzu kamen immer neue Verletzte, monatelang war die DEG nur mit drei Reihen unterwegs. Das schlauchte körperlich wie mental. Ständig brach das Team ein, kassierte Klatschen mit fünf, sechs oder noch mehr Gegentoren – was ihr im Endeffekt den Abstieg wegen der schlechteren Tordifferenz bescherte.

Zwar war dann irgendwann wieder Geld da. Dann kamen Spieler wie Paul Postma, Tyler Gaudet, Laurin Braun und Ryan McKiernan. Die machten das Team besser, im Januar schien die DEG aus dem Gröbsten raus zu sein, hatte sieben Punkte Vorsprung. Aber nach der Länderspielpause stürzte sie komplett ab. Was auch an den Umständen gelegen hat, wie am Freitag zu hören war. Der Tod von Tobias Eder ging vielen in Düsseldorf nah, in derselben Zeit starb die Schwester von Paul Postma, kurz später der Bruder von Alec McCrea. Wochenlang hing eine bleierne Schwere über dem Klub. „Ich habe noch nie in einem Team gespielt, in dessen Umfeld drei Menschen gestorben sind", sagte Haukeland gestern.

Entscheidend für den Abstieg sei aber die Situation im Sommer gewesen. Da verkündete die DEG, dass es finanziell schlecht aussehe, weil die Heimspiele im Dome immer teurer geworden sein. Hinzu kam, dass die Stadt, die die DEG jahrelang großzügig unterstützt hatte, ihr Engagement herunterfuhr. Zwar steigerte Wirtz die Sponsoreneinnahmen erheblich, hinzu kam der Zuschauerrekord, aber für die Mannschaft war plötzlich kaum Geld da.

„Niki hatte nie die Chance, ein Team aufzubauen, das den Ansprüchen genügt“, sagte Haukeland, der seinen Manager am Freitag explizit in Schutz nahm. Schuldig seien die Gesellschafter. Vor denen habe er zwar großen Respekt. „Aber wenn du kein Geld hast, sei kein Besitzer eines professionellen Sportteams.“

So ganz richtig ist das natürlich nicht. Die Gesellschafter haben auch diese Saison wieder ordentlich etwas reingelegt. Laut Haukeland aber zu spät, da konnte man nur noch nachverpflichten, der Kern des Teams stand. Und der war zu schlecht. Vielleicht nicht auf dem Papier, aber auf dem Eis.

Womit wir bei den Spielern und dem Trainer sind. Die sind mindestens genauso zu kritisieren wie Gesellschafter, Geschäftsführer und Manager. Denn zu viele blieben unter ihren Möglichkeiten. Vor allem die, die vorangehen sollten: Haukeland, Cumiskey, McCrea, Akdag, Gogulla, Ehl, Angle. Das war in Summe zu viel. Zumal auch die Laune in der Kabine nicht immer die beste gewesen sein soll. Dass da ein echtes Team aufs Eis geht, in dem sich jeder Spieler für die anderen zerreißt, war nur selten zu sehen. Und Steven Reinprecht, den intern zwar alle stets lobten, schaffte es auch nicht, das Team zu stabilisieren.

Nun liegt die DEG also am Boden. Natürlich ist da noch ein Fünkchen Hoffnung. Aber glaubt ernsthaft jemand, dass in der DEL2 kein aufstiegsberechtigtes Team Meister wird? Es sieht so aus, als würde die DEG die DEL wirklich verlassen müssen. Was auch für die Liga bitter ist. Als einer der größten Klubs mit einer der größten Hallen in einer der größten Städte wird die DEG fehlen.

Aber in erster Linie ist das ein Problem für sie selbst. Und zwar eins, das zur Unzeit kommt. Nicht nur, dass der Klub schon wieder einen Zuschauerrekord (9104) verkündete und dieses Jahr 90 Jahre alt wird, es sollte diesen Sommer auch bergauf gehen. Gesellschafter Jens Thiermann hatte Millionenzahlungen in Aussicht gestellt. Aber die sind an die erste Liga gebunden.

Deswegen nun gerade viel in der Schwebe. Bleibt Thiermann mit seiner Firma zumindest als Hauptsponsor dabei? Wie geht es mit Geschäftsführer Wirtz weiter? Wie mit Mondt und Reinprecht? Wie sieht das Team aus? Aktuell hat die DEG ja keinen einzigen Spieler für die DEL2 unter Vertrag. Welche Sponsoren bleiben erhalten? Nehmen die Fans die zweite Liga an? Und wie lange kann sich die DEG die DEL2 in einer so teuren Halle überhaupt leisten? Aktuell ist viel davon unklar. Die DEG liegt am Boden. Die Frage ist, wie schnell sie wieder aufstehen kann.

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